-> geschrieben in heise.de [1]. Kommentar zur Aussage:
> Extrem verdünnte homöopathische Medikamente sind UNMÖGLICH!
Solange du es nicht gemessen hast, gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass etwas drin ist.
→ Observable und Zustände [2]
Zustandsfunktionen können sich überlagern und interagieren, obwohl sie nur die Wahrscheinlichkeit beschreiben, dass an einem bestimmten Ort ein Teilchen gemessen werden könnte (genauer: Ihr Betragsquadrat ergibt die Wahrscheinlichkeit; noch genauer: < Zustand|Operator|Zustand > ergibt die Wahrscheinlichkeit. Wenn der Operator der Ortsoperator ist, ergibt es die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen an bestimmten Orten zu finden).
Allerdings ist die einzige physikalisch messbare Wirkung eben dieses Betragsquadrat der Zustandsfunktion. Bei einem einzelnen existierenden Teilchen ist das Integral über das Betragsquadrat dieses Teilchens über den gesamten Raum gleich eins (d.h. das Teilchen ist auf jeden Fall irgendwo - solange wir keine Vernichtung oder Erzeugung miteinbeziehen).
Wenn du aber vor der Gabe des Homöopathischen Medikaments misst, wieviele Teilchen wirklich drin sind, dann ist eine Interaktion zwischen Zustandsfunktionen nicht mehr möglich, denn dann wechselt die Zustandsfunktion in eine Eigenfunktion der Observablen (das Teilchen ist da):
-> Messprozess [3]
Wenn also geprüft werden soll, ob es "Feinstoffliche Wirkungen" gibt (wenn du sie als quantenmechanische Effekte annimmst), dann darf vor der Gabe der Homöopathika nicht gemessen werden, ob wirklich Moleküle drin sind.
Ob es quantenmechanische Wirkungen in der Homöopathie gibt kann ich nicht sagen. Darüber maße ich mir keine Aussage an, denn ich habe keine Experimente dazu gemacht.
Wenn aber Experimente gemacht werden, um solche Wirkungen zu widerlegen, dann müssen sie physikalisch sauber gemacht werden.
Und eine Argumentation damit, "dass gar nichts drin sein kann", muss miteinbeziehen, dass unsere Realität nicht auf unserer klassischen Mechanik aufbaut, sondern auf Quantenmechanik - die klassische Mechanik ist nur der Grenzfall für sehr viele Teilchen.
Wenn ein einzelnes Teilchen eine Auswirkung haben kann, dann könnte das auch für ein Präparat gelten, in dem nur mit 20% Wahrscheinlichkeit ein Teilchen ist.
Hier ist ein schönes Experiment, um zu prüfen, ob Homöopathische Medikamente durch Überlagerung von Zustandsfunktionen wirken.
Mach zwei Versuche:
Wenn homöopathische Wirkungen auf Überlagerung der Zustandsfunktionen beruhen, dann sollte Versuch 1 deutlich geringere Wirkungen haben als Versuch 2.
Solange den Versuch niemand gemacht hat, können Homöopathen über die Wirkungen frei spekulieren. Sie sollten allerdings nicht behaupten, Wirkungen dieser Art wären belegt.
Deine Aussage, dass extrem verdünnte Präparate unmöglich sind, ist allerdings in jedem Fall falsch. Nur wenn Versuch 1 und Versuch 2 das gleiche Ergebnis bringen, ist die messbare Anzahl von Teilchen im Präparat relevant für die Möglichkeit einer Wirkung.
PS: Jupp, ich verlinkte hier zur Wikipedia und nicht in meine Physikbücher. Der Grund ist einfach, dass die Wikipedia im Netz frei verfügbar und den meisten Internetnutzern vertraut ist. Meine Aussagen beruhen allerdings nicht auf der Wikipedia, sondern auf dem Sakurai und Konsorten.
PPS: Und wenn du jetzt sagst, dass Homöopathie mit seltsamen Begriffen arbeitet: In der Physik wird eine Zustandsfunktion als teilweise imaginär betrachtet. Sie wird rein real (und damit messbar), wenn wir sie mit ihrem konjugiert komplexen multiplizieren (=Betragsquadrat von komplexen Zahlen). Anders gesagt: "Es gibt rein imaginäre Zustände, die mit anderen Zuständen interagieren können. Unter bestimmten Umständen können wir die Auswirkungen dieser imaginären Zustände messen."
Viel seltsamer klingt "feinstoffliche Wirkung" nun auch nicht.
Also lassen wir doch anderen Forschern ihre seltsamen Begriffe, solange sie nicht behaupten, dass diese Begriffe mit denen aus anderen Wissenschaften übereinstimmen müssen, ohne das wirklich getestet zu haben.
PPPS: Der hier beschriebene Versuch klammert die Schwierigkeit aus, die Wirkungen von Homöopathika genau zu bestimmen, denn das ist eine Herausforderung für sich. Will heißen: Ich kenne noch keinen Versuch, in dem eine Wirksamkeit Homöopathischer Mittel wissenschaftlich sauber belegt worden wäre, sondern nur einen, der für Rheuma eine signifikante Wirkung der Behandlung zeigt [4] (Veröffentlichung [5], Artikel in Sciencedaily [6], Artikel im Telegraph [7]), allerdings keine signifikanten Effekte der Homöopathika selbst findet.
PPPPS: Nur damit es nicht überlesen wird, wiederhole ich das hier nochmal:
Ob es quantenmechanische Wirkungen in der Homöopathie gibt kann ich nicht sagen. Darüber maße ich mir keine Aussage an, denn ich habe keine Experimente dazu gemacht.
Wenn aber Experimente gemacht werden, um solche Wirkungen zu widerlegen, dann müssen sie physikalisch sauber gemacht werden.
Dieser Text wird in den Kommentaren auf noch tieferer Ebene weitergeführt: Folgediskussion [8].
Links:
[1] http://www.heise.de/tp/blogs/foren/S-Re-Extrem-verduennte-homoeopathische-Medikamente-sind-UNMOeGLICH/forum-168521/msg-17592201/read/
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik#Observable_und_Zust.C3.A4nde
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenmechanik#Messprozess
[4] http://www.southampton.ac.uk/camresearchgroup/research/homeopathy/Homeopathicremediesasatreatmentforrheumatoidarthritis.page
[5] https://www.researchgate.net/publication/51235521_Comment_on_Homeopathy_has_clinical_benefits_in_rheumatoid_arthritis_patients_that_are_attributable_to_the_consultation_process_but_not_the_homeopathic_remedy_a_randomized_controlled_clinical_trial_rep
[6] https://www.sciencedaily.com/releases/2010/11/101115122645.htm
[7] http://www.telegraph.co.uk/news/health/news/8131316/Homeopathy-works-but-it-is-talking-not-tinctures-that-helps-patients.html
[8] http://www.draketo.de/licht/politik/kommentare/extrem-verduennte-homoeopathika-quantenmechanik-vorsicht-mit-unbelegten-aussagen#comment-127