Korben (pdf) ----------
Kapitel 1
Dieses Jahr war wirklich alles schiefgegangen, letzten Monat hatte er einen Auftrag in den Sand gesetzt und seitdem keinen neuen mehr bekommen. Wären doch nur diese verfluchten Kerdoker, die er in die Stadt bringen sollte, nicht durchgegangen. Zu allem Übel war letzte Woche auch noch sein geliebtes Schwert Windstöter gestohlen worden und jetzt wollte ihm dieser glatzköpfige Wirt keinen Kredit mehr geben.
"Komm schon Senkan, morgen finde ich bestimmt eine Möglichkeit, mir etwas Geld zu verdienen" sagte er in der Hoffnung, dass dieser ihm noch ein Bier ausgeben würde. "Vergiss es Korben, das hast du schon letzte Woche gesagt", war die entmutigende Antwort des Wirtes. Da würde er wohl sein Kettenhemd versetzen müssen. Gerade wollte sich Korben aus der Tür schleppen, als der Wirt ihn zurückhielt: "Wenn du wirklich dringend Geld brauchst, dann solltest du zum Heiko in der Hafengasse gehen." "Warum hast du mir das nicht schon vor einer Woche gesagt?" schnauzte Korben Senkan an, aber dieser antwortete nur kühl: "weil du da noch nicht angenommen hättest." Mühsam besänftigte Korben seinen Zorn, denn der Wirt hatte verdammt noch mal recht, Heiko war der verrufenste Händler der Gegend und normalerweise würde kein Mensch bei klarem Verstand für ihn arbeiten. Er stand in dem Ruf Arbeiter in die Sklaverei zu verkaufen, aber Korben hatte keine Wahl. Entweder er hielt sich an Heiko oder er würde wohl bald Teller waschen müssen. Er wollte gerade die Schenke verlassen, als er die verhasste Stimme des fetten Glatzkopfes, der sich Wirt zu nennen wagte, durch den leeren Wirtsraum schallen hörte: "Und wie willst du bezahlen, Korben? Willst du mir Lügengeschichten erzählen, damit ich so gerührt bin, dass ich dir deine Schulden erlasse? Das zieht bei mir nicht! Entweder du zahlst jetzt alles oder ich hole die Büttel." Jetzt war es Korben endgültig zuviel. Mit einer geübten Bewegung sprang er hinter den Wirt und drehte ihm die Hand auf den Rücken. "Noch ein Ton und du wirst nie wieder ein Bierfass öffnen! Ich gebe dir dein Geld noch früh genug. Einem wie dir werde ich nichts schuldig bleiben. Doch den Zeitpunkt dafür bestimme ich!" Wutentbrannt stiess er den Wirt von sich weg, nahm seinen Geldbeutel heraus und starrte in gähnende Leere. Verdammt, so würde er ihm wohl doch etwas schulden, aber nicht lange. Jetzt sollte er sich wohl besser davon machen, denn wie er den Wirt kannte, würde der gleich, nachdem Korben ausser Sichtweite war, die gesamte Wache zusammenschreien. Also beeilte er sich, um schnell zu Heikos Laden zu kommen.
Kurze Zeit später stand er vor dem schäbigen Holzbau, mit kleinen vergitterten Fenstern, hinter denen nur leere Zimmer zu sehen waren. Es gab viele Geschichten darüber, warum Heiko seine Fenster vergittert hatte, doch keine von ihnen weckte grosse Zuversicht in Korben. Nun denn, er brauchte das Geld und hoffte, dass es das Risiko schon wert sein würde. Wenn er nur sein Schwert noch hätte! Aber es blieb ihm keine Wahl. Energisch stiess er die Tür auf und ging in den dunklen Raum dahinter. Vor ihm stand ein kleiner Schreibtisch, hinter dem ein drahtiger Mann mit einer Hakennase sass und ihn aus eingefallenen Augen unverwandt anstarrte. Bis auf eine Tür hinter dem Schreibtisch war der gerade mal 3 Schritte durchmessende Raum leer. Auf dem Schreibtisch lagen einige Pergamente, die der Mann wohl gelesen haben musste.
"Was wollen sie?" durchschnitt plötzlich die rauhe Stimme des Händlers die Stille. Erst jetzt bemerkte Korben, dass er diesen Mann wohl eine Minute lang angestarrt hatte.
"Ich habe gehört, du brauchst Männer, die kämpfen können", antwortete Korben. Gemächlich musterte der Mann ihn. "Sie suchen Arbeit. Gut dann hören sie gut zu. Ich gebe ihnen 20 Goldstücke, wenn sie einen Wagen bis nach Bingen begleiten. Sie werden morgen mit der Morgendämmerung aufbrechen."
Korben war sich sicher, dass hier etwas nicht stimmte. Bingen lag gerade mal 3 Tage entfernt, also versuchte er, wenigstens einen guten Preis herauszuschinden.
"20 Goldstücke, weißt du überhaupt, wer ich bin? Ich bin ...." "Ich kenne sie", antwortete Heiko ruhig, "und ich weiss auch, dass sie das Geld brauchen."
Verdammt, das waren schlechte Nachrichten. Hatte es sich bereits herumgesprochen, dass er kein Geld mehr hatte? Er hoffte nicht.
"Gib mir 50 Goldstücke und ich begleite den Wagen auch wieder mit zurück." "Lassen sie das Handeln, Korben!" Verdammt warum musste dieser Idiot so förmlich sein. "Falls die Waren unberührt in Bingen ankommen, werden sie 10 weitere Goldstücke erhalten." Na wer sagt es denn. Das Geld würde für ein ganzes Jahr reichen, falls er überlebte.
In Gedanken versunken verließ Korben den Laden des Händlers. Wusste Heiko nicht, dass 30 Goldstücke viel zu viel waren? Nein, da musste etwas anderes dahinterstecken. Aber was?
Er würde es herausfinden, ob er wollte oder nicht.
Am nächsten Morgen wartete er eine Stunde vor Sonnenaufgang vor dem Laden. Konnte dieser Betrüger nicht mal pünktlich sein?! Nun gut, würde er halt noch warten.
Genau zum Sonnenaufgang kam eine einspännige Kutsche aus einer Nebengasse. Während Korben sich noch fragte, ob es die richtige sei, schrie ihm auch schon eine Stimme aus dem Laden zu, dass er sich beeilen solle, wenn er das Geld wolle. So sei es denn. Er würde also dieses Klappergestell einer Kutsche begleiten. Und ein Klappergestell war es wirklich! Die Räder waren aus dünnem, so zerbrechlich anmutendem Hartholz, dass Korben vermutete, sie würden bei der ersten Belastung brechen. Der Wagen war mit einem dicken dunkelbraunen Ledertuch bedeckt, anders als die Wagen anderer Händler, die rot gefärbte Decken oder geschlossene angemalte Wägen bevorzugten. Der hölzerne Kutschbock, wenn man ihn so nennen konnte, war fast zwei Schritt lang und überdacht. Auf ihm saß ein blonder, muskulöser Mann mit grobschlächtigem Gesicht und kalten blauen Augen, mit denen er Korben abschätzig musterte. Seinem Aussehen nach würde er wohl weniger Hilfe brauchen als Korben, wenn er diesem Mann in die Quere kam. Jetzt erst machte sich der Verlust seines Schwertes wirklich bemerkbar, denn zu seiner Beschämung musste er den Hünen um ein Schwert bitten. "Was?" er lachte schallend, "du willst dich mir wirklich ohne Schwert anschließen?" Korben sah ihn nur wütend an, doch der Hüne fuhr fort: "Falls du jetzt denkst, ich würde dir ein Schwert geben, dann bist du dümmer als ich dachte! Wenn du ein Schwert willst, musst du schon den alten Heiko um eins bitten!"
Erneut lachte er, "los lauf schon rein, er wird dir saftig was vom Lohn abziehen!"
Wütend und bis ins innerste in seinem Stolz verletzt betrat Korben in das Händlerhaus und schon als er die Tür nur berührte, hörte er wieder die boshafte Stimme des Händlers: "So so, sie wollen also ein Schwert von mir. Dann wollen wir doch mal sehen." Er kramte unter seinem Tisch. Einige Herzschläge darauf hielt er ein altes, schartiges Schwert in die Höhe. "Hier, für nur 10 Goldstücke von ihrem Lohn" -verdammt, das war etwa das 10-fache seines Wertes- "und kommen sie nicht auf die Idee zu feilschen, ich lasse mich nicht herunterhandeln." Mühsam willigte Korben ein. 'Verdammter Halsabschneider murmelte er vor sich hin, als er wieder ins Freie trat. Draußen grinste der blonde Hüne ihn an: "Na da hat sich aber wer über den Tisch ziehen lassen!" und lachte wieder schallend.
Korben sprang auf den Wagen und rückte sein Schwert in der Rückenscheide, in der früher sein "Schwert" Windstöter gehangen hatte, zurecht.
"Ich heisse Korben, und wie nennt man dich?" fragte er den Blonden. "Edgar Donnerfaust", antwortete dieser grinsend, "und ab jetzt wirst du mich mit ihr ansprechen." So eine Unverschämtheit konnte er nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen. "Für was hältst du dich eigentlich? Für den Stadtherrn dieser verfluchten Stadt oder für Gworin, den König unterm Berg?" "Ich bin der stärkere von uns beiden", antwortete der Blauäugige abschätzig, "wenn du das in Frage stellen willst, komm nur, das haben schon andere versucht!" Er zog eine Axt aus dem Gürtel und zeigte Korben den Stiel. Er zählte etwa zwei Dutzend Kerben. "Für jeden Toten eine." sagte der Hüne und grinste breit. "Vielleicht kommt bald eine dazu." Jetzt grinste er noch breiter, so dass man seine braunen Zähne sehen konnte. "Du wirst mir auf der Fahrt in allem gehorchen und komm nicht auf die Idee, die Plane zu heben. Ich habe den Befehl dich dann zu töten. Es wird mir eine Freude sein."
Edgar ließ die Peitsche, die vorher auf dem Kutschbock gelegen hatte, knallen und die Pferde setzten sich in Bewegung. Langsam fuhren sie aus der Stadt hinaus, auf eine Strasse umgeben von Feldern, auf denen der Weizen blühte. Den ganzen Tag fuhren sie so dahin über die staubige Strasse, die Sonne schien und die Luft roch frisch. Währe er alleine gewesen hätte Korben die Fahrt wohl genossen, doch die Gegenwart des Blonden zerstörte die Schönheit so sicher wie vergällter Wein das Frühjahrsfest.
Am Abend erwähnte Edgar: "Wir werden jetzt nach links in den Wald abbiegen und dort eine Pause machen. " 'Verdammt' dachte Korben 'die Strasse nach Bingen führt nach rechts', aber da konnte er nichts machen. Er war nicht so verblendet, dass er glaubte, dass er auch nur den Hauch einer Chance gegen diesen Hünen gehabt hätte.
Mit Einbrechen der Dunkelheit kamen sie im Wald an. Die Äste der Bäume hingen wie dunkle Arme über den Weg, und die Bäume waren von schwarzen Flechten bedeckt, wie von Haaren. Immer wieder glaubte Korben Gesichter im Wald zu erkennen, doch das konnte nur Einbildung sein. Von dem ganzen Wald ging eine Stimmung von unterschwelliger Wut aus und die Luft war drückend schwer. Nachdem der Waldrand ausser Sich war, zügelte der Hüne die Pferde: "Hier bleiben wir über Nacht." und legte sich auf den Kutschbock. "Hey und wo soll ich schlafen?" fragte Korben, worauf Edgar mit bösem Grinsen antwortete und wortlos unter den Wagen wies.
Noch wütender als vorher entzündete Korben nach langen Mühen ein Feuer, legte sich unter den Wagen und schlief bald ein.
Mitten in der Nacht wachte er auf. Sein rücken schmerzte als hätte der Wagen ihn überrollt. Dann merkte er, was ihn geweckt hatte. Dieser unverschämte Nordmann schnarchte. Nicht genug damit, dass er ihn dauernd schikanierte, jetzt schnarchte er auch noch!
In dieser Nacht würde er sowieso nicht mehr schlafen können. Also stand er auf und kroch unter dem Wagen hervor. Auf dem Kutschbock sah er Edgar liegen und der Rest des Wagens war mit der Plane zugedeckt. Ha, jetzt würde es Edgar bestimmt nicht merken, wenn er unter die Plane sähe. Und wenn schon, so schlaftrunken wie der wäre, könnte er ihn sicher leicht töten.
Langsam schob er sein Schwert unter die Plane und versuchte sie anzuheben, doch sie war mit Seilen festgezurrt. Also fing er an, die Seile vorsichtig zu lösen. Nachdem eine Ecke der Plane gelöst war, hob er sie langsam hoch. Innen war es jedoch , wie er es hätte erwarten müssen, völlig dunkel, so dass er nichts sehen konnte. Also holte er einen Ast aus dem Feuer und leuchtete in den Wagen.
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Loriana jagte gerade einen Hasen für ihr Abendessen, als ihr ein Geruch in die Nase stieg, der sie wie magisch anzog. Es war der Duft der Sylliablume, einer magischen Pflanze, wegen der sie sich überhaupt erst von ihrer Familie getrennt hatte. Sie war die einzige Pflanze, die ihr Aufnahme in die Gruppe der Hüter bringen konnte. Zu ihnen zu gehören war ihr grösster Wunsch, denn die Hüter lernten, die Kraft der Natur zu nutzen, um das Land zu schützen.
Diese Sylvia war dem Geruch nach gerade in der Blüte. Langsam legte sie ihr Blasrohr mit den Giftpfeilen zur Seite und schlich dem Duft nach. Er kam aus einem Gebüsch rechts von ihr. Jetzt durfte sie die Pflanze nur nicht erschrecken, sonst würde sie ihre Blüte zusammenfalten und erst nach weiteren 30 Jahren wieder öffnen und Lorianas Chance wäre vertan. Ganz langsam bog sie die Äste des Busches beiseite, und dann zeigte sich ihren Augen diese wundervolle Blüte. Sie war innen ganz purpurn und wurde zum Rand hin tief rot. Aus dem inneren schien sie zu leuchten, das hiess sie blühte seit weniger als drei Tagen. Leise besprach sie die Pflanze, nicht zu erschrecken, als sie näher heran kroch. Fast hatte sie die Pflanze erreicht, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Ganz langsam wandte sie den Kopf nach links, um zu sehen, was dort geschah. Drei Schritte von ihr entfernt stand ein blonder Mensch. Er war größer als alle Menschen, die sie je gesehen hatte, und hielt in seiner linken ein Ledertuch. Langsam hob er das Ledertuch über den Kopf. Hätte sie doch nur ihr Blasrohr dabei. Angstvoll versuchte sie, ins Gebüsch zurück zu kriechen, doch noch bevor Loriana das Gebüsch auf der anderen Seite verlassen konnte, wurde es dunkel um sie. Der Mann hatte das Ledertuch um den Busch gewickelt. 'Du Sohn eines Orks, du sollst mich nicht erwischen', zuckte ihr noch durch den Kopf, als sie merkte, dass ihre Lieder herabsanken. Feuer und Brand, das war ein Schlummertuch, wer darin eingewickelt wurde, schlief, bis er wieder Licht auf seinem Körper spürte. Kraftlos zog Loriana sich an den Rand des Busches und versuchte das Tuch zur Seite zu schieben, als das Bewusstsein sie endgültig verließ und Loriana im Reich der Träume versank.
Sie erwachte, als ihr der Glanz eines Feuers aufs Gesicht fiel. Sofort öffnete sie die Augen. Am Anfang blendete das Licht sie völlig, aber nachdem sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, erkannte Loriana einen jungen, schwarzhaarigen Mann, der eine Fackel in der Hand hielt. Seine Augen waren braun mit einem weichen freundlichen Zug darin und seine Haare hingen ihm ins Gesicht, wie langbärtiges Moos. Im Licht der Fackel sah sie seine scharfen Gesichtszüge und das blitzende Kettenhemd, das er über einem verdreckten Lederwams trug. Eine dünne Narbe zog sich über seine Wange, die seine Züge betonte und ihm ein freundlich verwegenes Aussehen gab.
