Die Versuche Tauschbörsen zu stoppen: Etwas Geschichte von Napster über edonkey und Gnutella bis BitTorrent, i2p, tor u. Freenet

Das hier ist keine Geschichtstheoretische Abhandlung, sondern ein unvollständiger Erfahrungsbericht1, wie sich Tauschbörsen entwickelt haben, und was die Versuche, sie zu zerstören, bewirkt haben.

Sie ist Teil meiner Antwort auf die Begründung von Herrn Bütikofer zu seiner Abstimmung bei Gallo.

Um es sehr kurz zu machen: Tauschbörsen könnten nur um den Preis einer schlimmeren Zensur als der chinesischen gestoppt werden, denn jeder Datenaustausch müsste vollständig kontrolliert werden. Das ist möglich, aber nur auf Kosten der Privatsphäre und der Rede- und Pressefreiheit.

Vorgeschichte

Schon ganz am Anfang des Internet gab es Tauschbörsen, auch wenn die noch nicht so genannt wurden und vor meiner Zeit waren. Damals wurden Dateien über Kanäle im Usenet (eine Art verteiltes Forum) und FTP-Server ausgetauscht, die gegen den Willen der Betreiber für diesen Zweck umfunktioniert wurden. (Geheime) FTP-Server sind immernoch das hauptsächliche Austauschmedium von verschiedenen Releasegruppen.

Tauschbörsen heißt es erst, seit Leute die Dateien nicht mehr hochladen und andere sie runterladen, sondern direkt von einem Rechner zum nächsten übertragen (p2p: peer-to-peer = Kumpel-zu-Kumpel).

Napster

Napster machte den Dateiaustausch für normale Nutzer zugänglich. Es gab einen einzelnen Server, der verbreitete, wer welche Dateien hat, und wie auch die späteren Tauschbörsen wuchs es exponentiell, denn es erfüllte ein Bedürfnis der Menschen. Es war werbefinanziert, hat nur den Tausch von Musik ermöglicht und man hat jede Datei nur von einem anderen einzelnen Nutzer heruntergeladen, wenn der offline ging, war die Datei weg und man musste eine andere Quelle finden (oder warten, bis er wieder online kam).

Als die Musikindustrie begann, auf Napster Druck zu machen, hat Napster ihnen angeboten, einen Teil der Werbeeinnahmen abzugeben, aber das wurde ausgeschlagen. Napster wurde verklagt, geschlossen und als wenig erfolgreiche Bezahlplattform wieder aufgemacht.

Die Chance, die dabei ausgeschlagen wurde ist, dass hier eine Kulturflatrate o.ä. extrem einfach gewesen wäre, dann bei Napster wusste der Betreiber noch genau, wer welche Lieder hatte. Diese Daten waren damit frei zugänglich, und es wäre trivial gewesen, eine ganze Reihe alternative Bezahlsysteme zu testen. Sogar Filter wären einfach gewesen.

Stattdessen wurde Napster verklagt und geschlossen, und es passierte das, was immer passiert, wenn man etwas zerstört, das ein Grundbedürfnis von Menschen erfüllt: Es gab Nachfolger, und die waren nicht so einfach zu verklagen, denn sie hatten keinen zentralen Server mehr und waren damit nicht mehr für das verantwortlich zu machen, was die Nutzer mit ihrem neutralen Werkzeug taten. Und die Nachfolger waren besser (also effizienter).

Gleichzeitig waren die Nutzer gelinde gesagt nicht allzu glücklich, dass ihre Quelle für Musik zerstört wurde, und die Band Metallica, die an der Klage gegen Napster beteiligt war, hatte teilweise einen so schlechten Ruf, dass im Internet das Gerücht weite Kreise zog, dass Metallica eine bestimmte Akkordfolge auf der Gitarre patentiert hätte (was recht deutlich zeigt, wie unglaublich schlecht ihr Ruf in der Netzwelt war).

