Internet

IT des Deutschen Bundestages fremdkontrolliert. Oppositionsabgeordnete ratlos.

Update: Der Angriff wurde gestoppt. Die Linkspartei hat ihn untersuchen lassen und die Ergebnisse veröffentlicht. Es war aber nicht der letzte.

Oettingers Taliban-Netz

Die Befürworter des Diskriminierenden, Abzockenden Netzes fahren gerade so irrsinnige Argumentative Geschütze auf,1 dass ich lachen würde, wenn es nicht so verdammt ernst wäre.2 Jetzt schreibe ich, weil jemand dazu kommentierte, Oettinger hätte „im Prinzip nicht unrecht“ (erster Kommentar zum Link) und damit die Technik meinte.

Das Problem an den technischen Argumenten gegen Netzneutralität ist, dass sie auf Sand gebaute Lügengebilde sind.

Das Netz ist grundlegend auf dem Prinzip des Best-Effort aufgebaut - was bedeutet, dass weder sichergestellt ist, dass irgendeine Information ankommt, noch wie lange sie dafür braucht. Solange die gleiche Infrastruktur genutzt wird, ist das Netz einfach nicht tauglich, um Dienste bereitzustellen, die eine gewisse Leistung garantieren oder immer funktionieren müssen.

Dafür gibt es andere Infrastruktur (z.B. das Telefonnetz - genauer: Leitungsbasierte Netze).


  1. Günther Oettinger: Netzneutralität tötet, Befürworter sind Taliban-artig 

  2. Netzgemeinde: Wir haben verloren — im Ausschuss, der in der EU einen Kompromiss zwischen Rat, Kommission und Parlament aushandeln soll, sitzen zwei Feinde der Netzneutralität (einer davon Oettinger) und ein Befürworter. Der Befürworter ist vom Rat gesandt und soll dessen Netzneutralitätsfeindliche Position vertreten. So funktioniert Verrat an den Wählerinnen und Wählern. 

Praktische Erfahrungen mit einem Internet ohne Netzneutralität

Den folgenden Text habe ich dem EU-Abgeordneten Jürgen Creutzmann geschrieben, um ihm zu erklären welche Probleme ein Internet ohne Netzneutralität erzeugt. Ich habe dafür auf meine persönliche Erfahrung des letzten halben Jahres zurückgegriffen, in dem ich ungewollt den Rechner meiner Frau komplett blockiert hatte - durch Priorisierung eines kleinen Dienstes, der eigentlich kaum Leistung brauchte.

Sehr geehrter Herr Creutzmann,

Es tut mir Leid, dass ich Sie so spät abends noch störe. Ich hatte versucht, Sie telefonisch zu erreichen, musste aber vorher die Kinder ins Bett bringen - und brauchte einige Zeit, um diese E-Mail zu formulieren.

Ich schreibe ihnen, weil sie morgen an einer Abstimmung zu Netzneutralität teilnehmen und damit darüber entscheiden, wie das Internet hierzulande in Zukunft aussehen wird.

Die Telekommunikationsfirmen erzählen etwas von speziellen Diensten, die sie durch Ausnahmen von der Netzneutralität besonders gut anbieten können. Wie das Internet dann aussehen wird habe ich die letzten Monate ungewollt selbst erlebt:

Ich kann in unserem Heimnetz Dienstepriorisierung einstellen - also genau das, was Provider im gesamten Netz wollen. Ich hatte das genutzt, um sicherzustellen, dass ein bestimmter Dienst immer schnell verfügbar ist. Der Dienst hat nicht viel Bandbreite gebraucht, war aber priorisiert.

Die letzten Monate hat mir meine Frau immer wieder gesagt, dass ihr Rechner nicht mehr über WLAN ins Netz kommt, und unser Skype hatte völlig zerhackten Ton - was so weit ging, dass wir Skype nur noch für das Bild nutzten und nebenher telefonierten. Ich habe lange Zeit keinen Grund dafür gefunden.

