Düsteres im Herz der Flotte

Ich habe diese Geschichte geschrieben, als die Düsterkeit mich selbst mal wieder gepackt hatte, und genauso ist die Geschichte geworden.

Die Geschichte dreht sich um zwei Nebencharaktere einer Geschichte in der ich seit Jahren nicht weiterkomme und die in der Welt meiner Freihändlerkampagne spielt.

Ich wollte sie eigentlich nicht ins Netz stellen, bis mein Mitbewohner mir gesagt hat, dass King (Steven, nicht Anita) teilweise schlimmer ist.

Ich würde mich auf jeden Fall über deine Meinung freuen, selbst wenn sie nur heißt: "Du bist krank!"

Viel Freude.


Gorez Kargaskre und Laurie Rinsov

Hallo Laurie. Du siehst mal wieder viel zu gut aus. Ich wünschte, du würdest wieder so in meine Kabine kommen, wie vor drei Jahrzehnten. Das werde ich nie vergessen, wie du unter Anth auf den Knien lagst und mich gebeten hast, mir den Bauch aufschneiden zu dürfen. Wie oft wir damals die Meds rufen mussten kann nichtmal die Unendlichkeit mehr zählen.

Oh, wie gerne würde ich schwelgen in den Erinnerungen aus dieser Zeit, aber die Zeiten sind vergangen, und wer weiß, ob sie je wiederkehren.

Wie unsere Welt zerbrochen ist weiß ich noch zu genau.

Die Nacht war erfüllt vom Kreischen und orgiastischen Stöhnen meiner Crew, als ich trunken von der Zerstörung, die wir gebracht hatten, in deine Kabine getaumelt bin. Du saßt auf deiner Schlafkapsel, die wir die Nacht zuvor aus der Wand gerissen und umgestürzt hatten, und sahst mich an. Deine Augen, so schön, so voll von pulsierendem Wahnsinn, wenn das Anth in deinen Adern floss, sie sahen mich an, und es war kaum eine Spur Bewegung in ihnen. Kälte starrte mir entgegen, Kälte wie weit entfernte Sterne in einem erstarrten All. In deiner Hand hattest du das Messer, mit dem du so oft in meine Haut geschnitten hattest, von dem noch heute feine Narben auf meinem Bauch bleiben, und wie oft schon standest du auf, die Klinge auf meinen bloßen Bauch gerichtet. Doch in deinen Bewegungen war keine Grazie, kein Schwingen, wie es Anth den Menschen gibt, nichts von der trunkenen Agilität, die dich von allen Anderen in meiner Crew abhob. Nein, völlig erstarrt erschienst du mir, eine Fremde Gestalt in deiner Form, die sich nicht einmal mehr bemühte, deine Stimme zu benutzen. "Weißt du, wer auf der Station lebte, Gorez?", kalt wie Eis deine Stimme und brechend wie Wangenknochen in der Presse. Nicht länger Schwung in deiner Stimme, nicht länger Klang, nur knochentrockene Kälte. Du kamst näher, unwirklich in deiner Erstarrung. "Kennst du noch Nialn Rinsov?" Dein Messer stieg höher, wie in jener Nacht, als du mir in Ekstase die Kehle aufschlitztest und wir beobachteten, wie das Blut über meinen Hals auf deinen Körper tropfte, aber du hattest nicht vor die Meds zu rufen. Deine Hand zuckte vor als alle anderen deiner Bewegungen erstarrten, als wäre sie ein eigenes Wesen, als wäre sie nicht gelenkt von dir, kein Teil mehr deines Körpers. Doch sie vergaß die Schnelligkeit, die Anth einem Körper gibt, und ich riss das Messer aus deiner Hand, so dass du vor mir standest wie am ersten Tag, als wir uns gesehen haben. Der erste Tag auf Lergest, wo ich dich fand, wo du alleine deine Ferien verbringen wolltest, wo nur du übrig bliebst, nachdem meine Crew ihren Spaß hatte.

Nicht länger weiß ich, was ich in dieser Nacht dachte, als ich dich rennen ließ, und nicht länger weiß ich, was meine Hand missen ließ, dass sich das Messer nicht in deine Kehle sondern in dein Bein bohrte. Ich fing dich an der Rettungskapsel. Flucht war als einziges in deinem Geist. Später in dieser Nacht fanden wir dein Anth, unangerührt in deiner Schlafkapsel. Noch während ich das Messer in deinem Bein packte und herumdrehte, noch während deine Muskeln krachend rissen, stolpertest du vorwärts und die Schotts schlossen sich. Fast hätte ich es verpasst, das Messer noch in deinen Bauch zu werfen, bevor die Rettungskapsel ins All verschwand. Ich bin sicher, auch du hast diese Narbe behalten, wie auch ich meine Narben trage. Seit diesem Tag, als das Gas, das du in das Lebenserhaltungssystem eingespeist hast, meine ganze Crew in stundenlanger Qual tötete und mich zwang, selbst schmachvoll in der zweiten Rettungskapsel von meinem eigenen Schiff zu fliehen, seit diesem Tag folge ich jeder deiner Bewegungen, verfolge jede Nachricht über dich, versuche dein Wesen zu kennen. Und dein Wesen kenne ich. Ich vor Allen kenne es, kenne es besser als du selbst, die du jetzt an Werte zu glauben denkst, an Gehorsam und Pflicht und die Raumflotte, die Ulegoj doch nichts als Unfreiheit bringt. Wie verhätschelt du doch warst bei deiner Geburt, in deinen ersten Jahren, mit Botschaftern als Eltern, Verwandten in Firmen, aller Macht, die du dir je wünschen könntest in Reichweite deiner Hände. Ja, selbst Repräsentantin der Föderation hättest du werden können, wenn du nicht gewusst hättest, dass keine Macht in diesem Posten liegt, dass Repräsentanten nichts entscheiden und am besten aus dem Hintergrund beherrscht werden.