Gnutella und edonkey: Dezentrale Netze

Eins der Nachfolger-Systeme war Gnutella, ein vollständig dezentrales Netzwerk, auf das Nutzer mit einer ganzen Reihe oft freier Programme zugreifen konnten. Es baut darauf auf, dass sich jeder Nutzer mit ein paar anderen verbindet und dass sie Suchanfragen weitergeben, wie es bei einer Telefonlawine passiert: Einer fragt 5 andere, die fragen wieder 5 andere, usw. bis jemand eine Antwort hat. Trotz ein paar Erweiterungen ist das immernoch der grundlegende Suchmechanismus, wie Gnutella funktioniert. Zum herunterladen nutzt es das Standard-Protokoll HTTP, das auch bei fast jedem Download aus dem normalen Internet verwendet wird. Eine etwas ausührlichere Beschreibung der Grundprinzipien, die für normale Nutzer lesbar ist (und nicht nur für Entwickler), gibt es unter Gnutella für Benutzer (das ist mein eigener Hauptbeitrag zu Gnutella).

Das zweite System war edonkey, ein unfreies Programm, das viele kleinere Server genutzt hat, aber nicht vollständig dezentral war. Es hat es zum ersten Mal einfach gemacht, riesige Dateien weiterzugeben, indem eine Datei in viele kleine Stücke zerhackt und dann von vielen Leuten gleichzeitig heruntergeladen wurde. Dieses System (swarming) wurde von Gnutella dezentralisiert (so dass es keinen Server mehr braucht: download mesh) und später von BitTorrent zentral gehalten und vereinfacht. Als die Musikindustrie anfing, edonkey-Server zu verklagen, wurde eine dezentrale Suchfunktion integriert. Edonkey hat damit gearbeitet, dass Links zu Dateien ausgetauscht oder auf den Servern gesucht wurden.

Die Firma hinter edonkey wurde verklagt und musste schließen. Da das Programm unfrei war, starb damit ein großer Teil des Netzes (wenn auch nicht alles, denn es gab bereits freie Programme, die das gleiche konnten). Die dezentrale Suche von edonkey lebt heute als VHT in BitTorrent fort – und als alternatives Suchsystem in Gnutella (das System heißt Kademlia und ist sehr effizient darin, exakt definierte Resourcen zu finden, während die normale Suche in Gnutella auf die Suche nach Wörtern optimiert ist).

Eine der Firmen hinter Gnutella musste schließen (Bearshare) und wurde von der Musikindustrie zu einem wenig erfolgreichen Bezahlsystem umfunktioniert (wird der gemeinsame Nenner zwischen Napster und Bearshare sichtbar?).

Eine weitere wird zur Zeit verklagt, hat aber ihr Programm seit langem unter freien Lizenzen (Limewire ist unter der GPL), so dass andere es weiterentwickeln können, wenn die Firma untergehen sollte. Limewire betreibt gleichzeitig einen Musikstore, über den die Nutzer legale Inhalte kaufen und dann via Gnutella zu vernachlässigbaren Bandbreitenkosten herunterladen können. Die Musikindustrie weigert sich, mit ihnen zusammenzuartbeiten (noch ein gemeinsamer Nenner), aber sie konnten viele unabhängige Künstler gewinnen.

LimeWire ist übrigens zusätzlich ein Beispiel dafür, wie Leute im Netz Geld verdienen können, ohne die Nutzer zu etwas zu zwingen, denn es gibt eine normale Version (gratis) und eine Pro-Version, die nur ein paar andere Einstellungen hat, die jeder etwas fortgeschrittene Nutzer auch mit der normalen Version machen kann (weil dank freier Lizensierung der gesamte Quellcode verfügbar ist).

Während Gnutella und edonkey noch verklagt wurden, tauchte ein weiterer Mitspieler auf: BitTorrent. BitTorrent ist wie edonkey teilzentralisiert, aber es ist sehr einfach, einen Server dafür aufzumachen.

Doch die großen Medienfirmen beschränkten sich nicht darauf, die Firmen zu verklagen. Stattdessen zielten sie auf normale Nutzer von Tauschbörsen ab, also genau auf die Leute, die auch ihre Medien kauften, und begründeten so ihren Ruf als Blutsauger. Wer seine eigenen Kunden verklagt und dann noch erwartet, dass die noch von ihm kaufen, ist entweder sehr naiv oder hält seine Kunden für dumm…

Dank der Sorge vieler Tauschbörsennutzer wurden nun verschlüsselte und anonymisierende Netze immer beliebter, bei denen es unmöglich oder zumindest sehr schwer ist, herauszufinden, von wem bestimmte Dateien kommen oder wer Dateien herunterlädt.