Gerade letzte Woche habe ich mich dann daran erinnert, dass das alles angefangen hat, nachdem ich mit der Priorisierung experimentiert hatte. Ich war nie auf den Gedanken gekommen, das zu testen, denn was sollte WLAN mit Priorisierung des Netzes zu tun haben? Aber trotzdem habe ich versuchsweise auch den Rechner meiner Frau als priorisiert gesetzt. Und das WLAN funktionierte wieder. Als nächstes habe ich Skype auf priorisiert gesetzt, und es funktionierte wieder.

Das ganze passierte mit einem kleinen Dienst, der wenig Leistung braucht. Es war keine Filmplattform und keine Telefonie, sondern eine sehr einfache Anwendung, für die selbst die Geschwindigkeit eines 10 Jahre alten Modems genügen würde.

Ist das Internet kaputt? Ist die Politik kaputt? Strukturelle Probleme unserer Demokratie

Sascha Lobo, von der FAZ als Sprachrohr der Netzgemeinde bezeichnet (wer hat den gewählt?), beklagte sich letztes Wochenende in einem ganzseitigen Beitrag im Feuilleton der FAZ darüber dass das Internet kaputt sei - und gar nicht das, für das er es gehalten habe.

Thomas Stadler hält heute in seinem Blog Internet-Law dagegen, dass die Geheimdienste und unsere Politik kaputt sind.

Doch beide greifen zu kurz - sowohl Sascha Lobo mit seiner Verletzung durch das Internet, als auch Thomas Stadler mit seiner Kritik an der Netzpolitik der Regierenden.

Unsere Demokratie ist beschädigt, aber die Ursachen sind nicht in unseren Gesetzen zum Internet zu suchen.1 Vielmehr kann eine Demokratie nicht aufrechterhalten werden, wenn die Vermögens- und Einkommens-Ungleichheit zwischen Menschen so groß ist wie hierzulande (und noch vielmehr in den USA)2, auch wenn die Internetgesetze dazu beitragen, diese Ungleichheit noch weiter zu verschärfen.


  1. Natürlich ist die Rechtsprechung zum Internet Mist. Jegliche Gesetze, die 30% der Bevölkerung zu Schwerkriminellen machen, obwohl deren Handlungen erwiesenermaßen niemandem schaden, haben schön längst den Bereich der Legitimität verlassen. Aber die Gesetze sind nicht die Ursache der Probleme, und nur die Gesetze zu ändern, wird die Probleme nicht lösen, sondern höchstens etwas verschieben. 

  2. Zu große Vermögensungleichheit zerstört jede Demokratie: Wer die Informationskanäle der Menschen kontrolliert, kontrolliert auch ihre Wahlentscheidung. 

Deep Packet Inspection ist immer falsch

→ Kommentar zu einem Kommentar bei dem Artikel auf Netzpolitik, der beschrieb, dass deep packet inspection in Deutschland bereits genutzt wird: „Der Unterschied zwischen Internet in Diktaturen und Deutschland ist eine Konfigurationsdatei

Das Internet durchbricht die strukturelle Informationshoheit

Kommentar zum Text Der Bluff der Internetversteher in der Taz.

Im ganzen Artikel klingt hier mit, dass das Internet nichts wesentliches ändert. Aus der Sicht einiger Weniger ist das auch wahr: Für einen bestimmten Personenkreis ändert das Internet nämlich (fast) nichts: Für diejenigen, die vorher bereits die Zeit und das Geld hatten, ihre Meinung mit anderen zu teilen.

Das Netz ist ein Lebensraum

Leserbrief zum Artikel Piraten auf dem tazlab 2012 in der taz.

Ich denke, ein ganz wichtiger Punkt, der für die Piraten spricht, ist dass sie als einzige wirklich gemeinsam hinter Computer und Internet als Lebensraum stehen (interessante Lektüre dazu: Wir, die Netz-Kinder (kopie)).