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Als das Fackellicht in das Wageninnere fiel beleuchtete es dort ein zusammengekauert auf dem Boden liegendes Mädchen, das die Augen öffnete, als der Schein der Fackel seinen Kopf berührte. Korben konnte den Blick nicht von seinen Pupillen nehmen, sie waren grün wie Smaragde und wie von dem Feuer erfüllt. Als sie ihn sah, sprang sie plötzlich auf ihn zu. Verblüfft blieb er stehen und bekam ihre Faust in den Magen. Während er sich zusammenkrümmte, griff sie ihm in die Haare und riss seinen Kopf hoch, so dass er direkt in ihre seltsamen Augen sah. Dann hatte er sich wieder gefasst und packte blitzschnell ihre Hand. Sie versuchte sich loszureissen, doch er war kräftiger und sie konnte sich nicht frei bewegen. Wütend schrieh sie "Wie kannst du es...", doch bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte hielt er ihr die Hand vor den Mund. "Sch, sei still, sonst wacht er auf." aber das Mädchen sah ihn nur verständnislos an. Erst als er einen Gitterstab ergriff und daran zog, hielt sie still, zog sich langsam von dem Gitter zurück und flüsterte: "Wie heißt du und was hast du mit dem Blonden zu tun?" "Ich heisse Korben und arbeite für ihn, aber ich wusste nicht, dass er Menschen verschleppt, auch wenn es nicht sehr fern lag. Doch da ich keine Geräusche hörte, verwarf ich den Gedanken."
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Feuer und Brand, da war sie gerade aus dem Griff der Schlummerdecke befreit und dann musste ihr "Retter" sich als Komplize des Blonden entpuppen. Dann behauptete er auch noch, er hätte nichts davon gewusst. "Ich bin auch kein...", doch bevor sie sich in grössere Schwierigkeiten bringen konnte schloss sie den Mund wieder. Wenn sie ihm jetzt sagte, dass sie zum Waldvolk gehörte, würde er ihr wohl nicht helfen. Er schien sie als "Menschenmädchen" zu bedauern, vielleicht konnte sie ihn ja dazu bringen sie zu befreien. Mühsam versuchte sie ihre Angst zu unterdrücken. Dann sprach der Mensch weiter: "Ich arbeite nicht freiwillig für ihn, ich war gezwungen ihm zu helfen." Langsam kam sie wieder näher, vielleicht sagte er ja die Wahrheit. "Ist er auch hier?" fragte sie ihn leise. "Er schläft auf dem Kutschbock, leise, sonst hört er uns", antwortete er. "Hol mich hier raus, er hat mich meiner Familie geraubt", flüsterte sie ihm zu. "Ich muss vorsichtig sein, wenn er aufwacht, sind wir tot." Dann musste sie das wohl übernehmen, hoffentlich war das Holz nicht zu alt. "Geh etwas zurück." flüsternd griff sie vorsichtig nach dem Holzstab und versuchte das Leben in der Stange berühren. Da! Ein winziger Funke war noch in dem trockenen Holz. Aber ob sie genug Kraft hatte, um ihn zu wecken? Loriana ließ ihre Kraft behutsam in den Stab fließen, wie Wasser in ein ausgetrocknetes Flussbett. Sie brauchte lange, bis das Leben im Stab reagierte. Langsam breitete es sich wie Licht in ihm aus und er ergrünte wieder. Es war äußerst anstrengend, das alte Holz wiederzubeleben, und als es vollbracht war, standen ihr Schweissperlen auf der Stirn. Dann bat sie den neu belebten Ast, sich zur Seite zu biegen. Langsam und zitternd folgte er ihrer Bitte. Plötzlich brach sie zusammen.
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Er trat einen Schritt zurück, als sie ihn darum bat. Dann begann der Gitterstab sich zu bewegen. Er trieb Blätter aus und bog sich langsam zur Seite. 'Verdammt, das muss eine Hexe sein', dachte sich Korben und dachte daran sie zu betäuben, als sie plötzlich zusammenbrach und flach auf den Karrenboden fiel. Was sie auch war, er musste ihr helfen! Niemand verdiente es, von diesem Hünen entführt zu werden. Doch was würde dann aus seinem Geld werden? "Ein Menschenleben ist wichtiger als 20 Goldstücke', erinnerte sich Korben zwanghaft und zog sie aus dem Wagen. Jetzt mussten sie schnell verschwinden, denn gegen Edgar hatte er sicher keine Chance und einen schlafenden zu töten wäre ihm nie in den Sinn gekommen. So warf er sich das Mädchen über die Schulter und ging zu einem der Pferde. Korben nahm ihm schnell das Zugzeug ab und zog die Zügel vom Bock, als der Hüne sich plötzlich bewegte. 'Verdammt er hat uns bemerkt', fuhr es ihm durch den Kopf. Doch Edgar drehte sich nur zur Seite und schlief weiter. Hastig sprang er aufs Pferd, legte das Mädchen vor sich und sprengte er in die Nacht davon.
Erst als der morgen graute zügelte Korben das Pferd. Er hatte keine Ahnung, wo er war. In seiner Angst vor dem blonden Hünen war er blindlings durchs Unterholz geritten ohne auf seine Umgebung zu achten. Jetzt erst sah er wieder auf das Mädchen herunter und erstarrte. Ihre Haut war nicht blass, wie er in der Nacht geglaubt hatte, sondern von einem lichten Grün, wie auch ihre Haare. Fast hätte er sie vom Pferd gestossen, aber das sollte sie ihm erklären. Doch er würde auf der Hut sein.
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Als Loriana erwachte fühlte sie die Sonne und eine sachte frische Brise über ihren Körper streichen. Als sie den Kopf drehte sah sie ihren Retter neben ihr sitzen. Er hielt sein Schwert in der Hand und starrte sie an. 'Feuer und Brand, ich hätte vorsichtiger mit meiner Kraft umgehen sollen, dann wäre mir das hier erspart geblieben' schoss es ihr durch den Kopf. Dann richtete sie sich langsam auf und betrachtete ihn. Im Sonnenlicht sah er für einen Menschen fast vertraut aus. "Was bist du?" fragte er sie, es klang wütend, doch sie hörte auch Angst in seiner Stimme. "Ich hätte es dir schon früher sagen sollen, aber ich war mir nicht sicher ob du mich dann gerettet hättest." Sie senkte kurz den Blick, "Ich heisse Loriana und bin eine Waldfrau, aber ihr habt sicher andere Namen für uns. Ich habe dir noch nicht gedankt, dass du mich gerettet hast, lass mich das jetzt nachholen: Danke für deine Hilfe, ohne dich wäre ich immer noch in diesem Wagen." "Danke mir erst wenn ich beschlossen habe, was ich mit dir mache." war die mürrische Antwort des Menschen. Wollte er sie etwa doch zurückbringen? Als er fortfuhr legte er das Schwert in seinen Schoss. "Wie konnte er dich überhaupt darin gefangenhalten? Die Stäbe waren doch nicht so dick und nachdem ich gesehen habe, was du mit dem Stab gemacht hast.........." Wusste er denn überhaupt nichts? Oder verstellte er sich nur um sie zu prüfen? "Das war ein Schlummertuch. Ich habe geschlafen bis du mich geweckt hast." Sein verständnisloser Blick verwirrte Loriana etwas. Er schien wirklich nichts zu wissen. "Ein Schlummertuch ist ein Ledertuch, das jeden, der darin eingewickelt wird in Schlaf versetzt, bis ihn ein Lichtstrahl trifft," erklärte sie ihm "wusstest du das wirklich nicht?"
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Das war zuviel! Erst erwiess sich das junge Mädchen, dass er gerettet hatte als Waldhexe und dann versuchte sie ihm auch noch weiszumachen, dass sie von irgendwelchen Zaubern im Schlaf gehalten wurde. Also erst einmal ganz behutsam sein. Vielleicht war sie auch nur bewusstlos gewesen, aber andererseits, wie ließ sich ihre grüne Haut erklären? Korben beschloss erst einmal so zu tun als würde er ihr glauben und ihre Frage zu übergehen. Daher fragte er weiter: "Und woher kommst du?" "Aus dem Kastanienwald" war ihre unverständliche Antwort, was konnte das schon wieder bedeuten? "Und wo liegt der Kastanienwald?" "Das ist wohl etwas schwerer zu erklären. Vielleicht wäre es leichter, wenn du mir erst einmal sagen würdest wo wir hier sind." "Etwas westlich von Port, vielleicht zwei Tagesreisen."
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Das waren schlechte Nachrichten, denn der Name sagte ihr nichts. Sie hatte keine Ahnung wo sie war und dieser Mensch wusste nicht wo sie hinwollte, Feuer und Brand, hatte sie ein Glück. "Tut mir leid, ich kenne Port nicht" sagte sie ein wenig kleinlaut. "Ich weiss nur, dass ich nicht mehr in meiner Welt bin." "Deine Welt? Was heisst hier deine Welt?" Er sah sie so verdattert an, dass Loriana fast lachen musste. "Lass die Spässe, es gibt nur diese Welt." Fuhr der Mensch sehr unsicher fort. Lange Zeit sahen sie sich nur an. Sie die Waldfrau und er der Mensch. Dann ergriff er wieder das Wort: "Ich habe wohl keine Wahl, ich muss dir glauben." damit steckte er das Schwert zurück in die Scheide. "Also was soll ich jetzt mit dir machen? Ich habe kein Geld um uns etwas zu Essen zu kaufen und ich habe keinen Bogen um uns etwas zu schiessen" erst jetzt wurde ihr klar wie hungrig sie war. Doch das Essen war kein Problem. "Es gibt doch genügend Pflanzen hier in der Nähe, von denen können wir uns ernähren." Sie nahm es als selbstverständlich, dass er sie begleitete und hoffte, dass er das auch so sah, denn schließlich hatte er ihr wohl das Leben gerettet. Dann merkte sie, dass er bereits weiter gesprochen hatte. "Wo sollen wir also hingehen, ich vermute, dass du wieder nach Hause willst und ich kann mich hier in nächster Zeit sowieso nicht mehr blicken lassen." Also würde er sie begleiten. Gut. "Danke, dass du mitkommst, allerdings weiss ich noch weniger als du. Hier sind wir in deiner Welt. Kennst du irgend jemanden, der uns helfen könnte?" 'Eine sehr wage Hoffnung, denn dieser Mensch wusste noch nicht einmal was ein Schlummertuch ist, wie sollte er da wissen wie sie wieder zurückkommen konnte doch in der Dürre trinkt die Weide Salz, dachte sie.
Erst jetzt erinnerte sie sich wie schwer es ihr gefallen war den Ast wiederzubeleben, lag das an dem Holz? Schnell bückte sie sich und griff nach einem Grashalm. Sie versuchte ihn zum wachsen zu bringen, aber es war schon anstrengend ihn auch nur um die Länge eines Fingers zu verlängern. Zu Tode erschrocken richtete sie sich auf.
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Das Glück musste ihn hassen. Sie wusste auch nicht mehr als er. Erst tat sie so als wüsste sie alles besser und dann hatte sie auch keine Ahnung wohin sie gehen sollten und er hatte gehofft jetzt endlich ein Ziel zu haben. Ausserdem war ihr Verhalten sehr seltsam. Sie war plötzlich blass geworden nachdem sie sich gebückt hatte. Um sie davon abzulenken beschloss Korben Loriana erst mal seine Welt zu beschreiben. "Um deine Frage zu beantworten, wir sind hier im Land Schiering, genauer gesagt im Königreich Schiering dem Herkunftsland der schlimmsten vierbeinigen Biester der Welt,. Es gibt mehr als das, aber von den anderen Ländern weiss ich nicht viel. Nördlich von hier liegt das Zwergenkönigreich Kurn und im Westen das Königreich Norimmim, ein seltsames Land, ich habe nur Erzählungen davon gehört. Im Süden liegt Geran, es wird nicht von einem König regiert, sondern von einem jährlich neu gewählten Menschen, der für dieses eine Jahr das ganze Land beherrscht. Was dahinter liegt weiss ich nicht. Die Wege dorthin sind weit. Über ein Jahr braucht ein Karren Kurn, da man ganz Schiering durchqueren muss. Nach Norimmim bräuchten wir nur ein halbes Jahr und nach Geran nur einen Monat, doch dorthin sollten wir nicht gehen. Wir sollten uns sowieso von grösseren Städten fernhalten, denn dein Aussehen wird überall Aufsehen erregen." er hörte Loriana schnauben, kümmerte sich aber nicht darum, "Was Plätze angeht, an denen wir etwas über Wege in deine Welt finden können, nun da wäre das Orakel doch seine Aussagen sind nie klar und würden uns wohl nicht viel helfen. Aber es gibt noch mehr Orte von denen gesagt wird, dass die Menschen dort Dinge wissen, von der normale Menschen noch nicht einmal etwas ahnen, ob es nun stimmt oder nicht. Eine alte Hexe" bei diesem Wort schauderte er "soll im Wald im Süden leben, doch ich kann nicht empfehlen zu ihr zu gehen. Es werden Geschichten erzählt. Irgendwo im Osten soll es im Gebirge ein Schloss geben, das dem Wissen geweiht ist, aber der Weg ist weit. Nun musst du entscheiden wohin wir reisen sollen." Hauptsache nicht zu der Hexe' dachte er noch, als sie antwortete: "Die Hexe liegt wohl am nächsten, nicht wahr?" Das musste ja kommen, warum hatte er sie nur erwähnt? Na ja, jetzt musste es sein, denn Loriana sah zwar fremd, aber trotzdem schön aus, doch warum war ihm das nicht sofort aufgefallen?.
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Sie hätte nicht gedacht, dass er eine so grosse Hilfe wäre, eigentlich hätte sie nicht einmal erwartet, dass er überhaupt etwas von seinem Land kannte, aber das war natürlich absurd, sicherlich war er schon viel gereist, denn wie sollte er sonst so viel wissen? Jetzt wo sie das Hauptproblem gelöst hatten spürte sie ihre anderen Bedürfnisse wieder stärker. Sie mussten schnell etwas zu Essen finden. Sie hoffte, da die Pflanzen hier denen in ihrer Welt ähnlich waren, denn hier schien ihre Kraft so begrenzt zu sein, dass es ihr unmöglich sein würde den Pflanzen mehr Früchte wachsen zu lassen ,als sie schon hatten. "Lass und erst einmal etwas zu essen suchen." sagte sie zu ihm. "Kennst du dich etwa mit den Pflanzen hier aus?" fragte er sarkastisch, erstaunt antwortete sie "du etwa nicht? du lebst doch hier." Und bereute es wieder ihr Blasrohr abgelegt zu haben. "Esst ihr hier keine Pflanzen?" fragte sie weiter. "Natürlich essen wir Pflanzen, aber wir sammeln sie nicht selbst. Es gibt Menschen, die sich allein damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Deshalb wissen die meisten anderen noch nicht mal wie sie einen giftigen Pilz von dem heilenden Korub, einer unter der Erde wachsende Pflanze mit rostroten Blättern, die nur etwa einen halben Finger über den Boden ragen unterscheiden können." 'Oh nein' dachte sie, jetzt sind wir verloren. Wenn nicht einmal die Menschen hier die Pflanzen kennen, wie soll ich dann hier überleben. "Kennst du wenigstens einige ungiftige Pflanzen?" fragte sie ihn niedergeschlagen, "Nur ein paar Beerensträucher," antwortete er, aber das genügte ihr bereits. "Kannst du mich zu einem führen?" "Da drüben wächst einer, wir nennen ihn Blutbeere, wegen der Farbe seiner Beeren." Er zeigte mit dem Arm auf einen kleinen Busch, der über und über mit kleinen Beeren bewachsen, doch sie sah nicht wo diese Beeren grün sein sollten. Sie waren fast so rot wie der Äussere Rand der Sylliablume. "wie kommst du darauf, dass diese Beeren die Farbe des Blutes haben sollen? Sie sind doch rot wie die aufgehenden Sonnen." Sie sah ihm seine Verwirrung deutlich an "Natürlich sind sie rot, rot wie B......, natürlich, jetzt verstehe ich, dein Blut ist nicht rot, richtig?" "Wie kommst du darauf, wer hat schon Rotes Blut?" jetzt sah sie ihn genauso verständnislos an wie er sie davor "Menschen" antwortete er lächelnd. Jetzt begriff sie endlich. "Dann lass uns doch ein paar von diesen Beeren essen. Ich sterbe vor Hunger." Sagte sie zurück lächelnd.