BitTorrent, i2p, tor, Freenet, …: Gemeinschaft und Anonymität

Die nächste Generation der Tauschbörsen lieferte zwei weitere Stärken: Gemeinschaft und Anonymität.

In BitTorrent braucht es nicht mehr viele Resourcen, einen Server aufzumachen, und da ein Torrentserver selbst keine Daten austauscht, sondern nur die Downloader koordiniert, ist ihm rechtlich schwer beizukommen. Zusätzlich gibt es viele Torrentserver mit Anmeldung, bei denen es ohne Anmeldung nicht möglich ist zu sehen, was die anderen haben. Da sich um die Server oft Gleichgesinnte sammeln und die Torrent-Server oft Bewertungsmöglichkeiten und Kommentare ermöglichen, bildete sich um BitTorrent eine deutlich stärkere Gemeinschaft als um die vorherigen Netze. Eine Gemeinschaft, die heute mit der Piratenpartei eine politische Ausprägung findet. Einen größeren Fehlschlag als eine neue, international organisierte Partei, die für die Rechte der Tauschbörsennutzer kämpft, hätte sich die Musikindustrie vermutlich kaum vorstellen können.

In BitTorrent gibt es keine global Sicht mehr darauf, welche Dateien heruntergeladen werden, so dass viele alternative Vergütungsmethoden nur noch über Gesetze oder Verträge mit einzelnen Servern möglich wären. Die großen Medienkonzerne waren also plötzlich darauf angewiesen, dass der Staat ihnen hilft, während sie vorher noch mit einzelnen Firmen oder Gruppen hätten zusammenarbeiten können. Allerdings können sie auch in BitTorrent einzelne Nutzer verklagen. Sie haben beides gemacht: Sie haben Lobbyismus betrieben, damit auch herunterladen illegal wurde (Novelle des Urheberrechtes) und sie haben im großes Stil Nutzer verklagt.

Und durch die Klagen werden mehr und mehr Nutzer überzeugt, in anonyme Netze zu wechseln, die zwar langsamer sind, aber dafür einen fast absoluten Schutz vor Klagen bieten. Beispiele dafür sind i2p und tor, die allgemeine Anonymisierungsebenen bieten, mit denen jede Art von Datenverkehr anonymisiert werden kann. Ein anderes Beispiel ist das Freenet Projekt, das ein allgemeines, nicht zensierbares, anonymes Neuigkeitenportal bietet und auch für den Austausch von Dateien genutzt werden kann, gleichzeitig vollständig dezentral ist und Foren und anonyme Webseiten bietet, durch die sich eine Gemeinschaft entwickelt hat.

Allen drei anonymisierenden Systemen ist gemeinsam, dass sie nicht mehr nur für das Tauschen von Dateien genutzt werden (und dadurch rechtlich kaum zu fassen sind), und dass sie die Nutzer vor Entdeckung durch konventionelle Mittel schützen (also durch das, was die großen Medienkonzerne legal machen dürfen).

Nebenbei: Natürlich sind i2p, tor und Freenet nicht die einzigen. Es sind nur die aktuell größten, die ich kenne.

Kurz gefasst: Nach den massiven Angriffen gegen Gnutella und edonkey bieten BitTorrent, i2p, tor und Freenet Nutzern nun zusätzlich eine Gemeinschaft und Anonymität. Und die Nutzer haben begonnen, sich politisch zu organisieren.

Wieder auf Webseiten: Weitere Schatten der Klagen

Aber da diese vollständig anonymen Netze deutlich langsamer sind als nicht-anonyme, suchten Leute nach Alternativen. Einige halb-legale Unternehmen sahen die Lücke, die sich dort auftat und begannen, für ein Entgeld ungeprüftes Hosting anzubieten, bei dem aus der Adresse nicht geschlossen werden kann, welche Dateien angeboten werden und bei dem der Betreiber zusichert, keine Daten zu speichern. Hier wurde zum ersten Mal richtig Geld mit dem Austausch von Dateien verdient2, und die Weitergabe von Dateien wanderte zurück auf normale Webseiten, wie früher auf FTP-Servern.

