→ Antwort auf die Gleichsetzung von Anarchisten und Anarcho-Kapitalisten in einem Kommentar in der Taz [1], der sagte: „Dass Anarchismus in Deutschland als etwas Linkes gilt fand ich schon immer skuril — Disenchanted [2]“.
Anarchismus gilt in Deutschland als etwas linkes, weil Anarchie eben nicht Freiheit von Struktur oder Freiheit von Regeln bedeutet (das wäre Anomie), sondern Herrschaftsfreiheit.
Anarcho-Kapitalisten korrumpieren dagegen den Anarchie-Begriff, indem sie die Herrschaft durch Geld aus der Herrschaftsfreiheit ausnehmen: Nur noch Geld soll herrschen. Das bedeutet effektiv eine Herrschaft durch die kleine Gruppe der Reichen, und eben keine Herrschaftsfreiheit.
Die Freiheit von Herrschaft lässt sich allerdings auch ohne Korrumpierung des Anarchie-Begriffs niemals vollständig erreichen, weil wir im gleichen Universum leben und uns daher immer gegenseitig beeinflussen.
Doch es ist möglich, sich der Herrschaftsfreiheit zu nähern. Zum Beispiel über eine Stärkung der Demokratie und durch das Subsidiaritätsprinzip.
Bei dem Subsidiaritätsprinzip werden Entscheidungen auf möglichst niedriger Ebene getroffen, so dass Herrschaft über andere minimiert wird: Wenn eine bestimmte Entscheidung mich nicht wesentlich betrifft, habe ich kein Recht, an ihr teilzunehmen (was nun „wesentlich“ im Einzelnen bedeutet, lässt sich nicht unabhängig festlegen: Das muss jede Gesellschaft für sich entscheiden). Zusammen mit Demokratie (gleiche Macht für Alle) und Rechtsstaatlichkeit (Gleiches Recht für Alle) ist es einer der Grundpfeiler eines demokratischen Staates, so dass die Stärkung der Demokratie ein Weg in Richtung Herrschaftsfreiheit ist.
Links:
[1] http://taz.de/!5403687/#bb_message_3483730
[2] http://taz.de/!ku38432/