Nachdem sie den Busch des grössten Teils seiner Beeren entledigt hatten, aber nicht aller, denn sonst würde es keine neuen seiner Art geben, gingen sie nebeneinander in die Richtung, die sie für Süden hielten. Korben führte das Pferd und erzählte ihr vom Leben in Städten und auf dem Land. Das meiste war ihr unverständlich. Warum bauten diese Menschen aus Stein, wo Pflanzen doch ein viel besseres Baumaterial waren. Zwei Tage wanderten sie im Sonnenschein und ernährten sich von Pflanzen, als sich das Wetter verschlechterte. Am Abend des dritten Tages zogen dunkle Wolken auf, der Wind wurde stärker und Blitze spalteten den bereits pechschwarzen Himmel. Schwere Regentropfen fielen auf die Reisenden herab und im Nu waren sie durchnässt bis auf die Knochen.
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Seit vier Tagen hielt der regen schon an, doch Loriana schien es nichts auszumachen. Im Gegenteil, sie blühte geradezu auf. Ihre Augen glänzten, aber Korben ging es nicht so gut. Ihm war kalt und er hatte sich eine Erkältung geholt. Loriana schien seine Probleme nicht zu verstehen, wo das Wasser in Korbens Kleidung hängenblieb und sie schwer und unangenehm klamm machte glitt es an Lorianas Kleidern, Haut und Haaren einfach ab. Es schien fast von ihrer Haut aufgesaugt zu werden. Am Abend des fünften Tages riss die Wolkendecke auf und die Sterne glitzerten wie winzige Kristalle am Himmel. Als Korben das Feuer entzündete schien sich Loriana unwohl zu fühlen, als das Feuerholz nach langer Arbeit in Flammen aufging, doch die Wärme, die es ausstrahlte weckte wieder Lebensfreude in ihm. Sie setzten sich zusammen auf eine Seite des Feuers. Gemeinsam betrachteten sie die Sterne und Korben zeigte ihr die Sternbilder, Pferd, Schwert und Bogen, einige andere und am Ende Jungfrau und Held. Sie rückten näher zusammen und er legte Loriana den Arm um die Schultern. Sie sassen den ganzen Abend zusammen bis sie einschliefen.
Als Korben am nächsten morgen aufwachte war Loriana schon aufgestanden. Sie hatte frische Beeren gesammelt und sich dann neben ihn gesetzt und einen Teil gegessen. Er stand auf und streckte sich. Noch gähnend fragte er sie: "Bist du schon lange wach?" "Ja, du hast lange geschlafen" antwortete sie, "Brechen wir auf?" "warte bitte noch bis ich fertig gegessen habe, ich bin ja kaum aufgewacht." "Eichenzweig", sie lächelte ihn an, doch der Sinn dieses Wortes blieb ihm verborgen. "Das heisst soviel wie Langschläfer, du Unwissender." erläuterte sie ihm schmunzelnd. Nachdem er fertig gegessen hatte brachen sie auf.
Am Abend desselben Tages kamen sie zu einem Dorf, mehr einer Ansammlung von Häusern, durch das eine Strasse nach Südwesten führte. Korben entschied, dass es wohl nicht schaden könnte, wenn sie sich dort mit Ausrüstung eindeckten, er könnte ja sein Schwert verkaufen. Also versuchte er Loriana dafür zu gewinnen: "Komm, gehen wir ins Dorf, dort können wir vielleicht Feuersteine kaufen, dann ist das Feuermachen leichter," als er ihr leichtes Zurückzucken bei diesen Worten bemerkte fügte er hinzu "vielleicht bekommen wir auch einen Bogen für die Jagd." "Vielleicht auch ein Blasrohr?" fragte sie hoffnungsvoll "Mag sein, lass uns doch einfach sehen, was wir bekommen können." Na hoffentlich überzeugte sie das, mehr konnte er nicht versprechen.
Als sie ins Dorf kamen rannten alle, die sie sahen vor ihnen davon in das grösste Haus, in der Mitte des Dorfes. Alle bis auf einen jungen Mann, der sich verblüfft umwandte, als die anderen losliefen. Korben hielt auf ihn zu. "Willkommen in Godenberg!" begrüßte der Mann sie verunsichert. Erst jetzt dämmerte es Korben warum die restlichen Dörfler davonliefen, aber warum blieb dieser Mann stehen? Er hatte sich an Lorianas grüne Hautfarbe gewöhnt, aber dieser kaum dem Jugendalter entwachsene Mann? Er entschied sich zu tun als ob nichts wäre, schließlich wusste man nie. "Wir sind Durchreisende, ich heisse Korben und sie ist Loriana." "Ich heisse Gruber, es freut mich euch kennenzulernen." antwortete der Mann sichtlich verwirrt "Uns geht es genauso" antwortet Korben "Kannst du uns sagen wo wir billig Ausrüstung für die Reise bekommen können?" Der Mann sah sich kurz um, dann blickte er sichtlich verunsichert wieder Korben an, "Normalerweise bei Plöters, aber du scheinst ihnen bekannt zu sein." sagte er, "warum fürchten sie dich?" "Ich weiss es wirklich nicht" Korben versuchte wenigstens verwundert zu klingen "vielleicht ist es Loriana, sie ist nicht von hier." fügte er scheinheilig hinzu. "Sie sieht wirklich etwas seltsam aus, ich habe lange kein Mädchen mit einer so dunklen Haut gesehen", jetzt erst dämmerte es Korben. Dieser Mann erkannte nicht, dass Loriana grüne Haut hatte, aber warum? Plötzlich schallte eine Stimme zu ihnen herüber: "Grubers los weg von ihr" Sie kam von einer dicklichen Frau, die an der Spitze einer grossen Schar stand und eine Mistgabel in der Hand hielt. "Aber...?" sagte der Mann kleinlaut, doch sie schrie mit sich überschlagender Stimme "sofort oder dir passiert das gleiche wie ihnen!" Alarmiert zog Korben sein Schwert.
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Feuer und Brand, was hatte Korben sich nur dabei gedacht? Vielleicht hätte sie ihn zurückhalten können, aber dafür war es jetzt zu spät. Nachdem der junge Mann bei der Gruppe angekommen war schrie die dickliche Frau weiter "Verschwinde aus unserem Dorf Monster!" Neben ihr hatte Korben bereits sein Schwert gezogen. Warum hatte sie nur ihr Blasrohr liegenlassen, aber das hätte jetzt wohl auch nicht viel genutzt, sie bemerkte jedoch auch das die Hände der Frau zitterten. "Was haben sie, haben sie etwa Angst vor mir, die ich alleine und kleiner bin als sie?" fragte sie Korben ungläubig "Die fürchten alles, was anders ist als sie, ausserdem bist du nicht alleine." antwortete der grimmig. Dann wandte Korben sich wieder an die Menschen aus dem Dorf, "Sagt uns nur wie wir zur Hexe kommen und wir sind verschwunden!" Die Antwort kam prompt: "Die Strasse lang," Die Frau deutete nach Südosten "und jetzt verschwindet!" Schon sah Loriana einen der Männer einen Stein aufheben und andere folgten seinem Beispiel, bevor diese jedoch zu werfen anfangen konnten zogen Korben und sie sich bereits zurück und liefen die Strasse entlang. Loriana sah zu Korben hinüber, der wütend die Faust schüttelte "Können wir jetzt endlich zu der Hexe gehen?" fragte sie hoffnungsvoll, "Ins Dorf werden wir ja wohl kaum können!" antwortete er immer noch wütend und um ihn zu beruhigen sagte sie ihm "Dann kann ich endlich wieder nach Hause, vielleicht kannst du ja mitkommen, Hier scheinst du ja keine Freunde zu haben." Die Worte schienen ihre Worte zu verfehlen. Korben sah eindeutig noch wütender aus als vorher. Seine Augenbrauen hingen über seinen Augen wie Sturmwolken und er blickte jetzt eindeutig sie an. "Vielleicht wäre ich jetzt in Bingen mit einem Haufen Geld wenn du nicht..." er brach ab, wie konnte Korben es wagen so etwas zu sagen! War sie etwa freiwillig hierher gekommen? Es war doch wohl einer seiner Art, der sie entführt hatte und Korben hatte auch noch für ihn gearbeitet. Dann sah sie wie sein Gesichtsausdruck sich änderte, war sein Gesicht noch vor Augenblicken noch wutverzerrt gewesen, so las sie jetzt Erschrecken in seinen Augen. Mit zitternder Stimme versuchte er sich zu entschuldigen "Ich meinte nicht, ich wollte nicht sagen, dass" doch sie unterbrach ihn "Sprich es nur aus" , antwortete sie wütend "Du denkst es war meine Schuld, dass du dein 'Geld'" Sie betonte das Wort extra abwertend "verloren hast, glaubst du etwa ich wollte hierher? Denkst du ich hätte eine Wahl gehabt?" "Nein, aber es sah so gut aus. Jahre lang nicht arbeiten und...... entschuldige bitte, es liegt nicht an dir. Ich bin nur wütend. Ich wusste doch, dass Heiko nichts gutes im Sinn haben konnte, aber ich brauchte das Geld wirklich." Sie sah ihm die Verzweiflung deutlich an "Dann lass deine Wut nicht an mir aus, geh wenn du willst auf die Dörfler los oder zerschlag dein Schwert an einem Stein, aber lass mich mit deiner Wut über dich selbst in Ruhe! Und jetzt lass uns weiter gehen." Damit war die Angelegenheit für sie erledigt.
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Verdammt, was hatte er sich dabei gedacht Loriana anzufahren, sie konnte doch von allen am wenigsten dafür. Er versuchte sich noch einmal bei ihr zu entschuldigen "Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen, ich fühle mich nur hilflos. Aber du hast recht, ich darf mich nicht fallenlassen," er straffte sich innerlich "Ich werde dich schon wieder zurückbringen! Meintest du das ernst? Ich meine dein Angebot, es wäre wohl ganz gut für mich einmal andere Luft zu atmen." Er grinste schief "Vielleicht würde dir das wirklich guttun" entgegnete sie. Den Rest des Tages gingen sie schweigsam über die verfallene Strasse.
Am Abend desselben Tages erreichten sie eine kleine Holzhütte, die von einem grossen Garten umgeben war. Die braunen Schindeln fehlten teilweise, die Wände waren Moosbewachsen und über die Vorderseite rankten Schlingpflanzen, die nur Fenster und die Tür frei ließen. Über der Tür hing ein Mistelzweig und in dem schwarzen Holz waren Axtspuren zu erkennen. Während Korben das Haus eindringlich betrachtete sah er aus dem Augenwinkel wie Loriana auf die Tür zuging. Er beeilte sich zu ihr aufzuschließen. Sie kamen fast gleichzeitig bei der Tür an aber er konnte nicht verhindern, dass sie anklopfte. Das Holz klang merkwürdig morsch als sie dagegen schlug. Dann hörten sie von innen eine Stimme: "Wer da?" Es klang eher wie die Stimme eines Mädchens als wie die einer Hexe, obwohl er keine Ahnung hatte wie die Stimme einer Hexe klingen sollte. Mit Sicherheit nicht so jugendlich. Während er noch nachdachte ergriff Loriana schnell das Wort: "Ich bin Loriana, ich brauche deine Hilfe." Als er gerade wieder ungeduldig wurde öffnete sich die Tür. Vor ihnen stand eine höchstens neunzehn Jährige Frau mit langen, leicht gewellten schwarzen Haaren, deren blaue Augen sie eindringlich musterten. Fast wäre er zurückgeschreckt als sie ihn ansah, aber er hielt ihrem Blick stand. "Wer bist du?" fragte sie ihn nicht unfreundlich "Ich heisse Korben" antwortete er "und du?" " Miranda, ich vermute ihr wollt zu meiner Mutter," Jetzt musterte sie Loriana eindringlich "aber was ihr über ihre 'magischen Kräfte' gehört habt ist falsch, sie ist vor zwei Jahren gestorben. Sie kannte nur viele Kräuter und gab ihr Wissen bereitwillig weiter, aber sie haben sie als Hexe verbrannt." Tränen schlichen sich in ihre Augen, doch sie straffte sich "Falls ihr also magische Hilfe wollt seid ihr hier falsch, ich kenne nur ein paar Kräuter mehr nicht" Das klang geradezu aggressiv, warum war sie nur so wütend? Enttäuscht wandte sich Loriana ab, doch Korben wollte nicht so leicht lockerlassen. Es war doch seltsam, dass Miranda bei Lorianas Anblick nicht erschrocken war, höchstens eine leichte Verwunderung konnte er in ihren Augen lesen. "Du weißt mehr und sie war mehr, versuch es nicht vor uns zu verheimlichen!" Das war ein Schuss ins Blaue, doch er traf. Miranda zuckte zusammen wie unter einem Hieb. Sie stammelte etwas, das er nicht verstand, dann hatte sie sich wieder in Gewalt "Du hast recht, aber ich kann dir wirklich nicht helfen. Meine Mutter hätte es vielleicht gekonnt, aber ich bin nicht meine Mutter. Aber vielleicht........."Er staunte über ihre Bereitschaft, er hätte nie gedacht, dass es so leicht wäre sie zum reden zu bringen. Etwas enttäuscht wegen der Leichtigkeit des Sieges hakte er nach "Aber vielleicht?" "Ich weiss nicht ob es eine gute Idee ist, doch die einzigen, die etwas wissen könnten sind die Kajurba-Mönche in den Bergen in Norimmim" Wenigstens mussten sie dafür nicht allzu weit in das Land hinein, das Gebirge lag an Norimmims Ostseite und schützte das Land so gegen Angriffe, ausserdem waren das Mönche, sie würden ihnen schon nichts tun. "Ich war noch nie dort, aber sie haben einen seltsamen Ruf." Nicht schon wieder. Wenigstens hatte sich seine Furcht als unbegründet erwiesen, die vermeintliche Hexe war nur eine hübsche junge Frau, vielleicht hatte er dieses mal ja genau soviel Glück wie mit Loriana, wenn das möglich war, doch dann erinnerte er sich des Gefühls als sie ihn angesehen hatte. Es war als hätte sie ihn durchbohrt. 'Nur Einbildung! 'schalt er sich in Gedanken. "Kann ich mitkommen, es würde mich interessieren, was an dem Ruf Wahres dran ist." Was konnte daran schon schlecht sein, wenn eine schöne Frau sie begleitete? "Wenn du willst kannst du uns gerne Gesellschaft leisten." antwortete Korben obwohl er dabei ein ungutes Gefühl hatte.
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Jetzt kam sie also endlich hier weg, lange hätte sie es wohl nicht mehr in der Hütte ausgehalten in der ihre Mutter ermordet worden war. Eines Tagen würden ihre Mörder ihre gerechte Strafe erhalten. Es war ein Schock gewesen, aber sie dachte ihn überwunden zu haben bis diese beiden kamen. Sie konnte es kaum glauben, eine Baumfrau, die sich hierher verirrte und dann nicht mehr zurückfand. So etwas gab es noch nie. Also musste mehr dahinterstecken. Dann hatte dieser Mann es auch noch geschafft, sie völlig aus der Fassung zu bringen, das wäre ihrer Mutter nie passiert. Gut musste sie sich also damit abfinden, glücklicherweise hatte dieser Korben nicht alles erahnt und nicht begriffen warum sie so erregt war. Schnell ging sie in die Hütte um ihre Kräuter zu holen. Als sie wieder herauskam trug sie fünf Kräuterbeutelchen, eines mit Heilkräutern, eines mit einem Antidot, eines mit Zunder und Feuerstein, eines mit Schlafgift und eines mit einem Pulver aus dem tödlichen Grünling, dem giftigsten Pilz der Umgebung. Korben und Loriana warteten vor der Tür auf sie. Sie ging schnell an ihnen vorbei, während sie fragte: "Kommt ihr? Oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen." Das schien Loriana, wenn das der richtige Name war, zu irritieren, aber sie kümmerte sich nicht weiter darum.
