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Wirtschaftskrise vs. Ölpest

Sowohl die Wirtschaftskrise [1] als auch die Ölpest [2] sind Katastrophen, die viele Menschen ins Unglück stürzen. Es gibt aber einen zentralen Unterschied zwischen ihnen: Die Wirtschaftskrise würde verschwinden, wenn alle Menschen aufhören würden daran zu glauben, dass den Profiteuren der Krise ihr Geld wirklich gehört. Die Ölpest schert sich nicht darum, was wir glauben.

Etwas Erklarung: Jeglicher menschliche Besitz ist eine Schöpfung im Denken der Menschen. Ich darf das Grundstück meines Nachbarn nicht besetzen, weil unser Grundgesetz in den Grundrechten [3] festlegt, dass Eigentum schützenswert ist (aber dem Allgemeinwohl dienen muss: Artikel 14, Absatz 2). Ich besetze sein Grundstück nicht, weil ich einerseits seinen Anspruch auf sein Grundstück und andererseits das Grundgesetz als sinnvolle Grundlage des Zusammenlebens respektiere.

Es gibt aber kein Naturgesetz, das sagt, dass jemand, der geplant Tausende um ihre Lebensgrundlage gebracht hat (oder davon profitiert hat, dass das andere tun), einen Anspruch auf seinen so erworbenen Besitz hat.

Noch verstärkt wird der Unterschied zwischen Wirtschaftskrise und Ölpest dadurch, dass heute der größte Teil des Besitzes nur noch darin besteht, dass ein Bankrechner glaubt, dass ein Teil des Guthabens der Bank einer bestimmten Person zusteht.

Wenn also plötzlich alle Menschen glauben würden, dass dieses Guthaben eigentlich den Opfern der Finanzkrise zusteht, dann wäre das die Wahrheit, denn auch der Bankrechner würde das schnell glauben und das Geld würde an die Opfer ausgezahlt.

Jegliche Vermögensverteilung ist also immer eine Sache des Glaubens1. Dieser Glaube ist zwar so stark in unsere Leben verflochten, dass er in der menschlichen Gesellschaft und dadurch indirekt auch in der Umwelt riesigen Schaden anrichten kann (und das auch tut), aber er ist trotzdem nur ein Glaube.

Die Ölkatastrophe dagegen wäre immernoch da, wenn kein Mensch an sie glauben würde, und sie würde die betroffenen Gebiete auch entgegen noch so starkem Unglauben verseuchen – und damit auch die Grundlagen der realen Wirtschaft2 in den Gebieten.

Daher ist die Wirtschaftskrise zwar wirklich bedrohlich für Menschen, aber sie kann gelöst werden, ohne jemals den Bereich des Glaubens zu verlassen.

Die Ölpest dagegen müssen wir mit realen Mitteln bekämpfen. Durch sie zerstören wir unseren Lebensraum und die Grundlage unserer Wirtschaft und unseres Lebens. Und kein Glaube ändert etwas daran.


  1. Allerdings ist dabei nicht unbedingt wichtig, was die Opfer glauben. Das einzige was zählt ist, was die Machthaber glauben. Und obwohl das in der Demokratie effektiv die Bürger sein sollten, gibt es leider oft erhebliche Unterschiede zwischen dem Finanzglauben der Mehrheit und dem Finanzglauben der Regierenden (oft könnten wir es auch Gerechtigkeitsempfinden nennen). ↩

  2. Mit realer Wirtschaft meine ich den Teil, in dem wirklich etwas produziert wird, statt nur Glaubenssätze zu tauschen (also Geld, Besitz oder Kontrollrechte hin und her zu schieben), mit denen die reale Wirtschaft flüssiger laufen kann – oder halt nicht, wenn die Finanzwirtschaft mal wieder in eine Krise stolpert. Reale Wirtschaft ist das in dem Dinge produziert werden, die andere Menschen haben wollen (Geld zählt nicht, denn das dient nur als Zwischenschritt um das Potenzial zu haben, Dinge zu bekommen). Alles andere (Finanzwirtschaft, Manager, …) ist Schmiermittel, das von Zeit zu Zeit zu Leim oder Säure wird. ↩

Werke von Arne Babenhauserheide. Lizensiert, wo nichts anderes steht, unter der GPLv3 or later und weiteren freien Lizenzen.

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Links:
[1] http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/uns-hat-man-den-krieg-erklaert/
[2] http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/leck-viel-groesser-als-befuerchtet/
[3] http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01.html