Unter der Aufsicht deiner Eltern bist du aufgewachsen, immer in dem Wissen, welche Macht du eines Tages haben würdest, und du bist weit gekommen. Die Universität auf Nekrinisp hat keinen Moment gezögert dich aufzunehmen, und ja, du wärst nicht nur als gute Schülerin zurückgekommen. All die Kontakte, die du dort aufbauen konntest, all die hohen und echten, falschen und mächtigen Freunde, die du gewonnen hast. Und dann die letzten zwei Wochen Freizeit vor den letzten Prüfungen, zwei Wochen in Lergest, die dich zu mir geführt haben, weit entfernt von all den Anderen, den Mächtigen und Reichen, weit entfernt, wo du einmal völlige Freiheit von allen Verpflichtungen erfahren wolltest. Und du hast sie erfahren, die völlige Freiheit, die nur Anth dem Körper bringt, die Ekstase, seinen eigenen Verfall zu sehen und zu wissen, was ihn stoppen wird und es bis zum letzten Augenblick zu verzögern, bis der Drang des Körpers übermächtig wird, das Herz verstummt, aufhört das Blut in die längst erstarrten Lungen zu pumpen. Und dann die unendliche Erlösung, wenn das Anth sich langsam seinen eigenen Weg durch das bewegungslose Blut bahnt, wenn die Meds deinen Körper packen und wissen, dass du lebst, und du weißt, dass du lebst, dass dein Leben weitergeht, dass nichts dein Leben aufhält, wie es sich langsam wieder in dir ausbreitet, wie wieder der Puls in deinen Pupillen schlägt, das Lied, das du schon immer kennst, wie deine Pupillen sich in seinem Rhythmus weiten und schließen und du doch besser siehst als je zuvor, wie du Kraft ziehst aus jedem Verfall und mit jedem Mal stärker wirst, stärker als alle deiner Kannten, stärker als alle, die jemals in deinem Weg stehen.

Doch all das hast du aufgegeben für deine Jagd auf mich. Was bringt deine Jagd dir großes? Die Erfüllung muss wahrhaft gewaltig sein, größer, als ich es in all unseren Menschenjagden je erlebt habe, und auch mich erregt sie, die Jagd, als Jägerin dich, die du mir nun in beinahe allem ebenbürtig bist, und gefangen hättest du mich schon lange, wenn du deine falsche Ethik ablegen würdest, dich wahrhaft der Ekstase der Jagd widmen würdest, in der nichts zählt, als dein erwähltes Opfer, in der jeder fällt, der deinen Weg durchkreuzt, und die dich deinem Ziel immer näher bringt, den Moment der Erfüllung immer weiter hinauszögert, bis du es in einem einzigen Moment der ewigen Ekstase erlegst. Wahrlich, wärst nicht du auf meiner Spur, dieses Leben könnte der Langeweile anheimfallen. Deine Jagd ist es, die mir hilft, mich des immer wieder rettenden Schusses Anth zu erinnern, unsere Jagd immer weiter fortzusetzen, bis wir uns eines Tages gegenüberstehen und sehen werden, ob ein gestählter Körper wie deiner, den du 30 Jahre lang schon trainierst, um mir eines Tages gegenübertreten zu können, ob solch ein Körper dem Anth widerstehen kann, das durch meiner Adern pulst.

Vor dreißig Jahren bist du geflohen, und noch immer brennt das Feuer des Anth in dir, auch wenn du es nicht mehr erkennst, auch wenn du es für deinen Hass auf mich hältst. All die Zeit, all die Jahre, nachdem du zurückgekehrt bist. All das Vermögen deiner Eltern, mit dem du deine Akten von der Seuche deiner Taten gereinigt hast. Ich erinnere mich zu gut der ersten Meldung, als ich aus der Rettungskapsel gestiegen bin, in einem Transporter, dessen Kapitän in seinem Unglück mir helfen wollte wo er doch nicht wusste, wer ich war. "Eine letzte Meldung, frisch aus unseren Agenturen: Laurie Rinsov, Tochter von Nimmf und Neresslenning Rinsov, den zwei Botschaftern von Nedreslininn, wurde auf Grelsgalkch schwerverletzt aus einer Rettungskapsel geborgen. Das Krankenhaus meldet, dass sie sich in guter Verfassung befindet. Noch weiß niemand, was sie im vergangenen halben Jahr gemacht hat, doch ihre Universität auf Nekrinisp meldete bereits, dass sie ihr unter diesen erschwerten Umständen ihren Abschluss auch ohne nochmalige Prüfung zugestehen, da ihre bisherigen Noten und ihr Persönlichkeitsprofil zeigen, dass sie die Prüfung ohne jegliche Probleme bestanden hätte."

Wenig wussten sie, was du erlebt hattest, und noch weniger sollten sie erwarten, was du erreichen würdest in deinem Leben oder wie viele Leben du noch nehmen würdest, um meines am Ende doch nicht zu bekommen.

Gute Jagd, Versehrte. Ich erwarte unser nächstes Treffen.

Es wird im Rat sein.

~ Gorez Kargaskre ~

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