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Eine seltsame Frau. Ganz anders als die, die sie bisher gesehen hatte. Sie war zwar am Anfang etwas schroff gewesen, dann aber verständlich genug und sie schien die erste zu sein, die Lorianas Aussehen nicht erschreckte sondern eher interessierte. Ihre letzte Bemerkung hatte Loriana allerdings verwirrt, warum Wurzeln schlagen, sie wollten doch keine Kinder. Na ja, sie würde später noch einmal Fragen. Miranda schien sich mit den hiesigen Pflanzen gut auszukennen, vielleicht könnte sie ihr helfen sich besser zurechtzufinden und möglicherweise gab es hier ja die Syllia. Es war nicht sehr wahrscheinlich, aber sie würde nachfragen. Jetzt musste sie sich allerdings zuerst um Korben kümmern, er schien sich nicht wirklich wohl zu fühlen. "Korben, denkst du, dass du einen Fehler gemacht hast als du ihr gesagt hast, das sie mitkommen kann?" Korben schrak zusammen "War das so deutlich zu sehen?" "ja, du hältst dich immer von ihr fern. Was hast du?" "Es ist nichts, ich kann nur noch nicht alles vergessen, das ich je über Hexen gehört habe." "Versuch lieber gut mit ihr auszukommen. Sie weiss sicherlich eine Menge über die Pflanzen hier" hoffentlich hörte er auf sie "Sicherlich mehr als du" fügte sie schmunzelnd hinzu. "Das mit Sicherheit, aber dafür braucht es keine Hexe." Er lachte. Dann wandte Loriana sich an Miranda, "Was für Pflanzen hast du mitgebracht?" "Heilkräuter und Zunder fürs Feuer." Loriana zuckte zusammen, wollte sie etwa den Wald in Brand stecken? Dann erinnerte sie sich. Das Lagerfeuer. "So schreckhaft? Das bisschen Feuer wird dem Wald sicherlich nicht schaden." Hatte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen? Sie entschied, vorsichtiger zu sein. "Nein ich kann keine Gedanken lesen" fuhr Miranda lächelnd fort "aber der Schreck stand dir so deutlich aufs Gesicht geschrieben, dass ich es einfach bemerken musste." Sie lächelte. Jetzt wurde sie auch Loriana etwas unheimlich, aber vielleicht war Miranda auch nur besonders aufmerksam.
Gemütlich und mit langen Rastpausen machten sie sich auf den Weg zum Gebirge, viel zu gemütlich, wenn es nach Loriana ging. Um sich die Zeit etwas zu verkürzen löcherte sie Miranda mit Fragen über die hiesige Flora. Irgendwann brachte sie dann das Gespräch auf den ihr wirklich wichtigen Teil: "Hast du hier jemals eine Pflanze gesehen, deren Blüte innen tief purpurn ist und aussen in ein tiefes rot übergeht? Sie schließt die Blüte, wenn man sie erschreckt." "Hier ist mir noch nie eine derartige Pflanze begegnet" antwortete Miranda. Es wäre auch zu viel Glück gewesen, wenn sie hier eine Syllia finden könnte. Miranda schien ihre Enttäuschung zu bemerken, denn sie fügte hinzu: "das ist sehr wichtig für dich, richtig?" Es klang aufrichtig mitfühlend.
Nachdem sie drei Tage im Sonnenschein gewandert waren schlug das Wetter um und dicke Regenwolken zogen auf. Freudig erregt erwartete Loriana das Kommen des Wassers, doch Korben und Miranda schienen sich nicht so wohl zu fühlen. Sagte auf ihre Frage hin wütend "Immer wenn man anfängt sich wohl zu fühlen fängt es an zu regnen, typisch für mich." Erst nach einer Weile kam Loriana auf den Gedanken, dass Regen für Menschen wohl nur ein Ärgernis darstellte. Seltsam, wo er doch für die Pflanzen, von denen sie lebten lebensnotwendig war. Aber Menschen schienen sowieso nicht sehr logisch zu handeln, obwohl sie immer behaupteten es zu tun. Korben war das beste Beispiel dafür, wenn sie sich erinnerte, was er gestern gesagt hatte. Er bewies genau ihre Einschätzung. "Ich weiss nicht, warum ich dir helfe, es ist kaum logisch. Eigentlich hätte ich das Geld nehmen sollen, aber andererseits habe ich mich nie so gut gefühlt wie jetzt. Es ist meine erste wirkliche Aufgabe, ich weiss nicht was ich tun soll, nachdem sie erledigt ist. Ich fühle, dass ich nicht wieder zu meinem alten Leben zurückkehren kann. Ausserdem mag ich dich und könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustossen würde, nur weil ich nicht dabei bin." Hatte er ihr gestanden. Erst war sie wütend, doch als sie darüber nachdachte merkte sie, dass er wohl der beste Gefährte war, den sie hier finden konnte. Er würde sie nie im Stich lassen, hoffte sie jedenfalls, denn er hatte ja gesagt, dass er viel Geld bekommen hätte, hätte er sie nicht befreit. Seine Worte machten ihr jedoch Angst vor anderen Menschen, denn wenn sie es als Logik betrachteten einem anderen intelligenten Wesen nicht zu helfen, dann hoffte sie, dass Menschen wirklich so unlogisch waren, wie sie glaubte. Daher hatte sie ihm geantwortet: "Eure Logik ist seltsam, Baummenschen würden niemals einem denkenden Wesen die Hilfe verweigern." was Korben wohl sehr verblüffte, denn er sagte: "Dann muss eure Welt ein Paradies sein." Sie war wirklich erstaunt von ihm, vielleicht würde er sie mit in ihre Welt begleiten. Sie hoffte es, denn einen so guten Freund fand man selten, das musste sie sich eingestehen.
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Sie wanderten nun seit verfluchten 6 Tagen und seit dreien hatte er keinen trockenen Faden mehr am Leib. Am Anfang war er wirklich froh gewesen, dass sie Miranda dabei hatten, denn ihre Feuersteine erleichterten das Reisen enorm, doch jetzt halfen sie auch nicht mehr. Alles Holz war nass und die Nächte klamm. zum Glück hatten sie Sommer, er wagte nicht sich vorzustellen, was im Winter passiert wäre. Wahrscheinlich würden sie bereits alle erfroren sein. Miranda, gegenüber der er a Anfang sehr misstrauisch gewesen war gewann langsam sein Vertrauen. Warum war sie so erpicht gewesen mitzukommen? Wahrscheinlich lag es daran, dass das Haus sie an zu viele schlechte Dinge erinnerte.
In den letzten drei Tagen hatte er sich von Loriana von ihrer Welt erzählen lassen, "Der wichtigste Unterschied ist wohl, dass es bei uns keine Steinhäuser gibt, wir formen alles aus Holz. So wie ich es mit dem Gitterstab gemacht habe, erinnerst du dich?" "Wie könnte ich das vergessen, ich hatte fast überlegt dich liegenzulassen. Doch dann gewann mein Ehrgefühl die Oberhand und ich entschied, dass ich dich nicht bei dem Blonden lassen konnte." "Aha, du hattest _fast_ überlegt mich liegenzulassen! Ich wette du warst so verängstigt, dass du kaum einen Finger rühren konntest." Sie lächelte ihn breit an lachend antwortete er "Na hör mal, immerhin habe ich dich aufs Pferd gehoben." "Dann hat ja das Pferd die ganze Arbeit gemacht!" Stellte Loriana fest und sie beide lachten, aus dem Augenwinkel sah er Miranda lächeln. Sie fand es wohl belustigend, doch er war sich nicht sicher warum. Plötzlich fiel Korben wieder ein wovon sie davor geredet hatten. "Erzähl doch noch einmal von deiner Welt, Loriana. Du hast gesagt ihr habt keine Steinhäuser, habt ihr Metall zur Holzbearbeitung?" "Holzbearbeitung?" Sie schien wieder etwas verunsichert "Metall?" "Wie mein Schwert." antwortete er "Um das Holz zu schneiden." "Was! Du denkst wir würden Holz schneiden, hältst du uns für so grausam!?!" Sie war eindeutig wütend "Warum grausam, ich meine..." warf er ungeschickt ein "Klar, dass du das sagst. Warum grausam, der Baum schreit doch nicht. Das meinst du doch oder? ich weiss, dass du das denkst, du musst nicht antworten. Was hätte ich schon anderes von dir erwarten können?" Sie hielt kurz inne und fuhr dann ruhiger fort "Ich war gerade dabei, dir von meiner Welt zu erzählen. Das ganze Land ist anders als deines von Wäldern bedeckt. Wir bearbeiten Holz nicht, wir formen es. Das heisst wir bitten das Holz so zu wachsen, dass es uns hilft. Unsere Häuser wachsen entweder in die Krone oder in dem Stamm der Bäume." Gibt es bei euch andere Rassen?" "Rassen? Du meinst andere Wesen?" "Ja, andere wie euch." "Das gibt es nicht, jedenfalls nicht viele. Aber die \344Orks'" sie spuckte das Wort regelrecht aus "leben in manchen Teilen des Waldes. Sie sind üble menschenfressende Monster, die ständig versuchen den Wald zu zerstören und Kinder stehlen um sie zu Tode zu foltern. Sie rauben manchmal gar die Frauen um sie zu vergewaltigen auf dass ihnen missgestaltete Kinder geboren werden." "So schlimm sind sie?" fragte Korben verwundert "Aber mich interessiert vielmehr, wie sie aussehen, denn sonst würde ich sie nicht einmal dann erkennen wenn sie im Rudel vor mir stehen." Er grinste sie an, hoffentlich glaubte sie nicht, er würde über sie lachen. "Sie haben eine grün-braune, von Narben überzogene Haut und riesige Hauer im Maul, ihre Augen sind blutunterlaufen und ihre Haare sind schwarz bis braun und dick wie Lianen. Ihre Ohren sind oben gebogen und krümmen sich nach hinten und sie sind etwa 2 Köpfe grösser als du und doppelt so breit. Ich vermute, dass sie in primitiven Lederhütten in denen es nach ranzigem Fett stinkt, leben. Sie verstehen nichts von der Harmonie des Waldes." Das war die Weichherzigkeit der Baummenschen? Vorsichtig setzte er an "Übertreibst du nicht ein bisschen?" "Nein überhaupt nicht, oder glaubst du mir nicht?" Wieder schien sie ihn herausfordern zu wollen doch diesmal blieb er ruhig. "Natürlich glaube ich dir, wie könnte ich an deinen Worten zweifeln, wo ich doch noch nie Orks gesehen habe?" Sie fuhr mit ihrer Erzählung fort. "Ich kenne leider nur einen kleinen Teil des Landes, denn es kann gefährlich sein durch meine Welt zu reisen. Ihr habt hier nur Menschen, doch bei uns gibt es Erzählungen von Ungeheuern, die den Unvorsichtigen auflauern. Wenn du mehr erfahren willst dann komm doch einfach mit!" Das hatte er vor. Hier gab es etwas zu tun., ob Loriana nun Recht hatte oder übertrieb "Das werde ich tun. Ich muss deine Welt kennenlernen. Sie klingt ungeheuer aufregend." "Kann ich auch mitkommen?" Korben war kurz irritiert, dann erkannte er, dass Miranda gesprochen hatte. "Wenn du willst." Sagte Loriana etwas abwehrend, was Miranda aber nicht aufzufallen schien. "Dann beeilen wir uns doch etwas, damit wir schnell zum Ziel kommen!" Jetzt stellte sie sich schon in die Führerrolle, aber Korben hatte jetzt keine Lust zu streiten und er war zu aufgewühlt um sich darum zu kümmern. Hatte Loriana nicht gesagt, dass sie niemals einem denkenden Wesen Schaden würde?
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Sie wanderten etwa zwei Wochen durch Wälder, die aber langsam einer kärgeren Vegetation wichen, bis sie das Vorgebirge erreicht hatten. Schon hier war die Luft dünn, doch was Loriana am meisten störte war die Tatsache, dass es trocken war. Kaum Pflanzen oder Tiere, wie sollten sie hier Essen finden? Gut, die anderen schienen sich hier fast wohler zu fühlen, als in der Ebene. Oder glaubte sie das nur, weil es ihr so schlecht ging? Korben und Miranda schritten kräftig aus, so dass Loriana manchmal Probleme bekam hinterherzukommen. Zudem wurde der Weg immer steiler. Erst unmerklich, dann wurde es deutlich spürbar. Sie hatte nie gewusst, dass gehen so anstrengend sein konnte. Diesen Abend rasteten sie unter einem verkrüppelten Baum, der auf einer etwas flacheren Stelle stand. Erleichtert ließ sie sich fallen und sah dann, das auch die beiden Menschen erschöpft waren. Vorsichtig rieb sie sich die schmerzenden Beine Es war eine Wohltat zu sitzen. Dann hörte sie Korben über den weiteren Weg sprechen. "Wir müssen unbedingt eine Strasse finden." Miranda antwortete: "Etwas weiter nördlich müsste die alte Handelsstrasse sein. Aber lass uns besser morgen weiterreden, ich bin müde." Plötzlich fühlte auch Loriana ihre Augenlider schwer werden und gähnte. "Ich denke sie hat recht" sagte sie, "der heutige Weg war anstrengend. Damit legte sie sich zurück, sah den wolkenverhangenen Himmel an und schlief ein.
Der nächste Morgen war noch trockener als der vorige und obwohl Wolken aufgezogen waren fiel kein Regen. Glücklicherweise kamen sie im Verlauf des Tages an einem Bach vorbei, an dem sie sich erfrischen konnten. Loriana fühlte sich so verholzt als wäre sie wochenlang unbewegt gestanden und an einigen Stellen war ihre Haut rissig. Beim Sonnenuntergang sahen sie in einiger Entfernung über ihnen die Silhouette einer Burg. Unverständlicherweise bestanden Korben und Miranda darauf noch etwas weiter zu gehen, bis sie auf einen Weg trafen, der zu dem Bau führte. Die folgende Nacht verbrachten sie am Wegrand. Loriana konnte vor Neugierde auf das Kloster, deren Bewohner ihr helfen sollten in ihre Welt zurückzukehren, kaum schlafen. Entsprechend müde war sie am nächsten Morgen, als sie von Korben geweckt wurde "Komm steh auf. Wir müssen weiter." Sie stand langsam auf. Ihr ganzer Körper schmerzte von dem harten Boden auf dem sie geschlafen hatte, obwohl sie doch normalerweise keine Probleme damit hatte. Im Laufe des Vormittags verzogen sich die Wolken und die Sonne kam durch. Es wurde heiss, ihre Lungen schmerzten von der trockenen Luft und sie glaubte zu verdorren. Der sonst angenehme Schein der Sonne biss in ihre Hände und ihr Gesicht. Bald wurde der Pfad schmaler und wand sich langsam den Berg hinauf. Dann überquerte er zu Lorianas unendlicher Erleichterung einen weiteren, fast ausgetrockneten Bach. Sie sog das Wasser gierig auf, bis sie sich besser fühlte.
Als die Sonne unterging hatten sie das Kloster immer noch nicht erreicht, so dass sie auf dem Weg schlafen müssten. "Gehen wir doch in der Nacht weiter" schlug Loriana vor, "Ich kann in dieser trockenen Luft nicht richtig schlafen." Sie hoffte, dass es in der Nacht kühler und vor allem feuchter sein würde. Korben antwortete nach einiger Zeit, "Mir ging es genauso, doch ich weiss nicht ob es gut ist, wir sollten ausgeruht sein, wenn wir am Kloster ankommen, wer weiss, wie diese Mönche sind. Vielleicht stört es sie nicht über ein paar Reisende herzufallen." "Sei still!" schrie Loriana, schließlich waren diese Mönche ihre einzige Möglichkeit nach Hause zu kommen. "Was ist denn?" fragte Korben. Dann stiess Miranda ihn an und flüsterte ihm etwas zu und er entschuldigte sich "Tut mir leid. Ich wollte deine Hoffnungen nicht zerstören." und Miranda warf ein "Vielleicht wäre es wirklich gut in der Nacht noch weiterzugehen. Wenigstens bis wir in Sichtweite sind. Dann können wir uns immer noch hinlegen" "Aber ausserhalb ihrer Sichtweite." Fiel Korben ihr ins Wort, er wollte wohl einfach nicht hoffen.
Mitten in der Nacht erwachte Loriana. Sie war sich sicher ein Geräusch gehört zu haben. Langsam stand sie auf und sah sich um. Aus dem Klostertor kam ein Mensch in einem langen Gewand, dessen Farbe sie nicht erkennen konnte. Die Kapuze der Kutte hatte der Mensch zurückgeschlagen und sie sah das Licht des Halbmonds schimmerte auf seiner Glatze. Der Mönch, denn um das musste es sich bei dem Menschen handeln, ging den Pfad herunter und verschwand nach ein paar Augenblicken hinter einer Biegung. Daraufhin blieb Loriana noch eine Weile wach und hielt nach dem Mönch Ausschau, sah ihn jedoch nicht mehr.
Nach dem Aufwachen erzählte sie den anderen davon. "Ich bin heute Nacht aufgewacht und habe einen der Mönche gesehen, er ging den Berg herunter." "Hat er uns bemerkt?" das war natürlich Korben, der wohl fast niemandem traute. "Nein, keine Angst, er hat nicht zu uns gesehen." hoffentlich würde er sich etwas beruhigen bevor sie das Kloster betraten. Korben antwortete etwas schroff "Ich habe keine Angst, ich bin nur vorsichtig!"