Ebenso kam das Usenet zurück (Sie errinnern sich an den Teil unter „Vorzeit“?). Hier werben nun Anbieter offen mit viel höheren Geschwindigkeiten über halb-legale Usenet-Server (die Werbung dazu findet sich auf vielen kostenlosen BitTorrent-Servern).

Youtube ist ein anderes Beispiel für ein Unternehmen, das die Lücke gesehen hat. Hier sehen sich die Nutzer durch die schiere Größe von Google vor Klagen der großen Medienunternehmen geschützt und Künstler wissen eh seit langem, dass Musikvideos auf Youtube ein Muss sind. Die Kosten für den Betrieb von Youtube sind allerdings erheblich, so dass auch Google deutlich mehr Geld umsetzen muss als beispielsweise Limewire mit Gnutella, denn die Bandbreite wird nicht mehr von den Nutzern, sondern vom Provider bezahlt.

Für ein einfaches Antesten von Medien zu zahlen, sehen Nutzer immernoch nicht ein. Seit nunmehr über 10 Jahren nicht.

„Erfolge“

Der „Erfolg“ der großen Medienkonzerne ist nun also, dass es inzwischen viele Seiten gibt, die oft illegales Hosting gegen Entgeld anbieten (z.B. rapidshare und kino.*) und mit Youtube eine Videoseite, die heute zur Jugendkultur gehört, aber einen großen Betreiber braucht – und hat. Gleichzeitig gibt es weiterhin Gnutella und anonyme Netze (und Gnutella über anonyme Netze), und auch BitTorrent hat inzwischen eine dezentrale Suchfunktion.

Und immernoch ist jeder Kinofilm bei Veröffentlichung bereits in den Netzen verfügbar – was sich wohl kaum ändern wird.

Früher hat die Musikindustrie versucht, den Kassettenrekorder zu verbieten, weil Leute damit Radiosendungen mitgeschnitten haben – und die Aufnahmen weitergaben. Heute haben sie es geschafft, dass kaum mehr ein Radiosender vor dem Lied sagt, was kommen wird, und dass meist über die Lieder gesprochen wird (die Gema will dann weniger Geld). Und, dass Leute ihr Bedürfnis nach Kultur auf andere Art befriedigen. Bei Youtube auf die ineffizienteste Art: Jedes Mal, wenn man ein Video schaut, wird es erneut heruntergeladen. In Tauschbörsen wird ein Video dagegen einmal heruntergeladen und kann dann ohne weitere Bandbreitenkosten immer wieder gesehen werden, und da fast jeder eine Flatrate hat, treffen die Kosten nur den Anbieter und Internetprovider, aber nicht die Kunden).

BitTorrent ermöglicht es Künstlern wie der Leuten von Blender, ihre Medien zu minimalen Kosten an Millionen Leute zu verteilen (und gleichzeitig mit DVD-Verkäufen Geld zu verdienen. Ein Beispiel ist Sintel), und es gibt sehr viele Leute, die aus Prinzip nicht mehr von den großen Medienunternehmen kaufen.

Die großen Medienkonzerne hatten also den Erfolg, dass Systeme, mit denen die einfach hätten kooperieren können (Napster), durch Systeme ersetzt wurden, die nicht mehr kontrollierbar sind, und dass für Filme nicht die technisch effizienteste Möglichkeit genutzt wird, sondern eine gegen Klagen geschützte, mit der bei halb-legalen Hostern teilweise kriminelle Gruppen Geld verdienen, die die Resourcen haben, Geldströme so zu verschleiern, dass sie nicht gefunden werden, obwohl die Nutzer ihnen Geld geben (und viel Werbung für Angebote schalten, die andere Seiten nicht haben wollen).

Und von anderen Nutzern werden nun zum Tauschen Systeme genutzt, die selbst den chinesischen Zensurmaßnahmen widerstehen können (dafür wurde und wird Freenet entwickelt).

