Still lag der dunkle Körper in der nur vom Licht der Sterne erhellten Kammer. vor seinem auf den Armen ruhenden Kopf lag ein in Leder gebundenes Buch auf dessen Seiten noch frische Tinte gläntzte.
Langsam glitt ein Strahl siblrig hellen Lichtes durch den Raum und vor dem fenster stieg der Vollmond am Himmel empor.
Der Strahl wanderte über den Rücken des Schlafenden, über seine zerknitterte, stark verzierte Kleidung, über seine langen, nachtschwarzen, zu einem Zopf zusammen gebundenen Haare, über seine weichen Gesichtszüge und die weiche Haut. Dann erreichte der Strahl das Buch und beleuchtete das Gedicht, dass dieser Mensch vor dem Einschlafen niedergelegt hatte.
Es senkte sich die Sonne
und Nebel stiegen auf,
Gedenkend grösster Wonne,
lief ich zu ihr herauf.
Wie sanfte Wolkenbänke,
umfing sie mich sogleich,
als sie die Augen senkte,
wurd' mir das Herz so weich.
Versunken in ihre Wesen,
strich wohl die Zeit dahin.
Sie mocht mein Herzen lesen,
umschwebte meinen Sinn.
Und als die Nebel sanke,
ein Stern sich hell erhob,
hört' ich die Erde wanken,
fühlt' ich den ewig Sog.
Sanft öffnet sich die Erde,
ich sank in Seid' hinab,
tief in die Warmen Herde,
die liebend sie mir gab.
Es schwebten meine Sinne,
Ih kehrt' im Traum zurück,
mein Sein steigt mit dem winde,
auf ewig währt dies Glück.
langsam steigt der Mond weiter und der Lichtstrahl verschwindet.
Plötzlich durchzieht ein Lufthaus den von Sternen erleuchteten Raum. Dann schliesst sich eine Tür und eine schlanke Gestalt tritt hinter den Mann.
Ihr Körper ist in einen wallenden weissen Umhang gehüllt und eine Kapuze verhüllt ihr Gesicht.
Sie beugt sich neben ihm herunter. Ihr Kopf verharrt minutenlang über dem Gedicht, dann sinkt langsam die Kapuzr zurück und dunkle Augen blicken aus einem blassen, von schwarzen Haaren umrahmen die scharfen Gesichtszüge einer Befehlsgewohnten Frau. Ihre Lippen formen fast unhörbare Worte. "Nun ist es auch für dich so weit. Deine Aufgabe ist erfüllt. Komm in unsere Reihen"
Dann beugt sie sich zu dem Hals des Menschen hinab und versenkt beinahe zärtlich ihre scharfen Eckzähne in seiner Haut.
Schlagartig reisst er die Augen auf, doch kein Ausdruck zeigt sich in ihnen und sein körper bleibt unbewegt. Immer schneller weicht die Farbe aus seinem Gesicht bis es so bleich ist wie das einer Leiche.
Dann gleitet die Frau zurück und entblösst ihr blasses Handgelenk.
Eine kurze Berührung mit ihrem Finger und ein einziger Blutstropfen rinnt heraus.
Sie berührt die bleichen Lippen und benetzt sie mit Blut. Augenblicklich geht ein Zittern durch den jungen Mann. Dann schnappen seine Zähne, lang und spitz wie die ihren, nach ihrem Arm. Seine Hände zucken vor und ergreifen die Hand als er fortfährt das Blut zu trinken. Seine Augen scheinen leer, aber wie von Sternenlicht beleuchtet und blass, dann immer kräftiger kehrt die Farbe in sein Gesicht zurück, doch im selben Maóe schwindet sie aus dem Gesicht seiner Besucherin. Ihre Augen verdrehen sich und sie beginnt zu schwanken. Dann reisst sie plötzlich ihre Hand zurück.
Ein einzelner Blutstropfen fällt auf das Buch.
Schatten verhüllen sie, dann ertönt erneut das Klicken der sich schliessenden Tür.
Alleine und mit seltsam leeren Augen bleibt der junge Vampir zurück. In seinem Geist hallt immer noch die Erinnerung an seinen Traum wider.
Drei Nächte später erwacht ein Mädchen in einem ärmlichen Bauernhaus aus seinen Alpträumen auf. Immer wieder erlebte sie ihr grauen als ihr Vater sie gezwungen hatte ihm zu Diensten zu sein.
Als es die Augen aufschlägt sieht es vor sich eine in einen Schwarzen Mantel gehüllte Gestalt und die Gardienen wehen in dem Wind, der durch das offene Fenster hereinweht.
Eine sanfte Stimme erfüllt plötzlich den Raum. "Schreckliches Leid erfüllt dich. Wie lange willst du noch mit diesem Schrecken Leben? ich kann dich von diesem Grauen erlösen." Die Stimme klingt ruhig und weht wie eine Feder um ihr Herz und lindert die Schmerzen. "Soll ich dir den Schrecken nehmen? Das Grauen aus deinen Träumen vertreiben und sie mit Visioneen der Freude erfüllen?" Ihre immer noch schlaftrunkenen Augen nehmen nur mehr einen verschommenen Schatten wahr, doch ihr Geist ist erfüllt von dieser Stimme. Langsam nickt sie und als er sich zu ihr hinunter beugt und mit den Lippen ihren Hals berührt legt sie ihren Kopf auf seine Schulter und schliesst die Augen. Ein leichtes Zucken fährt duch ihren Körper als seine Zähen ihre Haut durchdringen. Dann erfüllt eine unendliche Ruhe ihren Geist.
Sie schlägt die Augen wieder auf als ein Sonnenstrahl ihre Lider durchdringt. selbst als sie aufsteht erfült sie immer noch die Erinnerung an ihren Traum und das wissen, dass er wiederkommen wird. Die blasse Farbe ihrer Wangen und ihre Schwäche fallen weder ihr, noch ihrer Familie auf.