Fast 50% der Links in Entscheidungen des Obersten US-Gerichtshofes sind tot, genau wie 70% der Links in Harvard Law Review. Werdet kein Teil des verrottenden Netzes! Erhaltet das Internet! Erhaltet eure Links!
Ich stoße im Netz immer wieder auf tote Seiten, und es gibt wohl niemanden mit etwas Erfahrung im Netz, der noch nie auf einen vielversprechenden Link geklickt hat, nur um zu merken, dass die Seite verschwunden ist – oder ihre Struktur geändert hat.
Wenn ihr eine eigene Seite habt, versucht bitte, euren Besuchern diesen Ärger zu ersparen.
Es geht dabei allerdings nicht nur um eure Nutzer. Ihr schadet auch euch selbst, wenn ihr eure Seite so umstrukturiert, dass existierende Links brechen. Das gilt umso mehr, wenn ihr die Domain wechselt und die alte nicht weiterleiten lasst.
Ihr wisst nie, welche von euren Seiten noch in 5 Jahren in Foren kursiert.
Lasst mich dazu eine kleine Geschichte erzählen.
Ich schreibe seit der Schulzeit eigene Webseiten, und bis auf die erste sind sie alle noch im Netz. Dabei habe ich von Anfang an darauf geachtet, einen einmal geschaffenen Link zu erhalten, schließlich hatte ich schon allzu oft Links auf vielversprechende Rollenspielseiten gesehen und wurde von einem grinsenden „404 — Site not found“ empfangen.
Ich bin sicher, ihr kennt das Gefühl. Da ist dieser tolle Link, am besten noch mit einer Kurzbeschreibung daneben, und ihr spürt schon die freudige Erwartung auf ein paar Stunden Lesespaß in euch aufsteigen. Während sich also das sachte Lächeln der Vorfreude auf euer Gesicht schleicht, klickt ihr auf den Link und wartet darauf1, dass die Seite angezeigt wird. Ihr seht schon vor euch, wie sie wohl aussehen könnte. Ein Logo der Welt vielleicht, dazu das Lächeln eines Avatars, der euch durch die Seite begleitet.
Eine Sekunde lang könnt ihr die Vorfreude genießen, dann brennt sich euch eine grell weiße Seite mit einem wohlvertrauten und gehassten Schriftzug in die Netzhaut:
404 — Site not found2
Das Gefühl wollte ich den Besuchern meiner Seiten ersparen3. Wenn ich also gemerkt habe, dass ich eine Seite nur noch sporadisch weiterbearbeiten würde, habe ich auf die Seite Links zu meinen anderen Seiten gesetzt, und sie im Netz gelassen.
Das habe ich nicht nur einmal gemacht, so dass inzwischen eine ganze Reihe alter Seiten von mir im Netz existiert, an denen ich nur noch von Zeit zu Zeit kleine Änderungen vornehme. Beispiele sind Magie in Rollenspielen, Ern, eine Fantasywelt, Gurps und Gnutella für Benutzer4.
Die Seiten sind teilweise noch recht gut besucht (Magie in Rollenspielen hatte inzwischen z.B. über 13.000 Besucher, trotz des sehr spezifischen Themas), und Leute, die auf diese Seiten kommen, finden über die Links auf meine neuen Seiten.
Außerdem mögen Suchmaschinen sinnvoll vernetzte Seiten :)
2007 habe ich dann das Lied Infinite Hands geschrieben, frei lizensiert und ins Netz gestellt. Es erzählt einen Teil der Geschichte freier Software, und angefangen mit Youtube (dank geht an darkaptitude!) haben es Fans des Liedes in die verschiedensten Videoportale eingestellt.
Jetzt erinnert euch nochmal daran, dass Suchmaschinen sinnvoll vernetzte Seiten mögen.
Der Effekt ist, dass auch die alten Inhalte in Suchmaschienen besser bewertet werden und Besucher aller meiner Seiten die anderen Seiten finden können. Denn jeder Link auf meine Seiten, den irgendjemand irgendwo anklickt, ist ein eingehender Link, selbst dann, wenn er vor 5 Jahren in einem Forum geposted wurde.
Ein typisches Beispiel für einen alten Artikel, der sich weiterverbreitet hat, ist mein Text Konstruktive Kritik. Er steht noch auf meiner alten Seite und ist von weit vor 2005. Ich habe zwar auch eine neue Version davon auf meiner aktuellen Seite, aber die alte Version ist die meist gefundene und auch meistverlinkte.
Stellt euch einfach vor, wie viele Besucher (und zukünftige Verlinker!) ich verloren hätte, wenn ich den Link gebrochen hätte, dann wisst ihr, warum Links es wert sind, erhalten zu bleiben5.
Ihr wisst nie, welche von euren Seiten noch in 5 Jahren in Foren kursiert.
Und wenn euch das als Argument nicht stark genug ist, lest W3C Hypertext Style: Cool URIs don't change. Was ich hier schreibe ist eins der Kernelemente guten Webdesigns und war schon im letzten Jahrtausend offizieller Standpunkt des World Wide Web Consortiums. Wenn euch ein Webdesigner sagt, das wäre nicht so wichtig, dann kennt er die Grundlagen seines Gewerbes nicht und ist entsprechend ungeeignet, eine Seite für euch zu entwickeln. Sollte sich hiervon jemand vor den Kopf gestoßen fühlen, wird es Zeit, die Augen aufzumachen. Ich stehe zu dieser Aussage, denn wer ohne Not Links zerbricht zerstört das Internet.