Und die großen Medienunternehmen haben hunderttausenden von Nutzern durch Klagen das Leben zur Hölle gemacht und eine Schmutzkampagne sondergleichen losgetreten, obwohl viele Studien bestätigen, dass Tauschbörsen den Medienunternehmen eben keinen Schaden zufügen (ich habe hier noch eine, die die Verkäufe in den USA mit den Ferien hier korrelliert haben, in denen viel mehr Dateien verfügbar sind, und herausgefunden haben, dass die Auswirkung nicht von null unterscheidbar sind. D.h. die Verfügbarkeit in Tauschbörsen hat keinen Einfluss auf das Kaufverhalten. Wenn Sie wollen, können Sie mich über die Kontaktseite erreichen, dann kann ich Ihnen das PDF schicken).

Kurz gesagt: Die Maßnahmen der großen Medienunternehmen haben einige Nutzer in die Arme von Kriminellen getrieben, andere in komplett anonyme Netze, wieder andere in den Schatten von Google und anderen als Rechtsschutz und eine weitere Gruppe in die Politik, um sich den Medienunternehmen direkt entgegenzustellen. Alle diese Nutzer haben aber eins gemeinsam: Sie gehen weg von den großen Medienunternehmen. Ich kenne keine andere (legale) Branche, die so aggressiv gegen ihre eigenen Kunden vorgeht, und erwartet, dass die dann noch von ihnen kaufen.

Die Künstler haben so teilweise ein Werkzeug verloren, ihre Werke zu minimalen Kosten an möglichst viele Leute zu verbreiten (und so bekannt zu werden). BitTorrent ist weniger leicht zu nutzen als Gnutella (gerade für kleine Dateien), weil nicht einfach mit ein- oder zwei Klicks gesucht werden kann.

Fazit

Mit jeder neuen Tauschbörse wurden die Programme besser und boten den Nutzern mehr Möglichkeiten:

  • Napster: Musik tauschen.
  • Gnutella und edonkey: Alles tauschen, dezentral, von mehreren Quellen gleichzeitig herunterladen.
  • BitTorrent: Sehr einfach Gemeinschaften gründen.
  • Freenet, i2p, tor, …: Anonymität. Es gibt Gnutella und BitTorrent über i2p…

Aus dieser Erfahrung bin ich sicher, dass Tauschbörsen nicht aufgehalten werden können, ohne ein System zu schaffen, dass nochmal deutlich restriktiver ist als die Internetzensur in China, denn jedes Mittel, das gegen Tauschbörsen genutzt werden kann, wird irgendwann auch für andere Zwecke genutzt werden. Also muss der Punkt als Ziel gar nicht erst bedacht werden. Es diskutiert ja auch niemand, ob wir eine Meldepflicht vor jedem Spaziergang einführen wollen (das wäre in etwa die gleiche Größenordnung an Kontrolle, eher sogar noch weniger restriktiv als das, was nötig wäre, um Tauschbörsen zu stoppen).

Tauschbörsen erfüllen das tiefsitzende Bedürfnis von Menschen nach kultureller Teilhabe und danach das weiterzugeben, was sie toll finden. Der einzige Weg, ihren Einfluss zu begrenzen ist es, ein legales Konkurrenzsystem aufzubauen, das den Nutzern die gleichen Möglichkeiten gibt (also auch die unbegrenzte Weitergabe) und es sehr einfach macht, für Inhalte zu bezahlen.

Ein Beispiel dafür ist die einzige wirkliche Innovation, die Apple mit dem iPhone geleistet hat: Bezahlen mit einem einzigen Klick. Wenn es einfacher ist, Musik zu kaufen, als sie herunterzuladen, dann werden all die Leute Musik kaufen, die keine Zeit damit verbringen wollen, ihre Lieblingsmusik erst zusammenzusuchen. Und das sind im allgemeinen diejenigen, die dank einem Vollzeitjob genug Geld haben, um für ihren Medienkonsum zu zahlen.