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Jetzt war es soweit, jetzt würde sie endlich das innere des legendären Klosters sehen. Miranda frohlockte, alleine hätte sie wohl niemals den Mut gefunden hier her zu gehen. Noch bevor die Sonne ganz am Himmel stand beendete sie das kurze Frühstück, dass Loriana ihnen aus Beeren zubereitet hatte, sie hatte nie bemerkt, wie gut Beeren schmecken konnten, und stand auf. "Los, gehen wir, ich kann es kaum erwarten es von innen zu sehen!" Korben und Loriana standen langsam auf, viel zu langsam nach Mirandas Geschmack. Daher ging sie ohne auf die beiden zu warten los. Vor dem drei schritt breiten Tor blieb sie stehen.
Es war aus roter Bronze und in die verwitterte, zwei Mann hohe Mauer, die das Kloster umgab fugenlos eingebettet. Sie wartete, bis Korben und Loriana heran waren. Korben beschwerte sich: "Hey, hast du es so eilig, dass du nicht einmal auf uns warten willst? Also wie kommen wir jetzt da rein? Ich sehe keinen Klopfer."
Es stimmte, das Tor war bis auf Verzierungen an seinem Rand blank. Nur in der Mitte jedes Torflügels konnte sie einige Runen erkennen. Sie entschloss sich trotzdem anzuklopfen, selbst mit der blossen Hand. Auch wenn es niemand hören würde war es doch besser als Nichtstun.
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Als Miranda anklopfte erklang ein tiefer dröhnender Ton, der wohl bis nach Port zu hören gewesen sein musste. Geistesgegenwärtig sprang Korben zurück und zog sein Schwert. Sie war also doch eine Hexe, aber warum schreckte sie dann genauso zurück wie er? Jetzt gab es kein zurück mehr. Die Torflügel erzitterten und öffneten sich langsam. Geräuschlos schwangen sie auf und gaben den Blick ins Innere des Klosters frei.
In seiner Mitte stand ein riesiges Gebäude mit einem geschwungenen, goldenen Dach, dass auf fugenlosen Mauern ruhte. Die Götter mochten ihm helfen, das war grösser als das Stadthaus von Port und dürfte mehr wert sein als die ganze Stadt. Rechts davon stand ein kleineres und links in der hinteren Ecke war ein grosses Steingebäude zu erkennen. Links vorne stand ein weiteres Holzhaus, offensichtlich eine Scheune. An der hinteren Mauer waren Gehege, in denen sich Hühner und andere Vögel tummelten. An der rechten und der vorderen Mauer wuchs Gemüse. Auf dem ganzen Gelände waren vielleicht ein Dutzend Mönche in dunkelroten Kutten zu sehen, von denen einige still auf dem Boden sassen und andere den Boden fegten oder die Hühner fütterten, aber in dem goldgedeckten Haus hätte die fünffache Anzahl Platz.
Langsam überwand Korben seine Verwunderung und bemerkte das äusserst unpassende wirkende Schwert in seiner Hand. Hastig steckte er es in die Scheide. Aus dem goldenen Haus trat ihnen ein einzelner Rotgolden gekleideter Mönch entgegen. Sein Kopf war kahl und in der rechten Hand führte er einen unverzierten weissen Stab. "Ich heisse euch in unserem Kloster willkommen" begrüsste er sie "Verweilt doch etwas in unseren Mauern." Miranda starrte den Mönch fassungslos an bis Korben sie anstiess "Reiss dich zusammen Miranda" flüsterte er ihr zu "Er hat uns doch willkommen geheissen oder? Oder glaubst du etwa diese Mönche würden uns nach so einer Begrüssung angreifen. Ausserdem, was können sie uns schon tun?" Er versuchte selbstsicher zu klingen, doch Miranda schien das Zittern in seiner Stimme zu bemerken. "Er alleine könnte dich.... ach was Solls, du würdest es doch nicht verstehen." Während sie stritten ging Loriana unbekümmert auf den Mönch zu und streckte ihm die Hand entgegen "Ich bin Loriana, aus den ewigen Wäldern und wie heisst ihr?" Korben konnte es kaum glauben, wie konnte sie so selbstsicher sein? Der Mönch starrte sie kurz unschlüssig an, dann gab er ihr die Hand "Ich heisse Rasiak, ich bin der Klostervorsteher." Ein Dutzend Herzschlägen lang sahen sie sich an. Dann sagte Loriana "Zeigt uns doch euer Kloster". Langsam ging der Mönch nach links, in Richtung der Scheune und erzählte ihnen von dem Kloster: "Wir leben schon lange in der Einsamkeit um uns in Meditation zu üben und der Hektik der Welt zu entfliehen. Wir leben abgeschieden ohne Kontakt zur Aussenwelt, ernähren uns von dem was wir selbst herstellen." damit wies auf die Scheune. "Falls ihr etwas zu essen wünscht, wir essen bald und ihr könnt euch zu uns gesellen. Falls ihr hier zu verweilen wünscht können wir euch einige Räume im Kloster anbieten." Damit war wohl alles gesagt, doch Miranda zog Korbens Aufmerksamkeit auf sich. Sie ging fast geduckt hinter ihnen her und blickte den Mönch aggressiv an. Korben versuchte sie etwas abzulenken "Schauen wir uns doch unsere Zimmer an. Da wir hier bei Mönchen sind werden sie wohl recht karg sein." Sie strafft sich etwas. Dann ging Korben auf das goldene Gebäude zu. Sofort schritt der Mönch weit aus und war bald wieder vor ihm um das Tor des Hauses auf zu stossen. Auch das Innere des Tempels bestand aus reinen Gold und Korben verspürte die starke Versuchung an der Wand zu kratzen, doch unter Aufbietung all seines Willens konnte er sich zurückhalten, das würde sie hier nur in Gefahr bringen. Der Priester führte sie durch einen langen goldenen Gang, der immer tiefer in den Tempel hinein führte. Ein schwaches Licht erhellte den Gang, aber Korben konnte keine Lichtquellen finden. Fast schien es als würden die goldenen Wände leuchten, aber verdammt, Gold leuchtete nicht. Es glänzte nur, also musste er sich irren. Als er sich umblickte sah er Miranda drei Meter zurückgefallen. Sie war blass und schleppte sich hinter ihnen her. War sie etwa krank? Endlich zeigte der Mönch auf eine Tür in der linken Seite, 'verdammt' dachte Korben, er war unvorsichtig geworden und hatte vergessen die Türen zu zähen und Loriana schien total verzückt zu sein. Wie in einer anderen Welt, dachte er unbesorgt. Sie sah von einer Wand zur anderen, betrachtete sie genau und erst jetzt sah auch Korben, dass in die Wände fast unsichtbare Zeichnungen eingelassen waren.
Ein Stoss in die Seite ließ ihn auffahren. Miranda stand neben ihm und sprach mit ihm, "...stehst du nur rum, komm endlich hinein!" Korben riss sich endgültig von der Wand los, "Was ist, siehst du nicht, dass ich die Reliefs betrachte?" fragte er unwirsch, warum war er plötzlich so wütend? Nach Loriana sehend entdeckte er sie immer noch vor der Wand stehen. Sie war total vertieft in die Zeichnungen. Er versuchte sich zu erinnern was er gesehen hatte und merkte das er es nicht konnte. Was geschah hier? Als er sich wieder die Wand ansehen wollte traf sein Blick Miranda. "Spürst du es?" Fragte sie ihn, "Was?" dann erkannte er was sie meinte, die Wand schien seinen Blick anzuziehen. "Nur reine Neugier." Sagte er um sich selbst davon zu überzeugen und ging festen Schrittes zu Loriana hinüber, packte ihre Hand und zog sie in das Zimmer. Es war gross, mehr als 20 Schritt durchmessend, und bestand aus Gold. Ein grosser goldener Tisch stand in der Mitte, darum 6 Goldene Stühle. An einer Wand standen drei Betten. Es gab keine Fenster, aber an jeder Wand hingen zwei brennende Fackeln. Die Betten waren mit weissen Bettüchern bezogen und schienen ihm hart und bequem. Ein weiches Goldgespinst, das nicht kalt zu sein schien überzog den Boden. Jetzt erst fiel ihm die angenehme Wärme, die in dem gesamten Tempel herrschte, auf. "Kommt, setzen wir uns." sie ließen sich vorsichtig auf den Stühlen nieder, auch die Stühle waren warm "Miranda erzähl uns doch was dich quält. Du scheinst müde zu sein." "Würdest du nicht verstehen..." war ihre nicht gerade höfliche Antwort. Hielt sie ihn für dumm? Bevor er etwas entgegnen konnte fiel Loriana ein, "Es ist phantastisch hier! Nur Pflanzen fehlen. Ich werde ein paar holen gehen." Mit diesen Worten sprang sie wieder auf und lief auf den Gang hinaus. Sofort verließ auch Miranda ihren Stuhl. "Ich komme mit, ich brauche etwas frische Luft!" Das sah man ihr an. Korben allerdings entschloss sich die Betten auszuprobieren und nachdem er sich angezogen auf das Bett gelegt hatte war er auch schon eingeschlafen.
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Das Kloster war einfach zu schön, dachte Loriana verzückt. Das Gold schimmerte fast wie junge Blätter vor der Morgensonne und die Verzierungen sahen aus wie feine Spinnennetze, die auf Flechten gelegt werden, oder wie verschlungene Äste. Immer wenn sie hinsah sah sie etwas anderes und das alte verschwand aus ihrem Geist, aber es fehlte eindeutig an Grün. Nun ja, dass würde sich beheben lassen. Beschwingt lief sie nach draussen. Zu beiden Seiten des Tores standen Priester mit grauen Holzstäben in den Händen. Vertrauten sie ihnen nicht? Dachten sie etwa, dass sie etwas zerstören würden, dachte sie als sie an ihnen vorbei und aus dem immer noch geöffneten Tor lief. Erst als sie bereits 20 Schritt vom Tor entfernt war hörte sie Miranda keuchend aus dem Kloster stolpern. "Warte! Wenn du schon Blumen pflücken gehst dann warte wenigstens auf mich!" rief sie Loriana atemlos zu, die lachend "dann beeile dich ein bisschen" antwortete und den Zustand Mirandas überhaupt nicht wahrnahm "da drüben stehen wohl die schönsten Narzissen, die ich bisher in eurem Land gesehen habe und sieh nur wie sie von den Grashalmen eingerahmt werden. So wird ihr weiss von dem grün noch mehr hervorgehoben!" Vorsichtig zog sie zwei der Blumen mitsamt den Wurzeln aus dem Boden. Dann stand Miranda neben ihr. "Ich muss auch ein paar Pflanzen sammeln. Hilfst du mir?" fragte sie Loriana "Welche Pflanzen suchst du?" Lorianas Neugier war geweckt "Sie sind eher unscheinbar, aber sie sind sehr schwer zu finden" Warum sollte sie ihr nicht helfen? "Natürlich helfe ich dir. Ohne dich währen wir schließlich gar nicht hier!" Sie kicherte, "Jetzt dichte ich auch noch" Miranda schien es allerdings eilig zu haben "Komm fangen wir an zu suchen" drängte sie Loriana, obwohl es der Waldfrau lieber gewesen wäre sich noch etwas an den Blumen zu erfreuen "Ist es wirklich so dringend?" Miranda erschien ihr seltsam. Warum jetzt diese Hektik? Nun gut würden sie eben zu suchen anfangen. "Ich hoffe du weist was du suchst." sagte Loriana und schüttelte den Gedanken ab.
Zwei wenig unterhaltsame Stunden später hatten sie alles beisammen, sie hatten sich kaum unterhalten, Miranda hatte immer nur die Pflanze beschrieben, die sie suchte und sich dann sofort energisch an die Arbeit gemacht. Aber jetzt hatten sie ein ansehnliches Bündel Kräuter. Manche von ihnen hatten entgegen Mirandas Andeutungen sogar schöne Blüten. Nur wie sie mit den Pflanzen umging hatte Loriana überhaupt nicht gefallen. Miranda riss sie einfach aus, ohne darauf zu achten die Wurzeln mit heraus zu ziehen oder wenigstens den Boden etwas umzugraben, damit dort neue Pflanzen besser Wurzeln schlagen konnten.
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Endlich hatten sie alles, Kätzchen, völlig weisse, buschige Blüten auf einem sehr kurzen Stamm, Korub, wenn mehr Menschen wüssten wofür man ihn noch benutzen kann würden sie sicherlich nicht mehr soviel davon essen, Miranda lächelte bei diesem Gedanken unmerklich und viele andere unscheinbare Pflanzen. Zum Glück war Sommer, sonst hätten sie wohl nicht alles gefunden, was sie brauchte. Loriana war wirklich eine grosse Hilfe gewesen. Nur wie sie Miranda jedesmal angesehen hatte, wenn sie eine Pflanze gepflückt hatte, das war ihr unverständlich. Sie schien aus irgendeinem Grund wütend zu sein, doch Miranda entschloss sich nicht mehr darum zu kümmern und stattdessen mit der Arbeit zu beginnen. Sie musste nur noch in den Tempel und eine ruhige Kammer finden, oder Korben irgendwie aus ihrer gemeinsamen Kammer heraus bekommen. "Komm, Loriana, gehen wir wieder hinein, oder willst du noch ein paar Blumen zur Verzierung des Zimmers suchen?" Die reagierte wie erwartet "Die Blumen, die du gesammelt hast kann man ja wohl kaum als Verzierung für einen goldenen Raum benutzen. Sie wären besser für deine Hütte gewesen, aber sie passen nicht zum Leuchten des Goldes. Ich komme gleich nach!" Die war sie erst einmal los. Jetzt musste sie sich nur noch überlegen was sie mit Korben machte. Miranda hatte das Bedürfnis zu rennen, aber sie hielt sich zurück, schließlich wollte sie nicht, dass Loriana neugierig wurde. Im Tempel spürte sie wieder diesen Druck von allen Seiten. Es war als wollte er sie ersticken. Während sie die Türen abzählte stählte sie sich innerlich gegen ihn. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, was sie zu tun hatte war zu wichtig. Als sie glaubte bei der richtigen Tür zu sein stiess sie sie auf. Auf einem der Betten lag Korben, friedlich schlafend. Trotzdem würde sie ihn hier heraus bekommen müssen. Es wäre zu gefährlich wenn er plötzlich aufwachte und sie störte. Nachdem sie sich noch einmal gegen die Empfindung im Tempel gestählt hatte ging sie zu seinem Bett.
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Plötzlich durchbrach ein stechenden Schmerz im Nacken seinen Schlaf. Er musste sich wohl verspannt haben. Wie lange hatte er hier gelegen? Langsam drehte er sich um und entdeckte unter seinem Nacken einen winzigen Dorn, wie von einer Rose. Warum hatte er die nicht bemerkt? Er reckte sich ausgiebig. Jetzt würde er sowieso nicht mehr schlafen. Also streckte er sich noch einmal und stand dann auf. Loriana und Miranda mussten noch Blumenpflücken sein und es wurde Zeit, dass er nachsah wie es ihnen ging. Warum hatte er überhaupt zugelassen, dass sie zu den Mönchen hinausgingen? Er war wohl zu müde gewesen um darüber nachzudenken. Wer weiss ob die Mönche wirklich harmlos waren und Miranda traute er sowieso noch nicht. Erfrischt vom Schlaf stand er auf und ging zur Tür. Diesmal würde er sich die Anzahl der Türen merken. Dann trat er auf den Gang und bemühte sich nicht direkt auf die Wände zu sehen. Doch es war sinnlos. Schon nach drei Türen ertappte er sich wieder dabei, dass er auf die Wand starrte. Hoffentlich war das nicht auch Loriana passiert. Der Gedanke daran gab ihm die Kraft sich von den Ornamenten, wie sahen sie nun wirklich aus, er hatte es schon wieder vergessen, los und lief die Türen zählend hinaus. Nachdem er an über einem Dutzend Türen vorbeigekommen war trat er endlich, die Mönche zu beiden Seiten kaum beachtend, aus dem Tor. Loriana stand ausserhalb der Klostermauern. Die Mönche hatten das Klostertor offen gelassen und er begann ihnen etwas mehr zu Vertrauen zu schenken. "Hallo Loriana, ist Miranda nicht da?" "Nein" antwortete sie "sie ist schon reingegangen. Hast du sie nicht gesehen?" "Ich bin gerade erst aufgestanden, die Betten sind äusserst angenehm. In meinem lag aber ein kleiner Dorn." "Oh du Armer" sie lächelte ihn breit an "Wenigstens bist du wieder wach,. Hilfst du mir das Zimmer, oder die Zelle, wie du es nanntest" jetzt war ihr lächeln eindeutig warm und spöttisch "etwas zu verschönen?" "Wenn du mir sagst wie" er grinste zurück "du hast mehr Erfahrung mit Pflanzen als ich".