Außerdem sind sie die einzigen, die offen sagen, dass es in Ordnung ist, was heute die meisten Jugendlichen (und auch die meisten älteren) machen: Medien nutzen und nur für die Guten zahlen.1


  1. Nein, das ist nicht alles, was die Piraten ausmacht. Aber es ist ein klares Alleinstellungsmerkmal. Es ist nicht nur eine weitergedachte Grüne Idee (wie Liquid Democracy), sondern eine wirklich aus der Lebenswelt der Menschen kommende Sichtweise. 

Die Grünen haben weit vor der CDU entschieden, dem JMStV nicht zuzustimmen – ohne sie wäre er durchgegangen

→ zu Jugendmedienschutz-Novellierung endgültig gescheitert in heise.

Die Information im Artikel, dass die Grünen vor der Entscheidung der CDU dem JMStV zustimmen wollten ist schlicht falsch.

ARD muss löschen ⇒ Alle Rezepte runterladen

Nachdem nun die ARD ihre Artikel löschen muss und bereits 80% der Rezepte gelöscht wurden, speichere ich jetzt alle ihre Rezepte auf meinem eigenen Rechner.

Da ich das mit den anderen bisher nicht gemacht habe, nutze ich wget, um das für die noch existierenden nachzuholen. Ich vermute, dass du das auch machen willst, so dass dir die Rezepte, für die du GEZ gezahlt hast, nicht gestohlen werden können.

Deshalb ist hier mein wget-Aufruf:

Erhaltet eure Links – für eure Besucher und für euch selbst

**Fast 50% der Links in Entscheidungen des Obersten US-Gerichtshofes sind tot, genau wie 70% der Links in Harvard Law Review. Werdet kein Teil des verrottenden Netzes! Erhaltet das Internet!

Gästebucheintrag für Herrn Köhler - Zensurgesetz unterschrieben, bitte treten Sie zurück

-> Das hier habe ich gerade unserem Bundespräsidenten Köhler ins Gästebuch geschrieben. Da ich vermute, dass es da nicht freigeschaltet wird, findet ihr es auch hier. Die Idee dazu habe ich von Rainer.

Update: Und er ist wirklich zurückgetreten! (Wenn auch erst dreieinhalb Monate später und aus anderen Gründen…)

Sehr geehrter Herr Köhler,

Sie haben gerade den Zwang zum Aufbau einer Zensurinfrastruktur in Deutschland bestätigt und damit geholfen, die Demokratie in unserem Land zu untergraben.

A downside of networking and public reputation: No communication for the sake of communication (alone)

-> A comment on The Importance of Managing Your Online Reputation.

I read your article, and I found the points you make very interesting, though not only in a positive way.

You tackle the “we have a network others can see” from the active side: “How can I make sure my employer likes what he sees?”.

Internetzensur: Das erste Gesetz (das ich kenne), das nur Kollateralschaden bewirkt

Da jeder, der etwas Ahnung hat, fast jeden Grad an Internetzensur umgehen kann (solange es noch Bereiche gibt, die nicht zensiert sind, egal wie klein die sind, kann damit wieder ein vollständig funktionierendes und daher unzensiertes Netz aufgebaut werden), trifft das Gesetz zur Internetzensur langfristig wirklich nur Unbeteiligte.

Es ist damit das erste Gesetz, das nur Kollateralschaden bewirkt.

The internet means unlimited copying. What we make of it depends on us

Comment to is the web too good for us on a BBC blog:

But the web was not really free in the beginning. While its structure was open for everyone and websites bloomed and blossomed by copying code and design from others, the content of sites stayed closed by copyright.

There were many thoughts of freedom in the original web, but the structure gave more freedom than the law, and the easy copying inside the new medium still didn't reach the slow legal body of our offline communities.

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Willkommen im Weltenwald!
((λ()'Dr.ArneBab))



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