Der einfachste Weg, Tauschbörsen zu Geld zu machen: Ein einfaches Bezahlsystem schaffen und es jeder Nutzerin erlauben, über das System Medien zu verkaufen, solange sie 10%/20%/30% des Gewinns an die Rechteinhaberin abgibt. Tauschbörsenprogramme werden dann sehr schnell eine Bezahlfunktion integrieren. Es würde für die Betreiber schließlich genügen, eine einfache Serverquelle einzubinden, die nur freigeschaltet wird, wenn die Nutzerin bezahlt und die garantiert, dass man das gekaufte schnell findet.

Die Bezahlinformationen einfach als Metadaten in den Dateien: „Die Datei ist von der Künstlerin X und so kannst du ihr Geld geben“. Das Programm übernimmt dann die Bezahlung.

Aber das bedeutet, die Kontrolle über die Dateien aufzugeben und zu sagen „es ist uns egal, ob unsere Dateien auch kostenlos weitergegeben werden. Wir wollen mit ihnen Geld verdienen; kostenlose Weitergabe stört uns nicht.“

Und das zeigt eine der großen Krisen der großen Medienfirmen: Sie schaffen es immer weniger, dass Leute ihre Medien kaufen wollen. Inzwischen gibt es viele Nutzer, die offen sagen, dass sie den großen Medienunternehmen den Untergang wünschen. Und ein Künstler, der die Leute zwingen muss, ihm Geld zu geben, hat von vorneherein verloren, schließlich ist es gerade eine Eigenschaft von Kunst, dass sie Leute fasziniert und dazu bringt, dem Künstler etwas für diese Gabe zurückgeben zu wollen.

Durch die weitreichende Kontrolle der etablierten Medienkanäle (Fernsehen, Radio, Kino) haben die großen Medienunternehmen die Möglichkeit zu definieren, was die Mainstreamkultur ist, und sie versuchen alle Leute damit zu erpressen, dass sie nur dann an dieser Gemeinschaftskultur teilnehmen können, wenn sie ihnen Geld geben. Hätten sie dieses Machtmittel nicht, wären sie vermutlich längst Pleite gegangen – oder würden ihren Kunden einfach sagen „wenn ihr die Künstler unterstützen wollt, dann kauft ihre Platten“.

Zum Glück bildet sich aber im Internet Stück für Stück eine alternative Kultur, in der Künstler Geld verdienen, ohne ihre Kunden und Fans unter Druck zu setzen. Dazu aber später mehr…


  1. Meine Erfahrung kommt von Jahren der Nutzung. Ich habe mit Napster angefangen, bin dann zu Gnutella gewechselt und habe nebenbei von Zeit zu Zeit edonkey verwendet und ein paar andere getestet. Seit einigen Jahren bin ich Moderator im GDF, der Mailingliste der Gnutella Entwickler, über die bis Mitte 2008 die Entwicklung koordiniert wurde und irgendwann 2004 habe ich Gnutella für Benutzer geschrieben, das die Funktionsweise von Gnutella in allgemeinverständlichen Worten erklärt (Deutsch und Englisch). Zwischendrin habe ich verschiedene anonyme Netze getestet, z.B. ants und i2p, und BitTorrent als normaler Nutzer verwendet. Heute verwende ich das Freenet Projekt, weil ich darin die beste Versicherung dafür sehe, dass wir einen Ort haben werden, an dem wir den Kampf für die Rede- Meinungs- und Pressefreiheit koordinieren können, wenn die sich aktuell abzeichnenden Zensurgesetze beschlossen werden sollten (und ihre Anwendung sich ausweitet – wie leider zu erwarten ist). Kurz: Ich habe mehr oder weniger direkt all das erlebt, von dem ich hier schreibe. 

  2. Geld verdienen vs. Anonymität: Prinzipiell gilt, dass die anonymen Tauschbörsen nur solange wirklich anonym sind, wie die Nutzer kein Geld damit verdienen. Ansonsten kann nämlich der Spur des Geldes gefolgt werden. Und diejenigen, die in der Lage sind, einen Geldfluss zu verschleiern, brauchen auch keine anonymen Tauschbörsen: Die können auch normale Webseiten so anmieten, dass ihre Identität nicht gefunden werden kann. 

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