Eine Weile lang liefen sie gemeinsam über die Wiesen und sammelten Pflanzen in allen Schattierungen. Von Rot, über Blau zum feinsten Weiss, Wieso wusste er bisher noch nicht einmal, dass es diese Pflanzen- und Farbviellfalt überhaupt gab? Jetzt hatte Loriana wohl eine besonders schöne Pflanze gefunden "Sieh dir das an, sie sind weiss wie die Birke, aber wehrhaft wie ein Hartholz." Als er sich nicht rührte, weil er noch die Bedeutung ihrer Worte ergründen wollte rief sie weiter "Komm her oder willst du sie nicht noch einmal sehen, bevor wir sie ausgraben?" Oh nein. das war eine schreckliche Eigenart von ihr, jede Pflanze musste noch Erde haben, damit sie nicht 'starb', 'wie verdammt konnte eine Pflanze sterben?' dachte er sich und erinnerte sich augenblicklich daran, wie Lorianas Blut ausgesehen hatte und bekam Zweifel. Vielleicht war Loriana ja eine Pflanze? Er musste sie unbedingt fragen, aber vorsichtig, sonst würde er sie vielleicht beleidigen und das war das letzte, das er wollte. Als er noch so unbeweglich dastand drang plötzlich wieder Lorianas Stimme zu ihm durch "Komm schon, oder bist du verholzt?" Immer diese unverständlichen Ausdrücke, aber was sie meinte war klar. Korben lief zu ihr, um sich die Pflanze und, was noch wichtiger war, Loriana anzusehen. Sie sass vor einer kleinen Blume auf dem Boden. Ihr Stiel war grün und mit Dornen gespickt und an ihrem oberen Ende trug sie noch eine Knospe. Als Loriana sie in die Hand nahm entfaltete sich die Blüte langsam, wahrlich makellos weisse Blütenblätter öffneten sich unter seinen Augen. Sie rieben aneinander, bis sich die Blüte zu einem Kelch geöffnet hatte. Dann griff Loriana bedächtig nach dem Stengel und zog die Blume aus der Erde. "Hier, die ist für dich" Er sah dabei einen so warmen Ausdruck in ihren Augen, dass ihm die Tränen kamen und nahm langsam die weisse Rose an sich. Sie hatte nur ein winziges Stück Erde an ihrem Stiel, doch er war sich sicher, dass das ausreichen würde. Vorsichtig drückte er die Blume an seine Brust, um sie nicht zu zerdrücken. Dann sah er wieder zu Loriana hoch und erschrak. Sie schwankte und ihr Gesicht war blass, was hatte sie getan? Ganz behutsam legte er die Rose auf den Boden, dann griff er sie vorsichtig bei den Schultern und fragte sie sanft "Was hast du getan, willst du dich töten?" "Du Ork" schrie sie, das war eindeutig eine Beleidigung "Wieso wirfst du sie auf den Boden? Bedeute ich dir so wenig?" Loriana schluchzte kaum merklich. Schockiert antwortete er "Was, warum, nein du bedeutest mir mehr als alles andere hier. Was regt dich so auf?" was hatte er jetzt schon wieder falsch gemacht?
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Wütend rannte Loriana durch das Tor in den Tempels. Ihre Blumen lagen noch auf der Erde. Auf halbem Weg zu ihrem Zimmer, jedenfalls glaubte sie, dass es der halbe Weg war, verging ihr Zorn. Warum hatte sie nicht vorher daran gedacht, dass Korben ihre Bräuche nicht kannte. Sie machte sich immer schwerere Vorwürfe, warum hatte sie so aggressiv reagiert? Hätte sie ihm nicht erklären können was sie tut? Nein, dachte sie sich. Das hätte den Moment zerstört. Sie versuchte sich noch einmal an jede Einzelheit zu erinnern und plötzlich wurde ihr bewusst, dass er die Rose nur aus Sorge um sie auf den Boden gelegt hatte. Ja auf den Boden gelegt, er hatte die Blume mit aller Ehrfurcht behandelt zu der er fähig war, doch sie war Korben wichtiger gewesen als die Blume. Plötzlich blieb Loriana stehen. Sie musste sich bei ihm entschuldigen. So schnell sie konnte rannte sie auf das Tor zu. Gerade als sie aus dem Tempel kam spürte sie ihre Erschöpfung wieder, die zuvor von Wut und Schuldgefühlen unterdrückt gewesen war. Dann stürzte sie.
Sie lag auf dem Boden und hörte schnelle, sich nähernde Schritte. Nach einigen Augenblicken sah sie Korben neben ihr knien. "Bitte entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun, aber sag mir bitte wenigstens was ich falsch gemacht habe" sagte er zu ihr "Ich habe die Rose doch nur aus Angst um dich abgelegt" dünne Tränen glänzten in seinen Augen "hast du dich verletzt?" "Nein, ich glaube nicht" sie war völlig überrascht. Als er ihr eine Hand reichte nahm sie bereitwillig an und stand auf. Ihr war noch etwas schwindelig, aber das würde sich geben. Sie musste sich noch an diese Welt gewöhnen, doch zuerst musste sie sich entschuldigen. "Korben entschuldige, dass ich dich so angeschrien habe. Ich hätte wissen müssen, dass du nicht weisst was ich tue." "Nein, ich hätte erst nachdenken müssen." er hatte wohl erkannt, dass er einen Fehler gemacht hatte. Das Mindeste, das sie tun konnte war wohl, dass sie ihm das eben Getane erklärte. "Es war ein Ritual, dass uns auf ewig zu Freunden gemacht hätte. Du hättest die Rose nur an einem sicheren Ort einpflanzen müssen, dann wäre unsere Freundschaft wie die Rose immer weiter gewachsen." Korben sah sie verdutzt an "warum beenden wir das Ritual dann nicht jetzt noch?" Traurig antwortete sie "Wie sollen wir das tun, wo wir die Rose doch nicht mehr haben" Dann sah sie ihn noch einmal an und bemerkte, dass er die Rose ganz behutsam in seiner Linken hielt "Du hast sie noch?" rief sie aus und spürte wie ihr Herz schneller schlug "Ja, ich konnte sie doch nicht einfach auf dem Boden liegenlassen, wo du dich so darüber aufgeregt hattest." Er schien ihre Erregung missverstanden zu haben, denn er fuhr fort "Aber wenn du willst kann ich sie wieder zurücklegen" "Niemals!" sie lächelte verschmitzt "Ich werde doch diese Chance nicht vorbei fließen lassen" Damit nahm sie seine linke Hand und ließ die Rose noch ein winziges Stück wachsen, was fast über ihre noch geschwächten Kräfte ging, aber sie musste sichergehen, dass die Rose lebte. "Bepflanzen wir unsere Freundschaft" sagte sie als sie Korben vom Kloster wegführte.
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Etwas von ihrer Wortwahl irritiert folgte er ihr. Loriana führte ihn ausser Sichtweite des Tores und kniete sich dann vor einen grossen Beerenbusch. "Hier können wir sie einpflanzen" ihre Stimme klang aufgeregt. Er ließ sich neben ihr nieder und sah zu wie sie ein kleines Loch in die Erde grub. "Du musst die Rose jetzt einpflanzen, wenn dir unsere Freundschaft etwas bedeutet." Korben sah sie noch einmal an. Sie lächelte. Dann nahm er die Rose und setzte sie vorsichtig in das Loch. Loriana schloss das Loch mit der gerade ausgehobenen Erde. Augenblicklich nahm ihr Gesicht einen Ausdruck höchster Konzentration an. Die Rose begann langsam zu wachsen, ihre Kräfte verwunderten ihn immer wieder. Plötzlich fiel sie zur Seite in seine Arme. Lorianas Gesicht war erschlafft und ihre Augen geschlossen, doch ihren Mund umspielte ein Lächeln.
Nachdem er eine Weile bei ihr gesessen war bewegten sich ihre Augen, sie schien eingeschlafen zu sein und zu träumen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, hob er sie auf seine Arme und trug sie ihre Zelle suchend in den Tempel. Nach einiger Zeit, während der er sich beherrschen musste um nicht auf die Gravuren an den Wänden zu sehen, sie schienen sich zu bewegen, wie sich ringelnde Schlangen, er wandte den Blick schnell wieder ab und konzentrierte sich auf den Fussboden, fand er das Zimmer und öffnete die Tür.
Ein Geruch wie von Sumpfgas und Lavendel lag in der Luft. Verwundert trat er durch die Tür. Vor ihm am Tisch sass Miranda, die ein kleines Beutelchen in der Hand hielt, die Schweissperlen standen ihr auf der Stirn. "Hallo Miranda, was machst du hier? Ich habe dich nicht herein kommen gesehen." fragte er sie. "Ich, ich habe nur ein Kräuterrezept von meiner Mutter ausprobiert." antwortete sie und schien mit den Augen die Ecken des Raumes abzusuchen. "Aber was ist mit Loriana? Schläft sie?" Offensichtlich versuchte sie abzulenken "Sie hat sich wohl überanstrengt.". Miranda schien auch nichts weiter sagen zu wollen, denn sie hatte ihren Blick wieder auf den Beutel gerichtet. Vorsichtig legte er Loriana aufs Bett und setzte sich dann ihr gegenüber an den Tisch.
Es dauerte über 2 Stunden bis die Walsfrau aufwachte. In dieser Zeit sass Korben Miranda gegenüber und beobachtete sie. Sie dagegen schien in Gedanken versunken zu sein. Dann hörte er Loriana sich regen und lief zu ihrem Bett. Sie sass bereits aufrecht und lächelte ihn an.
"Warum musstest du das tun" fragte er sie besorgt "Ich hatte Angst du würdest gar nicht mehr aufwachen", aber sie lächelte nur. Nachdem sie sich eine Weile lang so angesehen hatten erläuterte sie dann "damit wir für immer Freunde bleiben können, auch wenn ich zurückkehre.", damit stand sie auf, sie war immer noch blass und ging unsicher, und lief zum Tisch.
Erst nachdem Loriana sich gesetzt hatte schien sie den Geruch wahrzunehmen. "Sind das die Kräuter, die wir gesammelt haben?" fragte sie Miranda "Einen Teil erkenne ich nicht, aber das ist eindeutig Lavendel und den haben wir nicht gesammelt." "Wie ich Korben bereits gesagt habe ich ein Rezept meiner Mutter ausprobiert, wenn ihr wissen wollt warum, dann kommt doch einfach mit." Sie war wohl etwas erregt, was ihn wohl nicht verwundern sollte. Sie wurde schließlich immer wieder verdächtigt. Korben hoffte, dass Lorianas Neugierde von ihrer Erschöpfung gedämpft würde, aber seine Hoffnung erfüllte sich natürlich nicht. Im Gegenteil schien sie sofort hellwach und fit wie nach einer angenehmen Nacht zu sein, auch wenn ihre Haut etwas heller war als sonst. Vielleicht war sie ja blass, aber er glaubte nicht, dass er es in so genau unterscheiden könnte. Sie sprang regelrecht aus dem Bett und war aufgestanden bevor Miranda sich auch nur rühren konnte. "Dann zeig es uns!" Ihre Stimme zitterte etwas, wahrscheinlich verfluchte sie sich innerlich dafür. Langsam stand auch Miranda auf. Nein, Korben würde Loriana auch jetzt nicht alleine lassen, vor allem nicht in ihrem Zustand. Verdammt, vor Augenblicken war sie noch halb ohnmächtig gewesen. Also stand auch er auf, vielleicht regte sich ja auch eine gewisse Neugier in ihm, er war sich nicht sicher. Hintereinander gingen sie auf den Gang, wo Miranda sie sofort zum Tor des Tempels führte, den Beutel mit den Kräutern in der linken Hand haltend. Am Tor angekommen sprach sie den Wächter auf der linken Seite an "Wir wünschen den Klostervorsteher zu sprechen!" Korben hoffte, dass der Wächter sie nicht als Vergeltung für den rüden Ton, mit dem sie sprach tötete, aber er klopfte nur mit dem Stab an die Klosterwand und ein leiser Ton erklang. Wie schafften sie es, dass er überhaupt zu hören war? Der Mönch schlug schließlich auf hartes Gold, aber das würden sie wohl nie herausfinden.
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Jetzt war es an der Zeit zu beweisen, ob sie recht hatte. Miranda wartete ungeduldig, aber der Mönchsvorsteher ließ sich Zeit. Wütend fragte sie den Wächter "Wann kommt er endlich? Sollen wir hier verhungern bis er kommt?" der Wächter zur rechten schien unmerklich zu zucken, aber als sie ihn ansah stand er wieder regungslos. Irgend etwas musste ihn getroffen haben, doch der andere hatte sich nicht bewegt. Dann wandte sie sich Korben zu. Er würde sein Misstrauen ihr gegenüber hoffentlich verlieren, jedenfalls nach dem, das jetzt kommen würde und Loriana auch, das stand ausser Frage.
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Als er leise Schritte hörte drehte Korben sich um, im Tor stand der Klostervorsteher. Er trug ein weisses Gewand über das er einen goldenen Mantel gezogen hatte und in der rechten Hand trug er den weissen Stab. Miranda wich einen Schritt zurück, also tat er es ihr aus Vorsicht nach und selbst Loriana ging irritiert einen Schritt ins Freie.
Dann erhob der Mönch die Stimme "Warum wünscht ihr mich zu sprechen?" Dabei hob er die rechte ein Stück und senkte sie dann wieder. Aus dem Augenwinkel wurde Korben einer Bewegung Mirandas gewahr. Sie griff mit der Gewandtheit einer Schlange in den Beutel in ihrer linken Hand und schleuderte ein feines weisses Pulver über den Mönchsvorsteher, das ihn an der Brust traf. Plötzlich sah Korben ein helles Licht von der getroffenen Stelle aufleuchten, das in der Mitte rasch verblasste. Es bildete einen Ring, der sich bereits wieder zuzuziehen begann als Miranda eine weitere Handvoll Pulver auf den Mönch warf. In dem Lichtring sah Korben plötzlich nicht mehr das weisse Gewand, sondern einen braunen Lederpanzer und als das Pulver den Kopf des Mönches traf erschien auch dort dieses seltsame Licht, das schnell zurückwich.
Als Korben das wahre Gesicht seines Gegenübers sah zuckte er instinktiv, noch bevor er es richtig wahrgenommen hatte, zurück. Unter dem Licht kam ein grüngeschuppter, nach vorne spitz zulaufender Schädel zum Vorschein. An der Vorderseite war ein schmales Maul mit Zähnen wie den Dornen einer Rose, aber breiter, in seinen Augen, von der Farbe von Algen und Grünspan, waren dünne geschlitzte Pupillen und ein goldener Kamm zog sich über seinen Kopf nach hinten. Sofort riss er sein Schwert aus der Scheide, dieses Monster würde ihn nicht kampflos erledigen können.
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Befriedigt warf Miranda noch eine weitere Handvoll Pulver auf die Echse, dann schleuderte sie den Beutel mit ganzer Kraft auf den Boden. Das Pulver verteilte sich über das Tor, den "Mönch" und die Wachen. Ha, jetzt würde Korben ihr hoffentlich vertrauen.
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Loriana sah erschrocken zu wie der harmlos geglaubte Mönch seine wahre Gestalt zeigte, dann beruhigte sie sich wieder und blickte auf die Wachen. Als Mirandas Beutel den Boden berührte nahm ihr das Pulver einen Moment lang die Sicht, dann erschrak sie wirklich. Die Wachen, die wie zu erwarten gewesen war auch Echsen waren hielten keine normalen Stäbe in den Klauen. An den Spitzen zeigten sich jetzt lange Stahlklingen, die auf sie gerichtet waren. Sie standen angespannt und richteten ihre Waffen auf sie, wobei sie etwas zischelten, dass Loriana nicht verstand.