PS: Möglicherweise auch interessant, wenn ihr für neue Seiten Links anlegen wollt, die langfristig erhalten bleiben sollen: Gehalt von Links: Kategorie und Thema des Textes. Schreibt nur bitte nicht deswegen alle alten Links um! Wenn ihr eure Links wirklich, wirklich ändern müsst, nutzt einen Redirect (drupal bietet dafür url aliase und das Modul global redirect).
Wartet eine ganze Weile lang, denn trotz Downloadgeschwindigkeiten von inzwischen oft einem Megabyte pro Sekunde hat das Internet immernoch Latenzen von gut 300ms, durch dynamische Seiten und DNS Kaskaden noch verlängert. Dazu kommen diese toll aussehenden aber für die Wartezeit grausigen Seiten, bei denen jedes Designelement ein eigenes Bild ist, das der Browser dann auch nochmal anfragen muss. Eine Sekunde Wartezeit ist im Netz daher normal, zerbricht aber jeden Arbeitsfluss. Eine Sekunde ist lang, sehr lang. Um nicht bemerkbar zu sein, müsste die Verzögerung auf unter 30ms absinken (denkt daran, dass wir im Fernsehen bei unter 25 Frames das Ruckeln bemerken). Ich sollte allerdings dabei nicht unbedingt auf zu hohem Ross sitzen, schließlich haben meine eigenen Drupal-Seiten auch durchschnittliche Generierungszeiten von etwa 300-400ms pro Seite. Von Firmen, die viel Geld in ihre Seiten pumpen, erwarte ich allerdings deutlich bessere Leistung. ↩
Ich will damit nicht sagen, dass jede 404 Seite grell weiß und unangenehm ist. Im Gegenteil habe ich bereits einige tolle und kreative Vertreter der 404-Fraktion gesehen. Einmal entschuldigte sich sogar Marvin depressiv mit „ein Gehirn von der Größe eines Planeten, und sie schicken mich auf die Suche nach Webseiten“. Solche kreativen Seiten durchbrechen den Frust zumindest für einen Augenblick mit einem amüsierten Schmunzeln. Aber trotz allem bleibt der Frust, die Zielseite nicht erreicht zu haben. ↩
Außerdem war ich noch nie sehr angetan davon, einmal erschaffene Dinge wegzuwerfen – und viel zu sehr auf Neues fokussiert, um mich der Illusion hinzugeben, dass ich alle meine alten Inhalte in sinnvoller Zeit migrieren würde :) ↩
Und wenn euch eine Seite wirklich stirbt (technische Probleme), könnt ihr immernoch die Domain auf den Link in archive.org umleiten. ↩
Meiner Meinung nach gibt es nur einen einzigen sinnvollen Grund, einen Link zu brechen: Domäne oder Webspace werden zu teuer. Ich zahle aktuell etwa 400€ im Jahr für Domains und Webspace zusammen, etwa soviel wie für unsere Internetverbindung und knapp an der Schmerzgrenze. ↩
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Nebelwand → PiHalbe
Hm ja. Ich überlege ja auch wieder hin und her, ob ich die Nebelwand wieder aktivieren soll. Andererseits habe ich alle Posts migriert und auf der Nebelwand passiert gar nichts mehr. Andererseits scheint mein manueller Referrer von dort zu funktionieren, da kommt einiges an Traffic auf. Was Dir wiederum Recht gibt, dass auch alte Artikel immer wieder aufgerufen werden. Hmm, mal überlegen.
Übrigens nett, dass Du flattr hast. Das werde ich mir Beizeiten auch mal zu Gemüte führen. Auf Geber- wie Empfängerseite.
Nebelwand und Flattr
Das ideal wäre, wenn du die einzelnen URLs von Nebelwand via url-alias in pihalbe zum Laufen bringen würdest und dann Nebelwand direkt auf DNS-Ebene umleiten könntest.
Damit blieben alle Links erhalten und deine Besucher landen sofort auf deiner neuen Seite :)
Und wenn du willst, kann ich dir gerne einen flattr-invite geben - ich habe noch zwei frei :)
Da du ein aktuelles Drupal hast, musst du flattr dann wohl auch nicht manuell in dein Theme frickeln, wie ich es heute gemacht habe :)
Zur Zeit bekommt übrigens die Taz das meiste von meinem Flattr-Geld :)
Drupalcafe
Prob ist, dass die Nebelwand eine Subdomain von Drupalcafe ist und der einzige Admin-Zugang den ich habe darin besteht, dass ich user 1 bin.
Keine Ahnung, wie und ob man da was reißen kann. Ich weiß auch nicht, ob ich die Drupalcafe-Leute damit nerven kann / sollte. Schließlich verlasse ich sie ja …
In dem Fall wäre der
In dem Fall wäre der saubere Weg wohl, die Adressen zu erhalten und auf jeder Seite einen Link zu deiner neuen Seite zu setzen. Besser noch den Link und einen Javascript-Redirect (header-redirect geht ja vermutlich nicht).
http://www.tizag.com/javascriptT/javascriptredirect.php
Dafür musst du dann wohl full-HTML als Eingabeformat nutzen.
(habe ich gerade auch nur gegoogelt).