→ Kommentar zur Aktion gegen Volker Beck [1] von NetzwerkB.
Sie werfen hier soviel in einen Topf, dass ich Sie dabei nicht unterstützen kann und will.
Schlimmstes Beispiel:
Am Mittwoch, 10. Juli 2013, 00:01:35 schrieb presse@netzwerkb.org:
Es ist vollkommen klar, dass schlechter gegen "Kinderprostitution" vorgegangen werden kann, wenn die Prostitution von Erwachsenen immer mehr legalisiert wird.
Um das auf einen anderen Bereich zu übertragen:
Es ist vollkommen klar, dass schlechter gegen Heroindealer vorgegangen werden kann, wenn Alkoholgenuss durch Erwachsene immer mehr legalisiert wird.
Der Irrsinn davon sollte sofort ersichtlich sein. Im Gegenteil ist es mit einer sinnvollen Wirtschaftsaufsicht [2] möglich, die Geldströme der illegalen und der legalen Geschäfte zu trennen und so illegale Tätigkeiten zu erschweren. Dass diese Wirtschaftsaufsicht nicht realisiert wurde, ist ein Versäumnis, das allerdings leicht korrigiert werden kann. Die Zeiten der Prohibition haben das sehr drastisch gezeigt.
Außerdem glaube ich daran, dass Leute lernen können. Was jemand vor 20 Jahren gesagt hat, nehme ich nicht als Grundlage für heutige Einschätzungen.
Und Fälle wie der vor ein paar Tagen in Großbritannien1, wo eine Schülerin gegen den Lehrer Aussagen musste, mit dem sie fliehen wollte, zeigen für mein Gefühl vielmehr, wohin Gesetzesverschärfungen führen: Statt den Schutz von Kindern zu verbessern, dienen sie der erzwungenen Unterordnung von Jugendlichen unter eine vorgegebene gesellschaftliche Ordnung. Und in diesem Fall denke ich, dass den Mann den sie liebt zu verraten und ins Gefängnis zu bringen, der Schülerin deutlich größeren Schaden zufügt, als alles das davor passiert ist.
Hier zeigt die Moralgesetzgebung ihr ganzes ekelhaftes Antlitz. Statt das vermeintliche Opfer vor Schaden zu schützen, wird es traumatisierenden Erlebnissen ausgesetzt, um den Wunsch der Gesellschaft nach Bestrafung des Täters zu befriedigen.
Was nicht heißen soll, dass der Lehrer richtig gehandelt hat. Als er merkte, dass ihm die Situation entgleitet, hätte er meiner Ansicht nach die Klasse abgeben und damit das Machtgefälle auflösen müssen. Aber das Mädchen zu zwingen, gegen den auszusagen, mit dem sie fliehen wollte, ist keine Angemessene Reaktion das Fehlverhalten des Lehrers.
Ja, es gibt ein Machtgefälle. Gerade dass Sie das Beispiel des 14 jährigen nehmen (statt z.B. das Beispiel eines 8 jährigen Kindes) zeigt für mich allerdings (wie auch die anderen Beispiele), dass Sie so viele sehr unterschiedliche Themen vermischen, dass Sie in geradezu ekelhafter Weise auf das Niveau von Innocence in Danger abstürzen.
Es schmeckt nach der selben Quelle aus der auch das idiotische Jugendpornografiegesetz stammt, das es 15 Jährigen bei Strafe verbietet, sich untereinander ihre sexuellen Fantasien zu erzählen.
Und dafür gebe ich meine Stimme nicht her.
Mit freundlichen Grüßen,
Arne Babenhauserheide
Schoolgirl fled to France with teacher [3] — “Opening the case for the prosecution, Richard Barton QC told the jury they should pay no heed to the fact that the girl had consented to Forrest's plan.” ↩
Ich habe mich aus dem Verteiler von NetzwerkB ausgetragen und will nichts mehr mit den Leuten zu tun haben. Das folgende habe ich ihnen beim Austragen geschrieben:
Am Mittwoch, 9. Oktober 2013, 18:08:57 schrieb presse@netzwerkb.org:
Renate Künast, Claudia Roth
…
Die Regressmöglichkeit der Krankenkassen gegen die Täter wurde vor wenigen Wochen faktisch aufgehoben.
Das war der Tropfen, der mich endgültig dazu gebracht hat, mich auszutragen. Denn es waren wahrscheinlich nicht die Grünen, die diese Änderung bewirkten (die haben nicht genug Mandate dafür). Aber ihr habt wieder nur auf den Grünen rumgehackt.
Ich habe mich schon während des Wahlkampfes über eure massive Kampagne gegen die Grünen [4] aufgeregt - bei der ihr Täter wie die Kirchen und Blockierer der Strafverfolgung aus der CDU völlig ausgespart habt, dafür aber über die Grünen hergezogen seid, obwohl das die einzige Gruppierung ist, die externe Experten für die Aufklärung ihrer Fehler bezahlt und ohne jeglichen Maulkorb agieren lässt. Stärker kann sich eine Gruppe kaum von vergangenen Fehlern distanzieren.
Daher kann ich euch nur noch als Kampagnenorgan sehen. Ihr erschwert wirkliche Aufklärung, indem ihr in erster Linie diejenigen angreift, die sich um Aufklärung bemühen (und dadurch natürlich Probleme aufdecken, die ihr gegen sie verwenden könnt).
Und mit Meinungsmache, die für ihr angebliches Ziel kontraproduktiv ist, will ich nichts zu tun haben.
Gruß,
Arne
PS: Dies ist ein offener Brief.
Links:
[1] http://netzwerkb.org/2013/07/09/volker-beck-muss-weg/
[2] https://www.draketo.de/licht/politik/kommentare/wirtschaftsaufsicht-prostitution
[3] http://www.guardian.co.uk/uk/2013/jun/11/schoolgirl-fled-france-teacher-police
[4] https://www.draketo.de/licht/politik/kommentare/netzwerkb-wie-bild