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Verdammt, daran hätte sie denken sollen. Natürlich würden es sich die Mönche nicht einfach gefallen lassen, wenn sie sie enttarnte. Miranda ging vorsichtig zwei Schritte zurück, als sie der Wächter gewahr wurde, die ihre Waffen hinter ihnen gekreuzt hatten. Das versprach gefährlich zu werden. Irgendwie mussten sie hier heraus kommen, ihr Kopf dröhnte, was konnten sie tun? Zuerst musste sie Korben davon abhalten sich in den Tod zu stürzen, sie sah zu ihm herüber, er stand mit gezogenem Schwert, rührte sich aber glücklicherweise nicht. Wenn die Echsen warteten bis sich das Pulver gelegt hatte hätten sie vielleicht eine Chance. Dann konnte sie sie vielleicht noch etwas binden.
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Warum hatte er nur jemals sein Misstrauen fallen lassen? Er hatte doch von Anfang an gewusst, dass mit dem Kloster etwas nicht stimmte, aber dass es Miranda sein würde, die den Trug aufdeckte hätte er nicht gedacht. Wie hatte sie das überhaupt zustande gebracht? Sie hatte ja gesagt, dass ihre Mutter eine Hexe gewesen war, aber wie hatte sie das hier zustande gebracht, wenn sie nicht auch etwas von den Fähigkeiten ihrer Mutter hatte? Vielleicht brauchte man dafür ja gar keine Hexerei? Verdammt, jetzt war er in Gedanken versunken, mit einem schnellen Seitenblick entdeckte er die Wachen hinter ihm und nahm schaudernd ihre Waffen zur Kenntnis. Das würde nicht einfach werden. Hatten sie überhaupt eine Chance? Er würde nicht ohne Kampf sterben! Langsam senkte sich das Pulver und die Luft wurde wieder völlig klar. Die Echsen hatten sich nicht gerührt und auch Loriana stand bewegungslos. Miranda schien sich ein Blickduell mit dem "Mönch" zu liefern, dieser nahm sie allerdings kaum zur Kenntnis. Dann erhob er seine Stimme, ein dünnes Zischeln bei dem seine Zunge schnell hin und her zuckte. "Warum musssstet ihr dass tun? Jetzzt werden wir eucch töten müssssen." "Warum seid ihr hier?" Das war Miranda. Sie hatte Mut so mit der Echse zu sprechen, also konnte Korben nicht nachstehen "Ihr habt uns belogen, warum seid ihr hierher gekommen?" Leise und offensichtlich mühsam antwortete der Echsenmensch "Wir haben euch nicht belogen, was ich sagte entsprach der Wahrheit. Wir leben hier um der Welt zu entfliehen. In unserer Welt waren wir alle Krieger, doch hier leben wir alleine für den Kampf, nicht den Krieg." "Warum wollt ihr uns dann töten?" fragte Loriana den Mönch, wie konnte sie nur so naiv sein, Korben schüttelte kaum merklich den Kopf. Aber jetzt war nicht die Zeit für Erklärungen, ausserdem nahm die Echse ihm die Arbeit ab: "Weil wir keinen weiteren Krieg führen wollen. Würdet ihr zurück kommen kämen Armeen um uns zu vertreiben, daher müsst ihr sterben." Jetzt musste er sich etwas einfallen lassen.
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Verständnislos hörte Loriana die Worte des Echsenmenschen. Warum sollten sie eine Armee holen, wenn die Mönche ihnen nichts taten? Die Hände leicht anhebend wandte sie leise ein "Warum sollten wir das tun? Eine Armee müsstet ihr nur fürchten wenn wir nicht zurückkämen." Sie sah die anderen an, die nur ungläubig zurückstarrten. Was hatten sie nur? Sie wäre nie auf diese Idee gekommen, wahrscheinlich wären die Mönche eine Weile lang gemieden worden, aber warum sollte man eine Armee holen?
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Sie wusste ja, dass Loriana Menschen gegenüber etwas Naiv war, doch das war fast unglaublich. Aber vielleicht konnte sie den Mönch davon überzeugen, dass alle Menschen so dachten wie Loriana, obwohl sie offensichtlich kein Mensch war. Doch es würde wohl schwer werden. Etwas Hoffnung keimte in ihr auf und dann kam ihr plötzlich eine Idee.
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Erstaunt sah Korben zu Loriana herüber, sie schien wirklich zu denken, was sie gesagt hatte. Wie konnten die Echsen ihr glauben? Doch als ob das noch nicht genug wäre fing nun auch Miranda damit an "Wenn ihr uns nun tötet" sagte sie "dann werden mit Sicherheit viele Menschen kommen und uns suchen, die ihr nicht alle töten könnt. Aber, da es euch gelungen ist unsere Sinne mit Magie zu täuschen, ist es euch sicher auch möglich uns daran zu hindern von unserem Erlebnis hier zu berichten." Ein Zittern durchlief seinen Körper und seine Muskeln verkrampften sich, als Korben ihre Worte zu begreifen begann. Diese Echse sollte ihn beherrschen und seine Freiheit magisch, alleine das Wort ließ ihn frösteln, beschränken? Dann wären sie nur noch Sklaven! Er musste Miranda davon abbringen, es würde sich sicher noch ein anderer Weg finden lassen. "Warte!" flüsterte er Miranda zu, die hinter ihm stand "Ich lasse nicht zu, dass ich hier verzaubert werde!" "Willst du lieber sterben?" war ihre wütende Antwort. Sinn machte es, aber verdammt noch mal, er fühlte sich einfach nicht gut dabei.
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Irgendetwas flüsterten die beiden, aber das war weniger interessant. Schließlich würde es wohl nichts anderes als ein Schwur sein, die Mönche nicht zu verraten. Nervös erwartete Loriana die Antwort des Echsenmenschen. An eine Todesdrohung hatte sie nicht gedacht und als sie langsam verstand, dass er keinerlei Skrupel haben würde sie zu töten stieg auch in ihr die Angst auf wie saures Wasser in einem Baum. "Das würde uns viel Kraft kosten!" antwortete der Mönch nach einer Weile "wenn wir euch töten werden sich wohl nur wenige darum kümmern. Doch euren Wert habt ihr bereits erwiesen." Was meinte er damit? Sie hatten nichts getan um die Mönche zu beeindrucken, warum auch? "Ihr werdet dafür einen Teil eurer Freiheit verlieren. Ihr werdet nicht mehr fähig sein mit anderen ausserhalb des Tempels über uns zu sprechen" die Sprache schien ihm wieder etwas leichter zu fallen "auch werdet ihr niemanden zu uns führen können. Falls ihr es versucht wird euer Geist sich lösen." Was meinte er damit, der Geist würde sich lösen? Aber das war unwichtig da sie keinen Schwur brechen würde.
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Verdammt, nie hatte er Glück. es fing mit dem Diebstahl seines Schwertes an und dann verließ ihn sein Pech kaum mehr. Warum nur hatte er sich Windstöter stehlen lassen? Erst war ihm sein Geld ausgegangen, dann musste er von seinem Anstehenden Sold diesen unhandlichen rostigen Spiess, den Heiko ein Schwert zu nennen gewagt hatte, kaufen. Dann verlor er seinen Sold weil er einer Waldfrau helfen wollte und zog auch noch mit einer Hexe durchs Land. Und als er gerade gedacht hatte es könnte nicht mehr schlimmer kommen wollte ihn dieser Echsenpriester auch noch verzaubern. Wütend sah er sich um, bis sein Blick auf Loriana fiel. Sofort war seine Wut wie weggewischt und wurde von Scham ersetzt. Wie konnte er es als schlecht erachten mit ihr zusammen zu reisen? Dann kochte die Wut wieder hoch. Was wagten es diese besseren Eidechsen sie zu bedrohen! Immerhin hatte er seine Zukunft geopfert um sie zu retten, hier würde er se sicher nicht verlieren! Dann reifte langsam die Erkenntnis in ihm. Wenn er sie retten wollte würde er sich dieser Magie ausliefern müssen. Verzweiflung stieg in ihm auf. Was würde geschehen, wenn er den Echsen erlaubte in seinem Kopf herumzupfuschen? Wollte er wirklich einem Kaltblüter vertrauen, wo er sonst schon vielen Menschen misstraute? Aber er hatte wohl keine Wahl. Vielleicht könnte es ihm gelingen diesen Monstren zu entkommen, aber Loriana würde es sicher nicht schaffen. Stück für Stück ließ er sein Schwert sinken, bis es bewegungslos an seiner Seite hing, es berührte kaum den Boden und so etwas wagte es sich Schwert zu nennen. Dann sah er zu Loriana, die viel zu ruhig blieb. Wie schaffte sie das? Oder hatte sie so etwas schon erlebt?
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Hoffentlich wehrte sich Korben nicht. Das würde alles wieder zunichte machen. Vorsichtig wandte Miranda von dem Mönch ab und, sah zu Korben und atmete sichtlich auf, als sie seine Resignation und Hilflosigkeit bemerkte. Wenn er ruhig blieb würden sie es schaffen. Aber wenn er ihr gegenüber schon so wenig Vertrauen zeigte, was würde er wohl davon halten einer Echse die Kontrolle über seinen Geist zu geben? Sie seufzte unhörbar und ging dann einen Schritt vor, so dass sie neben ihm stand. Wenn sie ihn denken lassen konnte, dass er Loriana beschützen musste konnte sie es schaffen ihn lange genug zurückzuhalten, dass die Mönche sie gehen ließen. "Korben" flüsterte sie leise "sei vorsichtig, hier leben sicher noch mehr Mönche und im Kampf haben wir keine Chance. Aber wenn du dich nicht wehrst kann ich es vielleicht wieder rückgängig machen." "Verdammt, du glaubst doch nicht, dass ich dich auch noch in meinen Kopf lasse?" war seine wenig schmeichelhafte Antwort. Langsam wurde sie wütend "Jetzt hör mir zu. Glaubst du ich würde versuchen dir zu schaden?" "Na du warst es doch, die uns diese ganzen Probleme eingebracht hat!" Wie konnte er es wagen?! Sie hatte versucht ihnen zu helfen! "Hast du noch nicht gemerkt, dass sie dich seit unserer Ankunft hier beherrschen?" Er zuckte sichtlich zusammen "Was meinst du was sie mit dir gemacht hätten? Und du hättest nichts davon gemerkt. Wirklich nichts, bis sie es gewollt hätten!" "Verdammt, wie soll ich dir eigentlich vertrauen? Woher weiss ich, dass du nicht zu ihnen gehörst?" Jetzt ging er zu weit "Wenn du mir nur so vertraust" flüsterte sie gepresst, ihre Wut mühsam unterdrückend "Dann werde ich versuchen uns hier heraus zu holen ohne beherrscht zu werden!" "Und wie willst du das schaffen?" antwortete er offensichtlich sarkastisch "Ich werde sie dazu bringen uns in Lorianas Welt zu bringen, vielleicht schaffen wir es, dass sie uns nicht beherrschen." Wenn er ihr doch endlich vertrauen würde "Und Loriana? Werden sie sie auch in Ruhe lassen?" Das war es wohl, genau da lag die Schwachstelle ihres Plans. "Nein." antwortete sie etwas bedrückt "Dann hat es keinen Sinn!" "Hör mir zu, Korben." "Nein! Sie könnte nicht mehr mit mir über das Kloster reden!" "Ja, aber ich könnte sie vielleicht wieder davon befreien" "Vielleicht?" Jetzt klang er eindeutig hysterisch "Verdammt, da werde ich doch lieber verzaubert als nicht mehr mit ihr sprechen zu können!" Jetzt würde es wirklich schwer werden. "Ich dachte, du würdest keine Magie mögen" stichelte sie "Aber wenn du verzaubert werden willst, ich werde dich nicht aufhalten." Er schien wirklich erschrocken. Dann bemerkte Miranda plötzlich, dass Loriana mit dem Mönch sprach. "In meiner Welt leben einige eurer Art ohne sich zu verstecken. Warum versteckt ihr euch hier?" Leicht zischelnd antwortete der Mönch "Weil die Menschen nicht so sind wie du. Einmal haben wir uns gezeigt und wurden angegriffen. Darum sind wir nun vorsichtiger." "Aber ich bin sicher, dass Korben euch niemals schaden würde" Ihr Vertrauen in ihn war fast schon unheimlich "schließlich hat er mir das Leben gerettet obwohl er mich fürchtete." "Die Furcht ist es, die die Menschen gegen uns aufbrachte." Antwortete der Echsenmensch ohne eine Regung. Konnte er überhaupt Gefühle zeigen? "Aber er handelte anders!" Sie versuchte wohl unbedingt zu verhindern, dass Korben beherrscht wurde. "Ihn müssen wir beherrschen, doch du wirst dich nicht gegen uns wenden." Woher nahm er diese Sicherheit, oder erlag er einem Irrtum? "Warum nicht ihn?" Wirklich rührend wie sie sich für Korben einsetzte, dachte Miranda bissig. Loriana vergass sie wohl völlig. "Er würde zu den Menschen gehen. "Kannst du mich in meine Welt zurückbringen?" "Dein Bleiben würde unsere Sicherheit gefährden, also müssen wir dich zurückbringen, wenn du selbst nicht dazu fähig bist." "Dann nehme ich ihn mit. Wenn er nicht hier ist kann er auch keine Gefahr für euch darstellen." Ein Gedanke schien an die Oberfläche steigen zu wollen. Miranda dachte nach, was konnte es sein? Dann erbleichte sie. Ein schrecklicher Fehler lag plötzlich klar in ihrem Geist. Hoffentlich dachte der Mönch nicht genauso. "Aber er wird hier vermisst werden." Nein, das durfte nicht sein. Jetzt war Loriana sich selbst ins Netz gegangen. "Nein, er wird sicher nicht vermisst werden, er hat keine" sie stockte kurz "keine Verwandten." Jetzt war es aus. Loriana hatte dem Mönch gerade den einzigen Grund genommen sie am Leben zu lassen. Ausserdem war sie nicht in der Lage glaubhaft zu lügen. Aus dem Augenwinkel sah Miranda den Mönch eine fast unmerkliche Bewegung mit der Klaue in Korbens Richtung machen. Sie wollte ihn noch warnen, doch die Wachen hatten sich bereit in Bewegung gesetzt.
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Plötzlich hörte er hinter sich das Geräusch einer über den Boden schabenden Klaue. Es war so leise als ob Samt darüber gestülpt worden wäre. Instinktiv warf er sich zur Seite und nur Augenblicke später zertrennte der Schaft einer Hellebarde die Luft an der Stelle an der er gerade noch gestanden hatte. Ohne nachzudenken riss er das Schwert hoch um den nächsten Schlag zu parieren als ihm die Füsse weggefegt wurden. Noch im Fallen drehte er sich und rollte in Richtung des Tempelvorstehers. Er wollte gerade zustossen als dessen Stab ihn an der Brust traf und ihm die Luft aus dem Körper stiess. Verdammt, wie gut waren diese Echsen? Jetzt wusste er was sie mit einem Leben für den Kampf gemeint hatten. Noch während er getroffen wurde stiess er selbst zu. Das rostige Schwert brach ab. Verdammt sei Heiko, warum hatte er sich nur dieses Schwert andrehen lassen? Dann brach er zusammen. Nach Luft ringend bemerkte er wie der Priester seinen Stab auf ihn richtete und ihn so sacht als wäre er aus Ton gegen seinen Kopf stiess. Sofort verweigerte sich sein Körper. Seine Glieder wurden schlaff. Verdammt, er konnte nicht einmal die Augen bewegen. Dann hört er Miranda "Was werdet ihr nun tun?" Sie bekam keine Antwort. Dann spürte er eine Hand auf seiner Wange und blickte Momente später in Lorianas Gesicht. Sie musste von hier verschwinden. Was würde sonst passieren, wenn diese Echsenpriester, er legte all seine Verachtung in den Gedanken, mit ihr das Selbe versuchten wie mit ihm? Würde sie überhaupt den ersten Schlag überleben, so zart wie sie war? Sie erschien ihm auf einmal wie eine Blume. Sicher würde ihr diese Beschreibung gefallen haben. Doch entgegen seinen Befürchtungen rührten sich die Echsen nicht mehr. Sie schienen darauf zu warten, dass Loriana aufstand. Aber sie tastete nach seinem Hals, wollte sie ihn töten? Ein Schreck durchzuckte ihn. Dann erfüllte ihn Scham. Wie hatte er denken können, dass sie ihm schaden wollte? Er sah sie aufstehen, ihre Hände zitterten leicht wie ein Blütenblatt im Wind. Als sie sich zu dem Mönch umwandte begann sie zu sprechen. "Warum habt ihr das getan?" "Ihr habt uns belogen." War die kalte Antwort des Mönches "er wird das Tor nie wieder durchschreiten." Loriana sah ihn erneut verständnislos an "Warum war es dann nötig? Ich sagte doch ich nehme ihn mit!" sie schien wütend zu werden, aber leider konnte Korben ihr nicht helfen. Er konnte nicht einmal ihr Gesicht sehen, dachte er resignierend. Nachdem der Mönch einen Moment geschwiegen hatte antwortete er "Von dort könnte er zurückkehren. Wir werden das verhindern." mit diesen Worten trat der Echsenmensch vor Loriana.
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Bisher hatte sie gehofft, dass Loriana es schaffen würde, aber jetzt musste sie wohl versuchen Korben zu retten, sonst würde Loriana die Mönche mit Sicherheit auf andere Art von ihrem Vorhaben abzuhalten versuchen und da konnte sie nur verlieren.
Gerade als der Echsenmensch nach Korben griff stellte sie sich dazwischen. Einen Moment fürchtete sie der Mönch würde sie angreifen, doch er blieb ruhig stehen und betrachtete sie. Nach einigen Herzschlägen durchbrach sie die einsetzende Stille. "Korben wusste bis er Loriana traf nicht einmal, dass es andere Welten gibt, wie könnte er dann zwischen ihnen reisen?" Der Mönch setzte zu einer Antwort an, doch sie sprach sofort weiter "Er hat weder das Wissen noch die Macht dazu. Wie könnt ihr ihn also als Gefahr ansehen? Er wäre unfähig jemals wieder zurück zu kehren. Und Loriana hat euch keineswegs belogen, denn Korben hat zwar keine Familie, doch es gibt einige, die in dieser Welt versuchen ihn zu finden und wohl zu töten. Zudem hat Korben sich entschlossen eure Magie zu erdulden, wenn er nur weiterhin mit Loriana und mir über unsere Erlebnisse in diesem Kloster sprechen kann." irgendetwas musste sie noch sagen. Verzweiflung überrollte sie und ihre Gedanken rasten. Irgendetwas fehlte. Dann nahm die Antwort des Mönches ihr die Unsicherheit ab. Ohne körperlich auf ihre Worte zu reagieren wandte der Mönch Miranda sein Gesicht zu. Als er sprach war seine Stimme ein leises Zischen und seine Augen fixierten sie. "Schwört ihr niemals in diese Welt zurück zu kehren ausser durch dieses Kloster? Schwört ihr mit keinem ausser euren Gefährten über dieses Kloster zu sprechen? Schwört ihr unserer Magie keinen Widerstand entgegenzusetzen ausser dem, den ihr nicht verhindern könnt?" Während er sprach spürte Miranda ein eisiges Ziehen in der Stirn, das sich bald in ein Prickeln wandelte. Er musste ihre Gedanken lesen! Sofort unterdrückte sie ihren Schreck. Sie musste in vollem Glauben antworten. Jetzt hing nicht mehr nur Korbens Leben davon ab. Momente wollte sie beinahe aufgeben, aber sie unterdrückte auch dieses Gefühl. Das Prickeln drang immer tiefer in ihren Kopf vor. Sie musste schnell antworten. Daher sammelte sie noch einmal alle Konzentration auf ihr Vertrauen in ihre eigenen Worte. Als sie antwortete war ihre Stimme völlig ruhig. "Ich schwöre es bei dem Namen meines Vaters." Sofort wandte der Mönch seinen Blick von ihr ab und ihr entglitt ein lautloser Seufzer. Dann brauchte sie ihre ganze Selbstbeherrschung um ein Kichern zu verhindern. Bei dem Namen ihres Vaters würde sie auch schwören sich ein Messer in die Brust zu stossen. Mit Mühe unterdrückte sie ein Grinsen. Nach einigen Momenten der Stille hörte sie Loriana antworten. Ihre Stimme war völlig sicher. Einen Moment lang fühlte Miranda einen winzigen Stich Neid, doch er verging sofort. Loriana schwor bei dem Baum ihrer Geburt und dehnte den Schwur gar auf alle anderen Echsenmenschen aus. Überrascht blickte Miranda zu ihr hinüber, wandte ihren Blick aber sofort wieder ab. Hoffentlich würde das keine Probleme verursachen. Dann berührte eine der Wachen Korbens Hals mit der stumpfen Seite der Hellebardenklinge und er begann sofort sich zu bewegen. Für einen kurzen Augenblick schien es Miranda als würde er sie anklagend ansehen, doch dann bannte ihn der Blick des Mönches. Nach einigen Herzschlägen antwortete er zu Mirandas unendlicher Erleichterung "Ich schwöre es." Noch für mehrere Augenblicke hielten die Augen des Mönches Korben fest, dann entließ er ihn.
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Um das Prickeln hinter der Stirn loszuwerden schüttelte Loriana kurz den Kopf. Warum hatte Miranda sie so seltsam angesehen? Vielleicht hätte sie nicht sagen sollen, dass sie ihren Schwur auch für alle anderen Echsenmenschen halten würde. Aber es war geschehen. Schließlich würde sie diesen Schwur nie brechen können. Für einen Moment durchfuhr sie ein Zittern. Sie hatte wirklich beim Baum ihrer Geburt geschworen. Das letzte Mal, dass sie das getan hatte war fast ihre ganze Lebensspanne her, als sie geschworen hatte niemals einem Baummenschen Schaden zuzufügen. Plötzlich hörte sie Korben antworten. Seine Stimme klang gepresst. Die Aussicht auf Magie musste ihn wirklich verängstigen. Gerade als sie ihn ansah wandte sich der Mönch von ihm ab, warf kurze Blicke zu den Wachen und sprach dann wieder mit völlig menschlicher Stimme "folgt mir". Einen Moment abgelenkt sah Loriana dem Mönch nach, der durch das Tempeltor schritt und lief dann zu Korben um ihm beim Aufstehen zu helfen. Besorgt fragte sie ihn: "Geht es dir gut?", was seine mürrische Antwort "Ich lebe noch" wohl bestätigen sollte. Dann schüttelte er ihre Hand ab und stand auf. Etwas beleidigt ging Loriana einen Schritt zurück. Sie hatte ihm doch nur helfen wollen. Als auch die Wachen durch die Tür verschwunden waren drehte sich Korben abrupt von ihr weg und sah Miranda an. Seine Augen waren verengt und seine Stimme zitterte vor Wut. "Ich habe zugestimmt mich verzaubern zu lassen?" Er wollte noch etwas sagen, aber Miranda unterbrach ihn sofort. "Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Der Zauber wird dich nicht töten solange du deinen Schwur hältst, also zeige gefälligst etwas Dankbarkeit." Die Schärfe in ihrer Stimme ließ Loriana zusammenzucken. Langsam ging Korben zurück. Verwirrung spiegelte sich auf seinem Gesicht. Dann straffte er sich und antwortete leise "Vielleicht hast du recht. Danke. Aber jetzt sollten wir den Echsen folgen, sonst denken sie noch wir würden ihn schon jetzt brechen." Damit wandte er sich wieder zu Loriana um und streckte die Hand aus. "Gehen wir?" Er schien die Verwirrung schnell abzuschütteln und jetzt breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Immerhin sind wir zusammen" fügte er hinzu. Sein Lächeln erwidernd nahm Loriana seine Hand, sie fühlte sich kühl und staubig an, und sah dann kurz zu Miranda, die schon durch das Tor Schritt.
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Das hatte er nicht erwartet, dachte Korben verwirrt, noch während er Loriana anlächelte. Hatte Miranda ihm wirklich nur helfen wollen? Er schüttelte noch einmal den Kopf und folgte ihr dann mit Loriana. Doch sobald er im Inneren des Tempels war und er wieder die sich verändernden und den Blick anziehenden Reliefs sah, wurden seine Gedanken sofort abgelenkt.
Plötzlich zuckte er zusammen. Er hatte sich verloren. Erschreckt sah er sich um. Sie liefen nicht mehr in den Gängen, sondern standen in einer grossen Halle. Neben ihm schüttelte Loriana den Kopf und sah sich ebenso verwirrt um wie er. Miranda dagegen stand ruhig, fast schlaff vor ihnen und rührte sich nicht. Langsam wandte er seine Aufmerksamkeit der Halle zu. Sie war völlig rund, eine Halbkugel, und ihre Wände glänzten wie der gesamte Rest des Tempels wie Poliertes Gold. Im Gegensatz zu den Gängen waren sie jedoch makellos und Korben konnte weder Risse noch Staub auf ihnen erkennen. Dann wurde sein Blick zur Mitte gezogen wo der Boden etwas angehoben war. Auf dieser Erhebung, etwa zehn Schritte vor ihnen, stand der Echsenpriester, seinen Stab in der rechten Klaue haltend und sah sie an. Die beiden Wachen waren verschwunden. Dann hallte seine Stimme herüber. Sie kam von allen Seiten, als wäre es der Raum, der zu ihnen sprach. "Ihr habt geschworen, nun soll euer Schwur euch binden." Korben sah wie Miranda bei dem Klang dieser Stimme erzitterte und den Kopf hob. Als die Stimme ausklang fühlte er ein Prickeln, das von seinen Füssen ausgehend über seinen gesamten Körper lief und bis ins innerste drang. Dann traf ihn etwas wie ein kräftiger Stoß, der seinen ganzen Körper durchdrang und das Prickeln konzentrierte sich auf das Innere seines Kopfes. Seine Kraft nahm zu bis Korben beinahe glaubte sein Kopf müsste platzen und er fühlen konnte wie etwas in ihm Gestalt annahm. Langsam floss das Prickeln nach unten, bis es seinen Bauch erreichte und wieder nahm seine Stärke zu. Als es verebbte floss ihm ein einzelner Schweisstropfen durch die Narbe in seiner Wange.
Vor ihm brach Miranda mit gesenktem Kopf in die Knie. Loriana stand völlig steif und ihre Hand, die wie er mit Erstaunen feststellte immer noch in seiner lag war völlig trocken und spröde. Doch bevor er sie fragen konnte wie es ihr ging durchflutete wieder die Stimme den Raum. "Euch wurde die Fähigkeit genommen den Schwur zu brechen. Kommt nun. Das Tor öffnet sich bereits." Unmittelbar darauf, noch bevor die Stimme abgeklungen war, trat der Mönch aus der Mitte des Raumes hinaus. Wo er gestanden hatte begannen sich Schlieren in der Luft zu bilden, die glommen wie erkaltende Kohle. Welle um Welle flossen sie nach Aussen und mit jeder Welle wurde ihre Farbe etwas heller. Das dunkle Rot wandelte sich in ein grelles Gelb, das sich unendlich langsam in ein fast nicht mehr zu ertragendes weisslich leuchtendes Blau wandelte und noch immer flossen die Schlieren nach Aussen. Korben konnte spüren wie ihre Ausläufer seinen Körper trafen und durch ihn hindurch flossen. Selbst sein Herzschlag passte sich dem langsamen Pulsieren der Wellen an. Dann veränderte sich ihre Farbe wieder. Grün wie junge Blätter flossen neue Wellen aus dem Inneren und in ihrer Mitte leuchtete ein winziger grüner Funke auf, der augenblicklich grösser wurde und nach wenigen Herzschlägen über zwei Schritte durchmass. Dann stoppte das Wachstum und seine Ränder begannen hellblau zu schimmern. Dann erklang ein letztes Mal die Stimme des Mönches, nun nicht mehr körperlos, doch befehlend und kraftvoll. "Geht jetzt." Miranda erhob sich sofort, lief auf das Oval zu und durchschritt die bläulich leuchtende Hülle. Augenblicklich war sie verschwunden. Dann ging Loriana voran, stoppte aber als er ihre Hand festhielt. Sie war nicht mehr trocken, sondern wieder geschmeidig und glatt. Mit glänzenden Augen sah sie ihn an. "Komm Korben" In ihrer Stimme klang eine unbändige Freude mit und sie zog ihn sanft in Richtung des Tores. Plötzlich schoss Angst in ihm hoch. Er musste seine Welt zurücklassen und konnte nie wieder zurückkehren. Für einen Moment verschleierte sich Korbens Blick. Er wusste fast nichts von Lorianas Welt. Wie sollte er sich dort zurechtfinden? Doch als er fast Verzweifelte sah er in Lorianas Augen. Sie leuchteten genauso grün wie das Oval und ein Teil ihrer Freude übertrug sich auf ihn. Er würde endlich sehen, was sie nur hatte erzählen können. Sich an diesen Gedanken klammernd folgte er ihr in das Leuchten. Plötzlich blitzten Farben um ihn herum auf. Für einen winzigen Augenblick schien sein Geist sich auszudehnen und Tausende Welten zu umfassen. Dann gingen alle eindrücke in sich verwischende Farben über und er fühlte wie sein Bewusstsein ihn verließ. Sein letztes Gefühl war Lorianas Haut in seiner Hand.
Ein winziger Lichtfunke stach ihm ins Auge. Wo war er? Er lag auf dem Rücken. Durch seine Kleidung spürte er kalte Erde und ein Luftzug strich ihm durchs Gesicht. Irgendwo zwitscherte ein Vogel leise und ganz in der Nähe musste ein Fluss sein. Die Luft roch nach frischem Holz und feuchten Blättern. Als er die Augen öffnete war er Momente lang geblendet, doch dann sah er ein hellgrünes Blätterdach über sich und erinnerte sich und blieb lächelnd liegen.
Kapitel 2
Minuten später stand er auf und sah sich um. In alle Richtungen erstreckte sich von nur wenig Unterholz durchzogener Wald. Die Stämme waren dicker als er sie kannte, die Bäume sahen älter aus und ihre Rinde war nicht Braun, sondern rot und grün gesprenkelt. Dann und wann glaubte er kleine Tiere durch den Wald laufen zu sehen, vielleicht waren es aber nur die vielen sonnenbeschienenen Flecken, die sich mit dem Wind bewegten.
Plötzlich nahm er hinter sich eine Bewegung war. Er fuhr herum und starrte direkt in Lorianas grüne Augen. Dann spürte er etwas an seinem Bein. Ein Eichhörnchen war herangekommen und schnüffelte vollkommen furchtlos an ihm. "Es ist schön hier, nicht war?" fragte ihn Loriana und durchbrach damit seine Verblüffung "Komm, lass mich dir die Sonnen zeigen!" Sie ergriff seine Hand und zog ihn durch den Wald bis sie an einen völlig Beschienenen Platz zwischen vier riesigen Bäumen kamen. Dann wies Loriana nach oben. Zwei sich überschneidende Sonnen erleuchteten den Himmel. "Wir haben Glück. Man sieht sie nur zweimal im Jahr zusammen und nur einmal gleicht sich ihre Grösse. Morgen werden sie sich vereinen und das neue Jahr beginnt." sagte sie leise. Die schmerzenden Augen abwendend antwortete Korben "Wo wohnst du in diesem Wald?" Loriana lächelte ihn an "Es ist noch ein weiter Weg, aber im Wald kann uns nichts passieren." Dann sah sie sich um "Miranda wird auch gleich hier sein. Sie wollte sich die Umgebung ansehen während du geschlafen hast." "Habe ich lange geschlafen?" "Fast drei Tage. Suchen wir etwas zu essen?" Jetzt erst fühlte er seinen Hunger. Er hatte wirklich drei Tage nichts gegessen? Ohne viel nachzudenken antwortete er "Ich bin am verhungern!". Gerade als sie die Lichtung verlassen wollten sah er Miranda zwischen den Bäumen hervorkommen. In den Händen hielt sie grinsend hunderte kleiner Beeren. Sofort lief Korben auf sie zu, zog Loriana mit sich und wurde von ihr auf halbem Weg überholt. "Wie hast du es geschafft genau jetzt aufzutauchen?" fragte er sie "und willst du die Beeren alle alleine essen?" Sie sah ihn einen Moment verblüfft an und warf sie ihm dann grinsend entgegen "Ich habe gewartet bis ihr vom Essen gesprochen habt. Aber kommt doch einfach mit! Wir könnten alleine von Beeren Jahrzehnte lang leben ohne mehr als eine Stunde zu laufen!" Damit drehte sie sich um und lief zu einem der Bäume. Dort ging sie in die Knie, griff nach der Rinde und zog ihre Hand voller Beeren wieder zurück. Grinsend, als wäre sie in diesem Wald wieder Kind geworden, steckte sie die Beeren in den Mund.
Arne Bab.
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